Читать книгу Wovon wir leben - Corine Pelluchon - Страница 6

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Was bedeutet essen? Wie regelt man diese Metonymie der Introjektion? [...] ‚Man muß wohl essen‘ heißt nicht als erstes, etwas in sich aufzunehmen und zu umfassen, sondern essen zu lernen und zu essen zu geben, Lernen-dem-Anderen-zu-essen-zu-geben. Man ißt nie allein, das ist die Regel des ‚Man muß wohl essen‘. Es ist ein Gesetz unendlicher Gastfreundschaft. [...] Sie bestimmt das Gesetz, den Bedarf oder das Verlangen [...], die orexis, den Hunger und Durst [...], den Respekt vor dem Anderen im selben Augenblick, da man, indem man ihn erfährt [...], beginnen muß, sich mit ihm zu identifizieren, ihn zu assimilieren, zu verinnerlichen, in idealer Form aufzufassen [...], ihn mit Worten anzusprechen, die ebenfalls durch Mund, Ohr und Augen gehen, und das Gesetz zu respektieren, das gleichzeitig eine Stimme und ein Tribunal ist [...]. Die erhabene Überfeinerung des Respekts vor dem Anderen ist auch eine Art ‚guten Essens‘, eine Art ‚Essens-Gut‘. Das Gute läßt sich auch essen. Man muß es gut essen.

Jacques Derrida, „‚Man muß wohl essen‘.

Oder die Berechnung des Subjekts“, Auslassungspunkte.

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