Читать книгу Die Seidenstraße – gestern - heute - morgen - Cornelia Reiwald - Страница 5

VORWORT

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Die rapide Entwicklung der Seidenstraße und Chinas verändert den Westen und die Welt. Plötzlich heißen sie nicht mehr Peter oder Elisabeth aber Wang, Youmei, Yuma, Kenai, Nevis, Lootah, Zuni, Alani, Alaula, Kahula, Haku, Hakon, Jörmingandr, Amon, Nika, Akuma, Yara, Ebru, Mayla. Ihre Hautfarbe ist bunt. Sie wohnen über die ganze Seidenstraße verteilt, studieren, lernen, reisen und wollen wissen. Es sind flexible Chinesen, Araber, Russen, Inder, Afrikaner oder Zentraleuropäer aller Religionen an der Spitze von Unternehmen, Banken, Start-ups, Wissenschaft und Politik sowie Service-Anbieter. Ihre Namen haben einen Bezug zur Natur. Dekadenz, Diskriminierung oder Rassismus kennen sie nicht. Sie arbeiten und leben miteinander, ihre Vitalität setzt sich aus allen Kulturen zusammen. Die Seidenstraße ist ihre Heimat. Ihre Inspiration ist die Zukunft.

Ehe wir uns auf Mond und Mars installieren, müssen wir die Menschen auf der Erde ernähren. Die Welt altert, selbst in Afrika und dem Mittleren Osten sinken die Fertilitätsraten, während in China seit Neuestem drei Kinder erlaubt sind. Maßstäbe der Zukunft sind unberechenbar.

Die Entwicklung der Seidenstraße von Afrika bis zur Beringstraße, Russland nach Alaska, hat unglaubliches Potenzial und bietet Konnektivität aller Spezies der Welt. Seit Jahrzehnten wurde daran gebastelt, bis der chinesische Präsident Xi Jinping im Jahr 2000 die Idee des Ost-West-Austausches oder die Neue Seidenstraße ausrief, die Jahrtausende alte Geschichte der Seidenstraße in die Zukunft versetzte, wiederbelebte und alle Länder einlud mitzumachen. Anfänglichem Tumult folgte Interesse, immer mehr Länder machten mit, die Straße weckte den Bedarf von Wirtschaft und Wissenschaft. Investitionen überholten Neinsager. Kritik folgte Interesse und Präsenz. Die Seidenstraße vermeidet es, zum Medienspektakel zu werden, auch wenn bald so gut wie jedes Produkt bei uns dort produziert wird und über die Straße reist. Chinas Macht beeindruckt und fordert heraus. Einen Weg zurück gibt es nicht.

Verfolgt man die westlichen Medien, glaubt man sich in zwei Welten: der alte, starke, reiche, laute, bequeme, arrogante weiße Westen gegen den sich rapide und kolossal schnell entwickelnden, prickelnden, unbequemen, unbekannten, kreativen, immer selbstsicheren Osten. Es wird nicht lange dauern, bis Belgrads Jugend den Campus der Fudan, einer der weltbesten chinesischen Universitäten, als Bereicherung verstehen oder mit der Highspeed-Bahn nach Belgrad surfen wird.

Von den Uiguren zu den Olympischen Spielen, Hongkong, das Südostasiatische Meer, TikTok, Wirtschaft und Handel … der Westen greift China an. Was hat er zu bieten? Demokratie ernährt die Welt nicht.

Die Vergangenheit der Seidenstraße ist so faszinierend wie ihre Zukunft. Das Buch mischt auf – Forschung, Wissen, gestern, heute, morgen, suchen, staunen und lernen, von Archäologie zu Highspeed, von berühmten Feldherren zu moderner Kriegsführung, vom Rad zum Internet der Dinge, von der Ruine zur Smart-City. Die Karte der Seidenstraße und ihrer Grenzen wurde immer wieder neu gezeichnet und noch heute rütteln Vergangenheit, Religion und Politik daran. Die Seidenstraße bewegt sich ständig, verzweigt sich und wird zum immer größeren Netz. Der Input aller Länder ist anregend; nicht nur die Jugend einer ganzen Straße horcht auf und interessiert sich für saubere Luft, Erhaltung der Natur, Ausbildung, Business, Flexibilität. Sport und Tourismus. Vieles ist neu und spannend, schon da oder unterwegs, der Reisende staunt über Infrastruktur, IT, AI, Nano, Forschung, Universitäten und immer neue und schnellere Ideen. Neben alt explodiert modern. Museen stehen neben Silicon Valleys, gigantische Transportnetze über Land, Gleis, Meer, Pipelines und Luft werden ausgebaut. Das Netzwerk Seidenstraße überzeugt jeden, der an die Zukunft glaubt.

