Читать книгу Die Seidenstraße – gestern - heute - morgen - Cornelia Reiwald - Страница 10
VOM URPRIMATEN ZU EINSTEIN
ОглавлениеUnsere Urprimaten lebten vor 50–90 Millionen Jahren (oder lange vorher, wie man auch liest) auf der Seidenstraße, es waren die Altweltaffen. Nach der Bewegung der Erdteile verteilten sich die Affen über ganz Asien, von wo sie nach Afrika trieben. Dort wurden sie zu Homo sapiens, von denen wir abstammen.
Alle Affen waren immer schwarz. Erst als Menschenaffen in weniger warme Gebiete wanderten, hellte sich ihre Haut langsam auf. Weiße Haut ist eine rein biologische Anpassungsreaktion auf verändertes Klima. Diskriminierung ist nicht vertretbar. Dem Affen folgten die Lemuren auf Madagaskar vor 40 Millionen Jahren, die einzig in Pakistan Verwandte haben.
Winzige Halbaffen-Fossile, 20 Millionen Jahre alt, fand man in Ägypten. Affenarten können 0,5–275 Kilo wiegen. Alle haben ein Fell, alle klettern auf Bäume. Der lange Schwanz hilft dabei. Manche schlafen auf dem Baum, andere ziehen den Erdboden vor. Sie schlafen bei Tag oder bei Nacht. Sie benutzen ihre vier Beine zum Gehen, Klettern und Springen. Sie lieben Gesellschaft und organisieren sich hierarchisch – Monogamie, Harem, Gruppe, Familie oder Erziehung der Kinder. Sie kommunizieren mit Tönen, Grimassen, Körperhaltungen und Geruch. Sie essen ausgeglichen; Kohlehydrate, Gemüse und Früchte wie wir. Sie sind meist Vegetarier. Alle Affen sind sehr sauber, die Fellpflege wird gegenseitig ausgeführt.
Wie kamen Urprimaten vor Millionen Jahren aus Myanmar/Burma/Asien nach Afrika? Klimawechsel, Erdbewegung und Wanderlust. Sie ließen sich in Afrika nieder, wurden zu Homo sapiens, gingen aufrecht, schliffen Steine zur Axt. Auf dem Hin- und Rückweg hinterließen sie Verwandtschaft auf dem ganzen Seidenstraßennetz. Die Entwicklung des Primaten zum Sapiens und zum modernen Menschen dauerte lange und man weiß noch wenig über die Affen, die die Wissenschaftler immer mehr faszinieren. Vom Urprimaten zu Einstein, vom Orang-Utan zu Algorithmen – wir wissen so wenig. Auch Darwins Evolutionstheorie kann sich nur an Tatsachen festhalten.
Die Domestizierung der Natur beginnt 12000 v. Chr. Homo erectus, dann Sapiens später Nomaden organisierten sich. Es gab Herrscher und Volk, Schrift, Geld, Götter. 4250 v. Chr., im heutigen Irak, Iran, Syrien und der Türkei entstand das Akkad und erste zentralasiatische Kaiserreich im damaligen Mesopotamien. 4500 v. Chr. erreichte Sapiens Austrasien oder das mediävale Europa – Affe oder Mensch?
Die Seidenstraße erlebte dramatische Klimaveränderungen. Menschen und Tiere wanderten weiter. 2500 v. Chr. entstand das Persische Reich. Buddha veränderte die Seidenstraße mit seiner Philosophie. Aus Göttern und Propheten wurden Religionen.
Lange zuvor hatte sich China zur Hochkultur entwickelt, von der nur wenige wussten und manche ahnten. Kolumbus oder Alexanders Traumziel war China, wo die Dächer aus Gold wären.
Gestern, heute, morgen. Primaten, Menschen. Der Übergriff auf Natur und Tiere ist fast gelungen. Technologie soll sie ersetzen. Umweltkatastrophen und Pandemien aus Natur und Tierwelt antworten. Kann die Neue Seidenstraße Völker, Natur und Tiere versöhnen? Können Algorithmen die Zukunft errechnen?
Die Seidenstraße ist die Wiege der Menschheit, wo sich Affen, Nomaden. Sapiens und der moderne Mensch tummelten. Wo Perser, Römer, Griechen, Mongolen und Han-Dynastien philosophierten. Was für eine fantastische Vorstellung!
Den ältesten Homo-Schädel fand man in Burma und Afrika, 470.000–807.000 Jahre alt. Es folgten der Dmanisi Man in Georgien, derPeking Man in Peking, der Yuanmu Man in Yunnan, Alesi in Kenia, Lucy, Ötzi und mehr. In China fand man Steinwerkzeuge, die auf 2,1 Millionen Jahre geschätzt werden. Die Wissenschaft steht vor Überraschungen.
