Читать книгу Marionette des Teufels - Dagmar Isabell Schmidbauer - Страница 6
Оглавление„Ach, sie war ja so ein reizendes und hübsches Mädchen.“ Noch immer schien Paula Nowak von ihrem Fund am Vormittag mitgenommen zu sein. Beinahe abwesend bot sie Franziska eine Tasse sehr heißen grünen Tee und einen Platz auf ihrem beigen Blümchensofa an. In ihren alten Augen schimmerten Tränen. „Wissen Sie, als sie einzog, da dachte ich, da werden die Burschen ja bald Schlange stehen!“
„Und?“ Franziska wollte hören, wie es denn nun war, wenn sich die Männer nicht sattsehen konnten, wenn eine Frau ständig umschwirrt war und natürlich, ob vielleicht einer dabei war, der als Täter infrage kam. Sie dachte an die Liebesfilme, bei denen die Hauptdarstellerinnen immer so aussahen wie Sophia Weberknecht: blond, schön und mit einer makellosen Figur. Ach ja, und natürlich waren sie auch stets voller Liebreiz.
„Eigentlich kam kaum einer. Das war ganz selten. Sie ließ niemanden an sich ran. Also ich an ihrer Stelle …“ Die alte Frau wischte mit der Hand über die Augen und kicherte. „Aber wenn jemand kam, dann ist Ihnen das schon aufgefallen?“ Franziska stand auf und spähte zwischen den Gardinen hindurch auf das gegenüberliegende Haus. Der Blick war gut.
„Aber natürlich“, rief Paula Nowak munter, besann sich aber gleich darauf, „also nicht, dass ich neugierig bin, aber“, Hilfe suchend sah sie erst aus dem Wohnzimmerfenster und dann zu ihrem Wellensittich, der in seinem Käfig zufrieden auf einer kleinen Holzschaukel vor sich hindöste. „Früher hatte ich oft Logisgäste. Um die konnte ich mich kümmern und mich mit ihnen unterhalten, aber seit ich mit meinen Beinen nicht mehr so kann, sind der Hansi und ich ganz allein. Und da sitzen wir oft hier und schauen aus dem Fenster.“ Sie ließ den Satz ein wenig in der Luft hängen, erwartete wohl nicht, darauf eine Antwort zu bekommen. Franziska nickte zustimmend. Von solchen Dingen erzählten viele alte Menschen.
„Natürlich, das verstehe ich und in diesem Fall war es ja sogar ganz wichtig, dass Sie hingeschaut haben“, bekräftigte die Kommissarin. „Haben Sie denn gestern Abend jemanden kommen oder gehen sehen?“
„Gestern Abend? Nein, da kam doch diese spannende Show im Ersten. Sie wissen schon, wo sie immer Geld für einen guten Zweck sammeln und die ganzen tollen Stars auftreten, die …“
„Ja, natürlich!“ Ach, wie Franziska diese Sätze hasste! Warum? Warum mussten die besten Zeugen immer dann, wenn man sie am dringendsten brauchte, etwas anderes tun, als neugierig aus dem Fenster zu glotzen?
„Aber gestern Nachmittag“, sie überlegte kurz, „da kam ein Mann die Straße entlang und blieb vor ihrem Haus stehen. Er sah sehr gut aus.“
Die Kommissarin lächelte entschädigt. „Und der wollte zu Sophia Weberknecht?“
„Na, so genau weiß ich das nicht. Am Nachmittag lass ich den Hansi immer fliegen. Das ist sein kleiner Spaziergang“, fügte Paula Nowak erklärend hinzu, stemmte sich von ihrem Platz hoch und stellte sich neben den Käfig.
