Читать книгу Die Taufe auf den Tod Christi - Claudia Matthes - Страница 50
3 Zusammenfassung
ОглавлениеΒάπτω bezeichnet im ursprünglichen Sinn ein „Ein- bzw. Untertauchen“, jedoch auch zunehmend übertragen ein „Färben“ (durch Untertauchen). Ersatzweise können, um ein „Ein-/Untertauchen“ auszudrücken, die Nebenform δύπτειν oder auch βαπτίζω verwendet werden.
Βαπτίζω kann ebenfalls „Ein- bzw. Untertauchen“ meinen, wird jedoch mit den weiteren Bedeutungen „Überwältigtwerden, Versinken und Versenken“ tendenziell in extremeren, oft lebensgefährdenden oder sogar -beendenden Kontexten verwendet. Neutestamentlich steht es zusammen mit τό βάπτισμα bzw. ὁ βαπτισμός fast ausschließlich für die Johannes- oder die christliche Taufe. Auch wenn eine Verwendungsweise als terminus technicus kaum zu bestreiten ist, bleibt angesichts von wechselnden Präpositionen und der sich in den neutestamentlichen Schriften unterscheidenden Art der Verwendung mindestens für das Verb βαπτίζω dennoch anzufragen, wie weitgehend und einheitlich der terminus technicus verwendet wird.
Eine erste Untersuchung der paulinischen Taufstellen lässt vermuten, dass es sich bei der εἰς-Taufformel um eine den Adressaten bekannte, formelhafte Wendung handelt, welche allerdings noch variablen Gebrauch gegenüber offen und in ihrer Bedeutung (aus Sicht des Paulus) erläuterungsbedürftig ist.
Die Herleitung der ὄνομα-Taufformel vom Hebräischen בשם oder לשם spricht für eine Deutung der Herstellung einer besonderen Beziehung zwischen Christus und dem Täufling in der Taufe. V.a. für Menschen, die des Hebräischen nicht mächtig sind, verfügt die ὄνομα-Taufformel über einen wesentlich höheren Abstraktionsgrad als etwa die εἰς-Taufformel. Darin besteht möglicherweise ein Grund für die Bevorzugung der εἰς-Taufformel durch den Heidenapostel Paulus, welchem die ὄνομα-Taufformel durchaus bekannt ist.
Bezüglich des Verhältnisses beider Formeln bedürfte es weiterführender Untersuchungen, um endgültig klären zu können, ob es sich um zwei völlig unabhängige Formeln handelt,1 oder aber die εἰς-Taufformel eine, wenn auch weit entfernte Vorform2 oder auch Kurzform3 der ὄνομα-Taufformel darstellt. In den im Folgenden schwerpunktmäßig untersuchten paulinischen Tauftexten findet sich mit Ausnahme der Sonderstelle 1Kor 1,13.15 lediglich die εἰς-Taufformel.
Allgemein bleibt noch festzuhalten, dass es sprachlich als wesentlicher Unterschied zu werten ist, ob man von βαπτίζω εἰς … spricht – selbst wenn dies bereits einen gewissen Formelcharakter erreicht hat – oder ob man subjektivierend τὸ βάπτισμα verwendet. Der Verbalgebrauch legt (noch) einen erkennbaren Schwerpunkt auf den Vollzug bzw. die Handlung und hat daher m.E. noch eine originär größere Nähe zum ursprünglichen Wortsinn und darin zu einer möglichen Symbolik der Handlung. τὸ βάπτισμα dagegen hat wesentlich deutlicher den Status als terminus technicus erreicht. Für diese differenzierte Wahrnehmung des Sprachgebrauchs spricht auch der Befund der unterschiedlichen neutestamentlichen Schriften: Während sich τὸ βάπτισμα erst in den späteren Schriften des NT (Evangelien; Apg; kath. Briefe) findet, verwendet Paulus in seinen Briefen stets die Verbform – vermutlich auch, weil die Tauf(theologi)e in dieser Zeit noch mehr der Erläuterung und Entfaltung bedarf.
Die folgenden exegetischen und vergleichend ritologischen Untersuchungen haben zu erbringen, ob sich die hier offen gebliebenen Fragen beantworten und die geäußerten Thesen verifizieren lassen.