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A.2. ImagiNation:

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Zur literatur- und kulturwissenschaftlichen Analyse stereotyper Selbst-/FremdBilder

[…] Son of man, You cannot say, or guess, for you know only/A heap of broken images, […] (T.S. Eliot: The Waste Land)1

2006 erregte der Film Borat des britischen Komikers Sacha Baron Cohen gewinnträchtige Belustigung, aber auch heftige Diskussionen. Sein zentrales satirisches Verfahren war, gängige Stereotypen über den ‚Wilden Osten‘ Europas in einem imaginären „Kasachstan“ zu verorten und den dort ansässigen Protagonisten auf eine Entdeckungsreise durch Amerika zu schicken, wo er mit seinem interkulturell bedingten Fehlverhalten letztlich nur die Körperfeindlichkeit und Engstirnigkeit von George Bushs Vereinigten Staaten enthüllte: ein prekärer und politisch unkorrekter Ansatz, der auf einer ‚schwarzen Pädagogik‘ des umgepolten Vorurteils fußt, das Gegenstand einer postmodernen Rückspiegelung wird. (In Kanada jedenfalls verließen erregte ukrainischstämmige Zuschauer den Kinosaal, da sie den Film als „disgrace“ für ihre Nation empfanden – obwohl die Ukraine hier nirgendwo vorkommt, sondern als Set für die Eröffnungsszene ganz offensichtlich ein rumänisches Dorf diente.)

Eine der vornehmlichsten Aufgaben für eine postkolonial inspirierte Literatur- und Kulturwissenschaft könnte nun sein, anhand von kulturellen Text- und Bildwerken wie diesem Film das Ineinander von Repräsentation(en), Machtstrukturen und Identitätskonstruktionen aufzuzeigen – in Form einer Ima­gologie,2 die sich auch um kritische Anschlussfähigkeit an eine gegenwärtig boomende Bildwissenschaft3 (bzw. Visual Studies) und andere verwandte Disziplinen4 bemüht. Mit Jörg Barberowski formuliert, wären dann Repräsentationen „Darstellungsformen des Wissens, die dem Menschen überhaupt erst ermöglichen sich eine Welt zu errichten. Wo etwas zum Ausdruck gebracht wird, äußert es sich in symbolischen Formen.“5 Barberowskis 2008 erschienener Sammelband Selbst- und Fremdbilder wollte in diesem Sinne auch das Henne-Ei-Problem zeigen, wie „Repräsentationen soziale Ordnungen erzeugen, wenn Menschen einander begegnen, und wie diese Repräsentationen [wiederum] von den Ordnungen geformt werden, aus denen sie sich hervorbringen“:6 „Dabei wird nicht nur deutlich, wie Repräsentationen entstehen und sich verändern, sondern auch, wie überkommene Repräsentationen verschwinden oder zur Entleerung gebracht werden und mit ihnen die Ordnungen vergehen, die sie stabilisiert haben.“7 In einem ähnlich ausgerichteten Sammelband von Hans Bayerdörfer u.a. heißt es in Bezug auf identitäre Konstruktionen: „Bilder prägen die Vorstellungen von Fremdem, sie leisten seine Erfassung und Bemächtigung. Bilder weisen die Orte an, an denen sich das Selbst positioniert und wo das Andere seinen Platz findet.“ Denn, wie auch Michael Hofer in seiner denkwürdigen Studie zum ‚Integrations‘diskurs in Österreich schreibt, „wir sprechen uns nicht selbst, sondern werden immer schon durch andere gesprochen“8 – womit auch Faktoren wie Macht und Machtlosigkeit, (Un-)Gleichheit und Partizipation innerhalb und zwischen Gesellschaften zur Sprache kommen.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit jenen kulturellen „Selbst- und Fremdbildern“, „Stereotypen“, „Klischees“, o.ä.9 führt jedoch, wie noch zu zeigen ist, häufig zu theoretischen Aporien und damit in jene Sackgasse zurück, in die die sog. Komparatistische Imagologie bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geraten ist: Weist uns hier eine Intervention des postkolonialen Theoretikers Homi Bhabhas einen Ausweg – oder ist sie gut poststrukturalistisch der endgültige road block?- Quasi eine Leistungsschau, was Imagologie war/will/leistet und was sie sein könnte, bildet denn auch im Folgenden das Vorhaben unseres zweiten Theorieblocks.

Habsburgs 'Dark Continent'

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