„Dabei habe ich dann gesehen, wie der Mann aufs Haus zuging.“ Sie blickte mehrmals sehr betont vom Käfig zum Fenster. „Natürlich musste ich auch dem Hansi zusehen, wie er durchs Zimmer geflogen ist, wissen Sie, sein Lieblingsplatz ist die Lampe. Aber als ich wieder rüber sah, da stand der Mann noch immer am Haus, so, als überlege er, ob er klingeln und reingehen soll oder nicht.“
„Und?“
„Da hab ich dann so lange hingesehen, bis er reingegangen ist“, rief Paula Nowak fast fröhlich aus. „Ich hab mich so für sie gefreut! Der war ja auch viel hübscher als der andere, der manchmal kam und …“
„Und Sie sind sich sicher, dass er zu Frau Weberknecht wollte?“
„Was sollte er denn bei den beiden Ollen da drüben? Außerdem ist der Brandner im Urlaub, na, und Agnes bekommt ja keinen Männerbesuch.“
„Agnes?“
„Neumüller. Sie hat die Wohnung unter Sophia, aber die ist viel zu alt für so einen hübschen Kerl.“
„Können Sie ihn denn beschreiben?“
„Na ja, er war groß und eben richtig gut aussehend.“ Franziska überlegte, was die alte Frau wohl unter ‚richtig gut aussehend‘ verstand und ob sich ihre Meinungen wohl decken würden. Sie war sich in diesem Moment selbst nicht sicher, was sie an einem Mann als gut aussehend empfand.
„Haben Sie ihn schon mal gesehen?“
„Den? Nein! Ein anderer kam manchmal, ich glaube aber, das war nur ein Bekannter oder so. Bestimmt kannte sie den vom Theater. Ich wollte sie nicht nach ihm fragen, weil ich immer das Gefühl hatte, er sei nur ein Freund und vielleicht anders herum, Sie wissen schon, was ich meine.“
Franziska zog die Stirn in Falten und sah die alte Dame kopfschüttelnd an. „Dass er Männer liebt“, fügte die alte Frau erklärend hinzu.
„Ach, sie meinen, er war ein Schwuler, äh, Verzeihung, homosexuell?“
Paula Nowak zupfte an ihrer Bluse herum und kicherte dann wie ein schüchternes Mädchen. „Ihr jungen Leute bringt immer alles auf den Punkt. Zu meiner Zeit schickte sich das nicht.“ Dann nickte sie, „Aber ja“, rief sie noch fröhlicher aus, dieses Thema schien ihr äußerst viel Freude zu bereiten. „ich dachte immer, er sei ein Schwuler.“
„Aber seinen Namen wissen Sie nicht?“
Die alte Frau kicherte erneut, „Von dem Schwulen?“ Franziska musste nun auch lachen. „Ja.“
„Nein.“
„Warum glauben Sie eigentlich, dass er schwul war?“
„Weil er die Haare so lang getragen hat.“ Sie zeigte mit der rechten Hand am linken Oberarm, was sie meinte. „Und das machen doch nur Schwule, oder?“
Franziska fürchtete, dass dieses Gespräch nun doch in die falsche Richtung ging und versuchte, ihre Zeugin wieder auf den eigentlichen Grund ihrer Ermittlungen zu führen.
„Frau Nowak, bitte erzählen Sie mir, wie sie Sophia Weberknecht gefunden haben.“
Vielleicht hatte die alte Frau in der Heiterkeit des Gespräches versucht, die traurige Tatsache, dass das Mädchen tot war, zu übergehen. Nun hatte sie die Wahrheit eingeholt. Innerhalb eines Augenblicks spiegelte ihr Gesicht die ganze Tragödie und den Schmerz wider, den der Tod eines lieben Menschen hervorruft.
