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ZHOU-, XIA-, SHANG-DYNASTIE

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Die Zhou- und Xia Dynastien hinterließen kaum Schriften. Traditionelle Geschichte wurde immer mythisch ergänzt. So hätten sich Dynastien das Mandat des Himmels eigens zuerkannt. Was auf Knochen und Bambus in chinesischen Schriftzeichen gefunden wurde, betrifft Überirdisches oder Medizin, aus denen man die Namen der Könige und deren Zeit lesen kann. Man fand Spuren alter Kulturen und Städte lange vor 2000 v. Chr. und ehe es Kaiserreiche gab. Tausende Orakelknochen zeugen von besonderen Ereignissen wie astronomisch Ungewöhnlichem, Sonnen- oder Mondfinsternis, von Wissenschaftlern verschieden interpretiert. Fünf Planeten hätten sich zweimal für ein Ereignis verbunden, liest man. Ist Urzeitkultur unwahrscheinlich und obskur? Xia, Shang, Zhou … die Ming-Dynastie beschreibt sie neu, Forscher sind fasziniert.

Die Shang-Dynastie (1600–1066 v. Chr.) wurde von Cheng Tang, einem tugendhaften König in der Bronzezeit gegründet. 30 Könige folgten ihm in 600 Jahren. Die Shang- oder Yin-Dynastie lebte in der Bronzezeit am Gelben Fluss. Ritualobjekte, Kalendersystem, Schrift, Opfer und Bestattungsriten, große unterirdische Grabanlagen, Schriftzeugnisse auf Muschelschalen und Orakelknochen wurden gefunden. Die Shang-Dynastie war ein Zusammenschluss vieler kleiner Stämme, die sich von Barbaren und Nomaden abgrenzten.

Es war die Zeit der großen Philosophen und Kultur Chinas. Die Hauptströmungen waren viele Götter, die später zu Taoismus und Konfuzianismus in Verbindung mit marxistischen Theorien und neuen gesellschaftlichen und politischen Situationen führten. Philosophie in China bedeutet Weisheit, eine zutreffende Übersetzung des Wortes Zhexue ist nicht möglich, am ehesten ist Wandlungen und Veränderungen während im Westen Wahrheit und Sicherheit im Vordergrund steht. – In China gibt es eine einzige Bewegungskraft, aus der hundert Gedanken und Pläne entstehen, sie haben alle das gleiche Ziel und gehen nur unterschiedliche Wege oder Methoden.

1046–314 v. Chr. beeinflusste die chinesische Zhou-Dynastie das philosophische Denken in Japan, Korea, Taiwan und Teilen Südostasiens. Das Grunddenken blieb überall dasselbe, aber wurde durch den 2. Weltkrieg, die Einmischung des Westens, importierte Religionen, asiatische Kriege und das Hochkommen Chinas verändert.

In der Jungsteinzeit gab es in China komplexe regional verschiedene Kulturen. Diese fand man in Hubei und Fujian, während am Gelben Fluss bereits Ackerbau betrieben wurde. Dort fand man aus Holz gebaute Behausungen und Utensilien aus Stein und Knochen. Man fand Hirse in Dreifuß-Bronzebehältern. In Südchina fand man 11.500 Jahre alten Reis. Die Kultur hatte bereits ein hohes technisches Niveau, es gab Textilproduktion – vor 6000 Jahren! Es wurde Seide mit einem Alter von 5300 Jahren gefunden und die Bronzeverarbeitung begann bereits 3000 v. Chr.

Die Xia-Dynastie goss Bronze und hatte eine starke Armee. Das Rad transportierte, der Kompass diente dem Ziel. Kaiser Yu hielt die Flut des Gelben Flusses mit gelben Drachen und weißen Schildkröten an.

Die Xia-, Shang- und Zhou-Dynastien des chinesischen Altertums scheinen aus verschiedenen Stämmen zusammengewachsen zu sein. Während der Bronze- und Eisenzeit entstand aus einem Priesterstand namens Fangshi (beinhaltend Alchemie, Astrologie, Exorzismus, Geomantie, Medizin, Religion, Mystik, Okkultismus, Physik, Technik, Zauberei …) das kulturelle Fundament, das zum Taoismus und der chinesischen Philosophie wurde. Es entstanden das taoistische Daodejing (Weg, Fluss, Prinzip, Tugend) im 6. und das Zhuangzi (berühmtes philosophisches Werk vom gleichnamigen Philosophen und Dichter) im 4. Jahrhundert v. Chr. sowie die Lehre des Taiji (kosmisches Urprinzip der Natur), die bereits als längst verbreitete Lehren bekannt waren. Es waren die Hundert Schulen des Denkens.

Der Konfuzianismus beruht auf Konfuzius, Personen und regierungsbezogene Korrektheit, Moral, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Freundlichkeit. Er fasste im 5. Jahrhundert v. Chr. die Lehren zusammen und erweiterte sie um politische Dimensionen. Später mit dem Buddhismus bildeten Taoismus und Konfuzianismus die drei Lehren, die neben der einheitlichen Schrift wichtige Grundpfeiler der chinesischen Kultur bildeten und sie bis heute prägen. Trotz einst westlichem Einfluss, der heute zugunsten eines neuen Selbstbewusstseins stark abnimmt, sind Asiaten von dieser Philosophie für immer geprägt.

