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1.2.4 Zusammenfassung ὑπό νόμον

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Vor dem Hintergrund eines solchen Argumentationsganges wird schnell klar, in welcher der weitgefächerten Bedeutungen (Bewachen, Einschließen, Behüten/Bewahren)1 Paulus das sich ebenfalls auf das Gesetz beziehende φρουρέω (3,23) verwendet, nämlich synonym zu συγκλείω (3,23): gefangen gehalten, eingeschlossen, verwahrt. Dass die Tora wie ein Zaun begrenzt, ist eine geprägte Vorstellung,2 die hier jedoch eine negative Interpretation im Sinne von Gefängnismauern erfährt. Sie dient nicht dem Schutz, sondern steht vielmehr der Freiheit entgegen. Hier liegt auch die entscheidende Gemeinsamkeit der verschiedenen Gesetzesmetaphern. Die Betroffenen sind auf unterschiedliche Weise bewacht, begrenzt, gefangen bzw. erwarten und erhoffen daher ihre Mündigwerdung und damit „Befreiung“ vom παιδαγωγός, ἐπιτρόπος bzw. οἰκονόμος oder eben direkt aus der Knechtschaft.

Paulus geht nicht darauf ein, in welchem Zustand und welchen Machtverhältnissen die Menschen lebten, bevor ihnen das Gesetz gegeben wurde, sondern fokussiert seine bildreiche Argumentation auf zwei Aussagen: Erstens ist das Gesetz eine Größe, die Freiheit einschränkt und Selbstbestimmung nahezu unmöglich macht und zweitens ist diese Macht seit Christus bzw. dem Kommen des Glaubens gebrochen. Gerade die über den Text hinausreichenden Argumentationslinien verdeutlichen, dass εἰς (3,23.24) in diesem Zusammenhang nicht anders als zeitlich zu verstehen ist und nicht etwa im Sinne einer auf den Glauben vorbereitenden Funktion des Gesetzes. Dabei kann das Ereignis, das die Befreiung bewirkt und damit das Ende des Gesetzes bestimmt, wechselweise als „Glaube“ (ἡ πίστις [3,23.26]), „Kommen des Glaubens“ (ἐλθεῖν τὴν πίστιν [3,23.25]) oder einfach als „Christus“ (Χριστόν [3,24]) bzw. „auf Christus getauft-Werden“ (εἰς Χριστὸν ἐβατίσθητε [3,27a]) beschrieben werden, ohne dass nähere Differenzierungen in der paulinischen Darstellung erkennbar wären. Dies wiederum leitet zu der Schlussfolgerung, dass das Christusereignis dem Gesetz nicht grundsätzlich ein Ende bereitet. Bildlich gesprochen: Es werden nicht alle Gefängnisse geöffnet, Pädagogen und Vormünder grundsätzlich obsolet oder das System der Sklaverei abgeschafft. Bereits die zeitliche Parallelisierung von Christus und Glauben vor den Kontrastbildern der Gesetzesmetaphern spricht dafür, dass dies jeweils nur für den Einzelnen gilt.

Der Anschluss an Vers 26 mit γὰρ verdeutlicht, dass ὅσοι (3,27a) nicht etwa die πάντες (3,26) einschränken soll, sondern sie und damit die υἱοὶ θεοῦ (3,26) näher bestimmt, nämlich als solche, die εἰς Χριστὸν (3,27a) getauft wurden.3 Da die Vielfältigkeit und Deutungsmöglichkeiten der Taufformeln bereits dargestellt wurden,4 soll hier lediglich am Ende des Abschnittes gefragt werden, ob die Verse 27f zu einer weiteren Klärung, etwa im Hinblick auf eine mögliche räumliche Deutung, beitragen können.

Die Taufe auf den Tod Christi

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