„Das war heute Vormittag“, begann sie mit fast tonloser Stimme. „So gegen elf. Wissen Sie, da geht es mit meinen Beinen immer am besten und ich schaffe die Treppe leichter. Die Sophia wohnt ja im obersten Stock.“
Franziska nickte und schrieb die Daten stichpunktartig in ihr grünes Notizbuch. „Zuerst hab ich bei ihr angerufen, und als niemand ranging, hab ich den Schlüssel vom Brett genommen und bin rübergegangen. Ich dachte ja, sie ist weggegangen, denn am späten Vormittag war sie meist bei Proben. An der Tür hab ich dann noch mal geklingelt, und als niemand aufmachte, schloss ich auf. Ich habe noch ihren Namen gerufen, bekam aber keine Antwort. Und dann sah ich sie auf dem Bett liegen. Erst dachte ich, sie schläft noch. Wissen Sie, bei ihr wird es am Abend oft spät, bis sie heimkommt. Ich wollte schon auf dem Absatz kehrtmachen, weil sie nackt war. Da schaut man ja nicht so genau hin. Obwohl sie ja ein wirklich hübsches Mädchen ist, ich meine, sie kann es sich leisten. Aber dann kam es mir doch seltsam vor, weil es eigentlich viel zu kalt war, um nackt zu schlafen. Ich bin zu ihr hingegangen, weil ich sie zudecken wollte. Und da sah ich ihre Augen, sie waren so leer, so weit weg, ach, es war so traurig, sie so zu sehen!“
Sie sah die Kommissarin an und jetzt bahnten sich die Tränen ungehalten ihren Weg. „Ach, es war so furchtbar! Ich musste sie noch nicht einmal berühren, da wusste ich schon, dass sie tot war. Ich kannte diesen Blick ja von früher.“ Verzweifelt sah sie zum Fenster und versuchte ihre Tränen wegzublinzeln. „Ich bin eine alte Frau. Mich hätte er holen sollen, nicht so ein junges Ding, das sein ganzes Leben noch vor sich hat.“
Franziska ließ der alten Frau Zeit, um sich zu fangen. „Haben Sie etwas verändert, als sie bei ihr waren?“
„Nein, ich bin gleich wieder raus, hab die Tür zugezogen und bin in meine Wohnung. Hier hab ich gesessen“, sie deutetet auf den Platz auf dem Sofa, „und hab die Polizei angerufen.“
Franziska wusste von den Kollegen, dass sie nicht mit hinaufgegangen war, „einmal am Tag reicht!“, hatte sie argumentiert und ihnen den Schlüssel in die Hand gedrückt.
„Und Sie haben in der Wohnung nichts verändert, vielleicht ein paar Sachen weggeräumt?“, wollte Franziska wissen.
„Nein, nein, nichts.“
„Wo bewahren Sie eigentlich den Schlüssel von Frau Weberknecht auf?“
„In der Küche, gleich hinter der Tür.“ Die alte Frau war im Begriff aufzustehen, aber Franziska bedeutete ihr sitzen zu bleiben und ging selbst in die angezeigte Richtung. „Am Schlüsselbrett“, rief ihr Paula Nowak hinterher.
Die Küchentür stand offen und gab den Blick auf eine blitzblank saubere Küche frei. Die Türen der hellen Einbauschränke waren geschlossen, alles war ordentlich verräumt, nur ein Korb mit Äpfeln und zwei gesprenkelten Bananen stand in einer Ecke. Auf dem Küchentisch lag eine karierte Tischdecke und am Fenster standen ein blühender Hibiskus und eine rote Gießkanne. Vielleicht hatte die alte Paula ja jemanden, der für Ordnung sorgte, und der könnte sich dann auch den Schlüssel ausgeliehen haben, überlegte Franziska. Dann schloss sie die Küchentür und sah auf das beschriebene Schlüsselbrett: Es hingen etliche Schlüssel daran und jeder hatte einen anderen Anhänger. Ein Haken aber war frei.