China ist die Wiege der Kultur, die lange vor der Zhou-Dynastie 510–314 v. Chr. begann, sie bildete mit Persien und Mazedonien, Griechenland und Rom die Grundpfeiler der Hochkultur der Welt.

Die Welt veränderte sich mit den Menschen. Genügsamkeit gab es nie. Die ersten Menschen wollten überleben. Dem geschliffenen Stein folgte die Waffe, die dem Überleben, der Verteidigung oder Eroberung diente. Mehr Land bedeutete mehr von allem, Macht und Gold, Kultur und Schönheit, Besitz von Frauen und Sklaven. Philosophie und Religion waren miteinander verbunden. Dem Entstehen von Leben folgten Hunger und Not, Terror, Krieg und Epidemien sowie Macht und Zufriedenheit. Der Mensch ist derselbe geblieben, er hat die Welt nie verstanden und wird sie nie verstehen. Dafür kann er nichts. Unser Planet ist ein Mysterium.

Während der drei Dynastien erlebte die Seidenstraße zwischen 115 v. Chr. und dem 13. Jahrhundert ihre größte wirtschaftliche Entwicklung und Bedeutung im Austausch von Waren. Schon vor und während dem Römischen Reich waren die Handelskarawanen zwischen Ägypten, der Levante, Mazedonien und China unterwegs, Kultur, Wissenschaft, Kaufleute, Rebellen, Gelehrte, Armeen, Propheten, Religionen reisten und bereicherten alle Richtungen.

Die chinesische Seide reiste über Sri Lanka, wo indische Kaufleute sie aufkauften. Arabische und griechische Händler erwarben sie an der südwestlichen Küste des indischen Halbkontinents, von wo sie auf die Insel Sakotra im Indischen Ozean gelangte, um schließlich im antiken ägyptischen Rotmeerhafen Berenike zu landen. Kamelkarawanen transportierten sie zum Nil, von wo die Fracht nach Alexandrien reiste. Hier kauften römische Händler die Seide für Italien ein. Chinesische Verkäufer blieben in Sri Lanka zurück. Der Handel ging an die Inder. Am meisten verdienten oft die Griechen. Die Reise dauert 18 Monate. Eine andere Variante begann in Xian, folgte der Chinesischen Mauer nordwestlich durch die Taklaman-Wüste, das Pamir Gebirge überwindend erreichte die Ware Afghanistan und die Levante, von wo sie ins Mittelmeer verschifft wurde. Algorithmen und Wissenschaftler berechneten das damalige Handelsvolumen in die Zukunft und kamen auf gigantische Milliardenzahlen.

100 v. Chr. belebten Kaiser Wu Di und Offizier Zhang Qian, den er zu Handelsbeziehungen entsandt hatte, die Seidenstraße neu. Die Handelsroute war deutlich komplexer als erwartet und der Weg verschob sich je nach politischen Verhältnissen. Typische Umschlagplätze waren Herat, heute Afghanistan, Samarkand, heute Usbekistan, Isfahan, Iran. Zur See spielten die Griechen die wichtigste Rolle im Westen, Chinesen im Osten, über Land waren es jüdische, armenische und syrische Zwischenhändler. Die Karawanen wechselten an den dafür vorgesehenen Orten.

Es entwickelten sich die römischen Glas-Manufakturen in Alexandrien und Syrien, die nach Asien exportierten. Insbesondere Han-China liebte Luxusartikel wie goldbestickte Teppiche, goldfarbige Textilien, Asbest-Stoffe und Byssusseide aus Muscheln. Für Chinas weltbeste Seide wurde jeder Preis bezahlt.

Mit dem allmählichen Verlust von römischem Territorium in Asien und dem Aufstieg Arabiens in der Levante wurde die Seidenstraße zunehmend unsicher und weniger bereist. Die Mongolen belebten die Route im 13. und 14. Jahrhundert wieder, es begann eine neue Ära.

Im Jahre 1500 unternahm Zhen He (oder Ho) vor Kolumbus oder Magellan erstaunliche sieben Schiffsexpeditionen, die ihn von Guangzhou über die Malakka-Straße nach Südindien, Mogadischu, Aden und Medina brachten. Jede Reise beinhaltete 300 Schiffe mit 27.000 Männern, wertvollen Gütern und Gold für die Könige und Sultane unterwegs, die auf je 700 Tonnen geschätzt wurden. Zahlreiche Historiker aus Ost und West, Marco Polo oder Ibn Battuta hinterließen Beschreibungen der Flotten und Schiffbauer. Von der Ming-Dynastie existieren Schriften zur Nanjing-Werft und deren Dimensionen.

Die Seidenstraße ist die älteste und spannendste Handelsroute der Welt. Was einst Karawanen und Kamele waren, sind heute Highspeed-Züge, Beton und Stahl ersetzen Erde und Knochenbau. Aber zwischen den hohen Bergen, auf abgelegenen Steppen und Weiden, in Dörfern und vergessenen Stadtbezirken, bleibt das Leben noch lange unberührt.

Die Seidenstraße – gestern - heute - morgen

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