Von Timbuktu/Afrika über Europa, den Mittleren Osten, Zentralasien, Indien, China, Südostasien bis Russland, über oder unter der Beringmeer Enge nach Kanada bis nach Amerika wird die Seidenstraße zur Interkontinentalen Straße des Friedens rund um die Welt. Seit 1905 bzw. 2007 gibt es Tunnelpläne vom russischen Tschukotka/Jakutsk nach Alaska, wo Eskimos ihr Land beschützen. 6000 km Autobahnen auf beiden Landseiten sowie ein breitspuriger Highspeed-Zug, Stromleitungen, Pipelines und Datenkabel sollen unter den Diomedes-Inseln von Ost nach West führen. 2011 gab Dmitri Medwedew grünes Licht für den Tunnelbau.

In zwei Tagen würde der von chinesischen Ingenieuren konzipierte Hochgeschwindigkeitszug über 13.000 km von Nordostchina über Ostsibirien, Alaska und Kanada die USA erreichen und 70 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr über die Seidenstraße transportieren. Das fantastische 100-Milliarden-Dollar-Projekt wartet auf Zusammenarbeit der betroffenen Länder, die hinter verschlossenen Türen planen. Der Tunnel wird kommen, auch im Rahmen eines globalen neuen Bahnkonzeptes, dem Talpino Öko Trans. Aus dem Beringstraßentunnel werden die Seidenstraße, Russland, China, und die ganze Welt enormes Potenzial schöpfen.

Aber der Westen, bisher Alleinherrscher, kann sich eine neue Welt nicht vorstellen und hält am Alten fest, während die Jugend neugierig nach Osten drängt und die ganze Welt umarmen will. China und alle Länder der Seidenstraße fordern den Westen heraus, ihre Welt ist die von morgen. Berlin, Paris, New York sind perfekte Klassiker, aber Schanghai, Dubai, Tel Aviv, Seoul, Tokyo, Damaskus, Beirut sind tausendmal anziehender und interessanter. Jung und Alt will sie sehen, erleben und erobern. Statt zu kooperieren sucht der Westen Konkurrenzprojekte und vergisst, dass die Seidenstraße asiatisch ist und die Beringstraße uns alle zu Verwandten macht.

Einst waren wir alle schwarz und lebten in Afrika, bis uns Schimpansen die Wanderlust ergriff und wir uns vor mehr als 150.000 Jahren auf die Reise begaben. Der Weg nach Osten nahm kein Ende, wo führte er hin? Man war jahrelang unterwegs. Schimpansen wurden zu Homo sapiens. Im kalten Norden warf dieser sich Felle über seine Haut, die dadurch immer heller wurde, während die südlich Wandernden ihre braungetönte Haut unter der Sonne behielten. Schnee im Norden ließ die Augen ohne Sonnenbrille schmaler werden, die Südländer behielten runde Augen. Multikulturelle, verschiedene und bunte Menschen entstanden. Sie wanderten, ritten, schwammen, wateten durch damals noch niedrige Meere, bauten Holzboote, Flöße oder Schiffe. Die Homo sapiens erreichten den Mittleren Osten, die Mongolei, Russland, China, Formosa/Taiwan und begannen die Besiedelung der 7500 Inseln im ozeanischen Meer. Sie entdeckten die Beringstraße und dessen niedriges Wasser, überquerten es und waren in Alaska/Amerika, das sie besiedelten und wo man sie später Eskimos nannte, während andere nach Südamerika wanderten, wo man sie Indianer nannte, weil man glaubte, sie stammten aus Indien.