„Haben Sie eigentlich jemanden, der Ihnen hilft?“, fragte sie, als sie wieder im Wohnzimmer angelangt war, „Oder machen sie alles noch alleine?“
„Wenn man sich Zeit lässt, dann geht alles. Und Zeit hab ich ja genug, nicht wahr?“
„Kann sich jemand den Schlüssel bei Ihnen ausgeliehen haben? Also hatten Sie Besuch in letzter Zeit?“
„Nur der Briefträger, der brachte mir am Montag die Telefonrechnung. Da bin ich gerade vom Einkaufen heimgekommen, aber sonst war niemand da.“
„Und als Sie den Schlüssel heute Vormittag vom Haken genommen haben, hing er an seinem Platz?“
„Aber ja.“
Franziska nickte. „Was wollten Sie eigentlich in der Wohnung von Frau Weberknecht?“
„Ihre Mutter rief mich an und bat mich, nach den Blumen zu sehen. Angeblich ging es um ein Geburtstagsgeschenk, aber ich glaube, sie wollte nur, dass ich nach dem Rechten sehe. Sophias Mutter ist sehr besorgt um sie. Wissen Sie, sie behandelte sie wie ein kleines Mädchen und manchmal dachte ich, wenn die Mutti kommt, dann benimmt sie sich auch wieder so.“
„Wie meinen Sie das?“
„Na, immerhin war Sophia bereits zweiunddreißig und Sopranistin am Fürstbischöflichen Opernhaus, also musste sie doch irgendwann einmal auf eigenen Beinen stehen. Aber ihre Mutter wollte das nie einsehen. Vielleicht sind Mütter so. Ich habe ja keine Kinder.“
Franziska war bereits früh flügge geworden und hatte seither immer allein gelebt. Es war nicht immer leicht, aber letztlich war sie davon überzeugt, dass sie nur so tun und lassen konnte, was sie wollte.
„Sie hat so wunderbar gesungen! Und sah so bezaubernd aus. Mir hat sie immer wieder Freikarten besorgt, wissen Sie. Ich saß dann hinter der Säule auf den Teilsichtplätzen. Da hat man zwar nicht so gut gesehen, aber es war eine nette Abwechslung für mich. Ich hab ja nicht viel Rente.“
„Wie kam denn ihre Mutter auf Sie und warum hat sie Ihnen ihre Tochter so ans Herz gelegt? Das ist doch auch nicht üblich, oder?“
„Reinhilde hat für ihre Tochter eine Wohnung gesucht, und als die gegenüber frei wurde, habe ich ihr davon erzählt. Wissen Sie, wir kennen uns schon sehr lange.“
„Ach?“
„Ja, schon seit dem Krieg.“
„Was, so lange schon?“
„Na ja, wir waren zusammen beim Roten Kreuz.“ Paula Nowak stellte ihre Tasse auf den Tisch und lehnte sich zurück, dann begann sie zu erzählen.
„Nach dem Krieg kamen die Amerikaner in die Stadt, unsere Beschützer. Aber natürlich machte das unser Leben auch nicht besser. Es herrschte immer noch große Not und die Arbeit von uns Frauen war immer noch sehr wichtig – es gab ja auch so viel zu tun für uns. Eine schlimme Zeit war das, wissen Sie, fast noch schlimmer als im Krieg selbst.“
Sie sah Franziska an, die zwar nickte aber keine Ahnung hatte, weil sie sich damit noch nie beschäftigt hatte. „Damals war ich ja noch jung“, sie lächelte. „Und in der Frauenbereitschaft des Roten Kreuzes. In der Nikolaschule haben wir die erste Wärmestube aufgemacht. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, was die Menschen für Not litten. Jeder Besucher erhielt dort einen Teller Suppe und konnte sich aufwärmen.“ Paula Nowak rückte sich ein Kissen zurecht und schien sich in Gedanken an den Geschmack der Kohlsuppe zu erinnern.
„Im Oberhaus hatten sie ein Hilfskrankenhaus. Dort waren wir Schwestern und Helferinnen im Dienst, aber am meisten zu tun gab es in den Flüchtlingslagern. Bis achtundfünfzig hatten wir ja Flüchtlinge in der Stadt, wissen Sie das überhaupt? Und dann das Hochwasser! Vierundfünfzig war es ganz schlimm. Zweitausend Menschen haben wir täglich verpflegt, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen!“ Die alte Frau schloss für einen Moment die Augen, so als hätte sie den Faden verloren.
„Es muss wohl irgendwann nach dem Krieg gewesen sein, als ich das erste Mal mit Reinhilde zusammengearbeitet habe. Sie ist ja fast zehn Jahre jünger als ich und fing damals erst an. Ich habe sie eingearbeitet, ihr gezeigt, wie man aus wenig vielmachen und damit helfen konnte. Und wenn man so tagtäglich zusammen ist, kommt man sich auch näher, nicht?“
Franziska wusste nicht, ob sie auf diese Frage antworten sollte. Hannes und sie waren sich bisher noch nicht näher gekommen, aber sie wusste auch nicht, ob sie das wollte.