Man weiß nicht, warum manche Affen zu Homo und dann Sapiens wurden. Heute gibt es beide überall auf der Welt, außer in der Antarktika, wo es für Affen zu kalt ist. Nicht Kolumbus brachte sie nach Amerika, sie hatten es längst vorher an Perus Küsten geschafft.
Affen in China, Thailand und Burma gehören der Orang-Utan-Gruppierung an. Während Menschen im Westen von Gorillas und Schimpansen abstammen, die die höchste Lebenserwartung haben. Affen werden im Zoo 15, in freier Wildbahn bis zu 50 Jahre alt. Übrigens sind sie über die Jahrtausende gewachsen.
Neue paläontologische Ausgrabungen mit internationalen Forschern bestätigen, dass die Burma-Zähne Fossilien Afrasia zugeordnet werden müssen, einer unbekannten Primatenrasse von vor 37 Millionen Jahren. Interessant ist die Tatsache, dass die Primaten aus Afrika und Burma miteinander verwandt sind und die Einwanderung auf der Seidenstraße vor den dort ersten Fossilienfunden stattgefunden hat. Unterwegs hat Afrasia nicht nur in Libyen, wo man Fossilien fand, Verwandte hinterlassen. Der Primat aus Burma entwickelte sich aber erst in Afrika zum Sapiens. Warum, ist noch ein Rätsel.
Der Weg unserer Vorfahren über die Seidenstraße war schwierig. Eurasien und Afrika waren durch das Thetys – heute Mittel- und Kaspisches Meer – getrennt. Affen können nicht schwimmen. Es gibt Hypothesen, dass sie, bevor sie zu Sapiens wurden, schwimmen konnten, sich treiben ließen, über sumpfige Übergänge wateten oder ertranken.
Vor 24 Millionen Jahren war der Planet mit Affen bevölkert. Vor 12 Millionen Jahren erfanden sie den Aufrechten und damit unseren Gang.
Noch heute lebt die Mehrzahl der Affen auf der Seidenstraße von Afrika bis Japan. Die Individuen reichste Affenart ist heute der Mensch mit sieben Milliarden und die größte Säugetierpopulation. Neuweltaffen leben in Amerika, Altweltaffen auf der Seidenstraße.
Das Max-Planck-Institut freut sich, in Marokko fossile Knochenreste und Steinwerkzeuge ausgegraben zu haben. Homo sapiens, 300.000 Jahre alt, 177 cm groß. Solche Meldungen überholen einander immer schneller, fast jeden Tag.
Der anatomisch moderne Mensch lebte ausweislich eines Fossils in Tianyuan, China, seit 40.000 Jahren. Wurden Asiens Primaten damit weit früher über die Seidenstraße katapultiert? Äthiopien, Georgien, Marokko, China … man baut, gräbt und findet. Die Wissenschaft ist erst am Anfang, in Düsseldorf grub man einen Neandertaler aus, der in Europa, Nordafrika Zentral- und Vorderasien spazierte. China ist ein Friedhof von schwer zuzuordnenden Fossilien, 350.000–1.000.000 Jahre alt. Alle Funde zeugen von wandernden Urmenschen; Sapiens, Erectus, Nomaden. Sie alle liebten das Reisen. Paläontologen, Archäologen, Forscher und alle die graben sind fasziniert, bis heute kennt man erst sieben Prozent der Affengeschichte, die sich auf der Seidenstraße abgespielt hat. Im August 2021 machten chinesische Wissenschaftler die ersten 3D-Aufnahmen mit der weltweit höchsten Auflösung eines Affenhirns für neurologische Untersuchungen, von dem sie sich viel versprechen.
Vieles führt direkt in unsere Zukunft und vielleicht zu fluorgrünen Affen, die einmal im Highspeed-Zug oder in fliegenden Objekten mit uns als neue Spezies reisen werden. Man lasse seiner Fantasie freien Lauf.
Der Mensch zähmte das Feuer für Licht und Wärme, mit den Steinwerkzeugen tötete er Tiere, auch Affen, seine Brüder. Er aß Früchte und Wurzeln dazu. Es gab eine Zeit, vor etwa einer Million Jahren, als sich Uraffe und Urmensch trennten und begegneten. Was geschah?
Bestattungen von Familienmitgliedern und Grabbeilagen zeugen vom Glauben an Magie und dem Weiterleben nach dem Tod. Rituale und Opfergaben sollten die Geister gnädig stimmen.
Von den 500 Affensorten ist jede zweite wegen Bedrohung ihres Lebensraumes in ihrem Bestand bedroht. Löscht der Mensch seine eigene Spezies aus?
Die Stadt Basel/Schweiz räumte den Affen 2020 das Affenrecht ein.