Inzwischen hatten sich den afrikanischen Auswanderern unterwegs Europäer, Zentralasiaten, Russen, Asiaten aus China, Araber und Mongolen angeschlossen. Schamanismus und Natur waren ihr Glaube. Sie fühlten sich verwandt und wussten bald nicht mehr, wo sie herkamen. Die Seidenstraße bis Amerika wurde zu ihrer Heimat. Sie gründeten Stämme und Völker, eine Mischung aller Rassen, die sich erst ums Überleben, später für Ruhm und Gold bekämpfte, aber nie im westlichen Stil kolonisierte.

Der Zusammenprall der Kulturen fand im 17. Jahrhundert statt, als die Europäer mit Kolumbus, Vasco da Gama, Magellan, den Missionaren und anderen weißen Eroberern die schwarzen Wilden zähmten, versklavten, verkauften und Land wie Ureinwohner zu ihrem Eigentum erklärten.

Es folgte die Einwanderung der Europäer, die Amerika zur Supermacht entwickelten und die übrig geblieben Ureinwohner in Reservate ohne Rechte verpflanzten. Es bleiben heute etwa 500 davon in ständigem Kampf um ihr eigenes Urland mit einem weißen Besitzer. Die Geschichte der afrikanisch-asiatischen Ureinwohner wird bis heute verschwiegen. Die Macht Amerikas war und ist weiß und trägt noch heute meist europäische/christliche Namen.

Die indigenen Nachkommen horchen auf, Ausbildung und Wissen verlangen ihre Rechte. Ureinwohner wehren sich 2021 gegen einen Amazon-Campus in Südafrika, Stamm gegen Staat ist in Bewegung, die Jugend steht auf.

Die etwa 40 Millionen Schwarzen in Amerika stammen von den 6,5 Millionen Menschen ab, die während des atlantischen Sklavenhandels 1619–1808 von europäischen Menschenhändlern nach Amerika verschleppt und dort ausgebeutet wurden. Noch heute sind sie Bürger zweiter Klasse. Der Mord an George Floyd wird daran wenig ändern.

Im 19. Jahrhundert und mit den chinesisch amerikanischen Seehandelsbeziehungen sowie dem Goldrausch kamen Chinesen, die sich bald zum Mittelstand emporarbeiteten und heute etwa 3,3 Millionen zählen. Wieder waren Hautfarbe und das Asiatische den Weißen Amerikanern unsympathisch und so entstanden die Chinatowns. Angriffe auf Asiaten während vor und nach COVID zeigen den bestehenden Rassismus.

Organisationen versuchen, den Nachkommen der Ureinwohner ihre Rechte einzuräumen. Man spricht von bis zu 5000 Völkern weltweit. Etwa 100 unkontaktierte Gruppen leben in Brasilien. Wer sich ihnen nähert, wird mit Pfeil und Bogen angegriffen. Im Amazonas-Gebiet und in Neuguinea leben kleine Stämme, die in Ruhe gelassen werden wollen und es gibt vereinzelte Einsiedler in Höhlen. In Malaysia, Vietnam oder auf den Andaman-Inseln oder Südamerika leben Indigene, die traditionelle Kultur bewahren. Es gibt sie auch in Afrika, Australien, Ozeanien und Asien. An der Bering-Meerenge leben 125 Eskimos, die das Land als ihres betrachten. Ihr Recht ist das der Selbstbestimmung. Öl, Gas, Palmplantagen oder Holz Nutzung und Straßen vertreiben sie und andere Indigene, Missionare verbinden Krankheiten mit der Außenwelt. Abgelegen leben Ureinwohner in den Bergen der Seidenstraße. Manche werden in die Stadt umgesiedelt oder sie ziehen weiter. Die Entwicklung der Seidenstraße stellt sie und die Regierung vor Fragen. Bei einem DNA-Test würden sich viele von uns über ihre Herkunft wundern.

Für Westler sind Ureinwohner Exoten, die der Wirtschaft und dem Tourismus dienen sollen, was überall bereits geschieht. Viele Indigene akzeptieren das aber nicht, sie wollen frei leben. Entwicklung ist unvermeidlich, wir können alle voneinander lernen. Es gibt viele Wege in die Zukunft. Die Türen der Seidenstraße sind halb geöffnet, man drücke sie auf und entdecke.