„Und wissen Sie was, es waren gute Jahre und ich möchte sie nicht missen. Eines Tages hab ich dabei dann Otto, meinen Mann, kennengelernt. Er war ein so lieber Kerl. Ich dachte schon, es findet mich gar keiner mehr“, sie lächelte und dann wurde ihr Gesicht auch schon wieder traurig, „Leider ist er schon vor vielen Jahren an Lungenkrebs gestorben. Es war schrecklich! Aber damals haben alle geraucht, man wusste ja nicht, wie gefährlich das Zeug war, und als es bekannt wurde, war es zu spät.“ Das kam fast trotzig, vielleicht, um den Verlust besser ertragen zu können, vielleicht hatte sie sich mit dieser Ausrede schon oft selbst getröstet.
„Und Reinhilde?“, fragte Franziska, um auf den Mordfall zurückzukommen.
„Zu der kam dieser Kerl mit seinem tollen Auto und den Lebensmittelspenden. Wir waren ganz aus dem Häuschen, weil damals ja kaum jemand so eine heiße Kiste fuhr. Reinhilde hat sich die Haare gebürstet und die Lippen nachgezogen und ist zu ihm hin. Ob sie nicht mal mitfahren darf, hatte sie gefragt und er hat sie mitgenommen. Zwei Monate später haben sie geheiratet. Ja, so war das mit ihr. Sie war genau so hübsch wie ihre Sophia, aber sie hat es den Männern auch gezeigt.“
„Und waren Sie nach der Hochzeit immer noch zusammen in der Frauenbereitschaft?“
„Nein, nein, wo denken Sie hin! Als Reinhilde erst einmal eine Weberknecht war, war es vorbei mit dem Dienst. Er kam aus gutem Hause, war Senffabrikant. Die hatten auch nach dem Krieg gleich wieder was. Die mussten sich die Hände nicht schmutzig machen. Die brachten Lebensmittelspenden. Zu Hause servierte ein Dienstmädchen. Und Reinhilde durfte dann ja auch überhaupt nicht mehr arbeiten gehen. Im Hause Weberknecht hatte man nämlich eine ganz feste Vorstellung von dem, was man tat und was man ließ und für meine Freundin gab es eigentlich nur eine Möglichkeit: Sie musste diese Vorstellungen erfüllen, eine gute Ehefrau sein und Kinder bekommen.“
„Und?“ Franziska fand die Wendung, die das Gespräch nahm, äußert interessant. „Als Ehefrau war sie sehr gut, nur mit dem Kinderkriegen wollte es nicht klappen. Na ja, und wahrscheinlich waren Otto und ich dann einfach auch nicht mehr gut genug für die beiden, denn als die Prinzessin dann endlich auf die Welt kam, hatten wir uns bereits aus den Augen verloren. Eigentlich, bis sie die Wohnung gesucht hat, da hat sie bei mir aus heiterem Himmel angerufen.“ Paula Nowak hielt inne. Zum ersten Mal schien sie sich zu fragen, ob das denn richtig gewesen war, dass sie so lange nichts von sich hören ließ und dann so plötzlich wieder anrief. „Sagen Sie, haben Sie den Eltern eigentlich schon Bescheid gesagt?“
Jetzt wurde die alte Frau ganz blass und Franziska hoffte, sie würde ihr nach der ganzen Aufregung nicht noch umfallen. „Ach, ich hatte gehofft, das machen Sie!“
„Ja, natürlich machen wir das, das ist ja auch unsere Aufgabe. Ich dachte ja auch nur, weil Sie die Mutter doch so gut kennen.“
„Darum fürchte ich mich ja auch so davor“, flüsterte die alte Frau verschwörerisch. „Am Ende denken die, ich hätte sie umgebracht!“
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