Der moderne Mensch verdankt den Ureinwohnern seine Existenz und sein Wissen, dessen sich die Bewohner der Seidenstraße unbewusst bedienen. Ihre erfinderische Natürlichkeit, Respekt vor dem Älteren, Tausende Jahre alte integrierte Philosophie, Dinge oder Menschen als gegeben annehmen, hart arbeiten, Natur ist Leben, Leichtigkeit des Seins, Geduld oder Vergänglichkeit … Ost und West können voneinander lernen.

Die weiße westliche Überheblichkeit ist tief verwurzelt, aber die junge Generation geht mit Hautfarben und Kulturen anders um. Sie reist und sieht Fakten. Die Verschieden- oder Andersartigkeit der Menschen, Toleranz und Akzeptanz anderer Auffassungen machen uns reich. Die bunte Seidenstraße wird die Uniformierung der westlichen Welt und ihre Dogmen verändern, verjüngen. Kinder und Jugend sind unterwegs, die Zukunft neu zu gestalten.

Smart-Citys im Westen haben den perfekten, etwas langweiligen klassischen Touch, während der Osten oder China, Yanbu, oder Neom – eine Saudi- und internationale Stadt in der Wüste Tabuk am Roten Meer mit einer Million Einwohnern, 170 km lang, hyper connected, ohne Straßen und Autos, international finanziert – oder Singapur weit kreativer sind, weil sie als Rohentwurf starten müssen. Politisch unmotiviert arbeiten sie mit Firmen weltweit. China und die USA ergänzen sich in digitaler Infrastruktur, die installierte westliche Konformität gibt es nicht. Internationale Firmen und Wissenschaftler, Forscher, Erfinder arbeiten unabhängig. Europa schläft nicht. Dänemark baut eine grüne Offshore-Insel ins Meer wie in Dubai. Briten, Iren, Deutsche entwickeln digitale Ruhepausen für Bienen, andere Tiere oder die Landwirtschaft, die ähnlich deren gesundes Wachstum fördern. Der Wettbewerb der Wissenschaftler auf der ganzen Welt ist angekurbelt. Tokyo, Chongqing, die größten Städte der Welt entwickeln Smart-Citys mit grüner Lebensqualität. Sie sind nicht allein. Die Welt spielt mit. China, dessen ökologische Entwicklung allen anderen voraus ist, inspiriert die Seidenstraße.

Die Entwicklung Afrikas und des Mittleren Ostens steht nicht hinten an, sie ist Chance und gleichzeitig Grund für radikalen Fundamentalismus. Die Realität ist nicht schwarz und weiß. Beispiel: Afghanistan, wo die Bürger unter den Taliban und der Regierung in Kabul oder in entlegenen Dörfern leben. Nach westlichem Hin und Her und schließlich Abzug, wird nun über Frieden in Qatar verhandelt. Islamisten wollen an der Macht teilhaben, ernst genommen werden. Sie sind brutal und gutmütig, Bärte dürfen gelegentlich rasiert werden, Straßen, von Kabul finanziert, werden akzeptiert, weil man sie braucht. Schulen werden geöffnet und geschlossen, Mädchen hier eingeschult und dort nicht. Die Gesundheitsversorgung ist ungenügend, die Armut groß, aber die meisten können damit leben. Versteckte Fernseher zeigen das Öffnen der Saudis, deren Smart-Citys nicht mit eingesperrten Frauen einhergehen. Die Jugend in Afghanistan will an der digitalen Welt teilhaben, radikalen Islam gegen Freiheit eintauschen. Vom Leben der Vergangenheit auf den Bergen in die Zukunft der Smart-Citys?

Mohammed bin Salman Al Saud, Kronprinz von Saudi-Arabien, modernisiert sein Land und spielt eine immer größere Rolle auf der Seidenstraße. SeineVision 2030 ist die größte arabische Freihandelszone, Neom oder Davos in the Desert, Rechte für Frauen, Visa für Ausländer, FDI (Foreign Direct Investment), der Hochgeschwindigkeitszug nach Mekka oder Korruptionsbekämpfung – der Prinz verteilt gerade Friedenszweige an Israel, das in Dubai eine Botschaft eröffnet, an Ägypten, Iran, Syrien, Jemen, Oman, setzt deutliche Zeichen eines modernen Islam und öffnet damit Türen auf der Seidenstraße.

Die Seidenstraße – gestern - heute - morgen

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