Читать книгу Geliebte Familienküche - Dagmar von Cramm - Страница 17
ОглавлениеVater, Mutter, Kind
Man kann sich noch so viele Gedanken machen: Die Geburt des ersten Kindes verändert unser Leben dramatisch und endgültig. Manchmal bemerkt man das erst im Nachhinein. Immer aber ist der Beginn die Geburt – so unterschiedlich sie auch sein kann – und ein neuer kleiner Mensch ist da. Das berührt und erschüttert uns ganz tief. Sogar und erst recht als Großeltern. Ich hatte zum Glück relativ leichte Geburten. Auch wenn man damals sehr um eine natürliche Geburt und den selbstbestimmten Umgang mit dem Neugeborenen kämpfen musste. Jedenfalls habe ich der Hebamme – einer indischen Nonne – zu verdanken, dass ich nie einen Dammschnitt hatte: Sie hielt ihren Finger in die Schere der unerfahrenen Assistenzärztin, die zum Schnitt ansetzte – und alles ging gut. Nach der Entbindung war ich hellwach, obwohl es spät nachts war und ich damit gerechnet hatte, erschöpft zu sein. Vielleicht ist das noch ein Relikt der Steinzeit: Auf der Wanderung niederkommen und bei Gefahr sein Kind nehmen und weiterlaufen. Aber so sollte es natürlich nicht sein: Mutter, Vater und Kind sollten die ersten Stunden gemeinsam verbringen können, um sich zu beschnuppern und kennenzulernen, geschützt und behütet und mit aller Zeit der Welt.
Natürlich wäre eine Hausgeburt viel einfacher gewesen und im Nachhinein hätten wir das als Paar – mein Mann ist schließlich Tierarzt – mit einer Hebamme gut hinbekommen. Aber beim ersten Kind war das noch nicht möglich. Und beim zweiten und dritten Kind wollte ich die direkte Anbindung an eine Kinderklinik. Die optimale Versorgung meines Babys war mir da wichtiger als Stimmung und Umfeld. Außerdem fand ich es wirklich toll, mit meinem Baby ein paar Tage rundum versorgt zu werden: Eine Art Flittertage mit dem Neugeborenen, um es zu bestaunen und um es kennenzulernen, bevor der Alltag beginnt.
Die erste Zeit daheim
Fakt ist: In dem Moment, in dem man wieder daheim ist, beginnt eine neue Ära. Es hilft genau für diese ersten Momente unglaublich, wenn der Partner, die Mutter oder Freundin oder alle zusammen das Zuhause richtig gut aufgeräumt und geputzt haben. Damit man einfach ins gemachte Nest kommt. Klar kann und sollte man das selber vorher gut vorbereiten. Aber den letzten Schliff übernehmen die anderen. Dazu gehört auch: frische Lebensmittel einzukaufen, ein Süppchen vorzukochen, die nächsten Mahlzeiten geplant zu haben. Denn in den ersten Tagen dreht sich alles um das Baby. Trotzdem muss gegessen und getrunken werden. Und zwar genau das, was der jungen Mutter schmeckt und bekommt. Denn nach der Anstrengung der Geburt beginnt das Stillen. Und dafür braucht jede Frau eine vollwertige Ernährung – je regelmäßiger, desto besser. Denn sonst ist ja nichts mehr regelmäßig – im Gegenteil! Das Baby verlangt vielleicht stündlich nach der Brust, schläft unregelmäßig und muss einen allerersten Rhythmus noch entwickeln.
» Mit der Geburt des ersten Kindes ändert sich das ganze Leben. Eine völlig neue Ära beginnt. Gut, wenn man darauf vorbereitet ist! «
Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte sind wichtig
Jetzt macht sich bezahlt, wenn gesunde Küche schon vorher auf dem Plan stand. Denn in der Stillzeit füllt eine hohe Nährstoffdichte die Speicher im Körper wieder auf, ohne die »Baby-Kilos« zu zementieren. Abnehmen in der Stillzeit war früher tabu – wegen der bedenklichen Rückstände von Pestiziden in der Muttermilch. Die reichern sich nämlich im Fettgewebe an und gelangen in die Muttermilch. Zum Glück ist die Belastung zurückgegangen. Die Gefahr einer Übergewichtskarriere ist dagegen nach einer Schwangerschaft gestiegen. Die Speckrollen sind ja als Reserve für Geburt und das Stillen angelegt. Erlauben wir unserem Körper also, sie genau dafür zu nutzen. Das heißt jetzt nicht, Diäten zu machen. Aber eben nur so viel zu essen, dass diese Kilos nach und nach abgebaut werden.
» Solange gestillt wird, ist schlicht die Mutter die erste Bezugsperson für das Baby. Aber schon jetzt ist der Vater wichtig! «
Solange das Baby gestillt wird, ist die Rollenverteilung in der kleinen Familie klar. Doch auch schon in dieser Zeit kann der Vater wickeln, waschen und versorgen. Das hat bei uns gut geklappt, weil Edgar noch studierte und sich seine Zeit einteilen konnte. Ich dagegen begann mein Volontariat bei »Meine Familie & ich«, als Cornelius vier Monate alt war. Beruflich war das eine große Chance – aber für unser Baby im Rückblick vielleicht doch ein bißchen früh. Die heutige Gesetzgebung macht es jungen Eltern da schon etwas leichter.
Unser Hochzeitstag 1979. Heute würde ich sagen: Kinderehe. Wir waren 24 und 27.
Mit unserem ältesten Sohn Cornelius auf Reisen – herrlich einfach, wenn man stillt.
Mir liegt die Unterstütung der Mütter am Herzen
Teilhabe wird von den Vätern auch eingefordert. Ich bekomme auch kritische Post, weil ich in Baby-Büchern die Mutter direkt anspreche. Doch ehrlich gesagt: Wenn ich nur noch gendergerecht schreibe, dann geht die direkte Ansprache verloren. Ich stelle mir ja mein Gegenüber vor, wenn ich schreibe. Und da gibt es eben doch Unterschiede. Ich finde, Väter könnten da etwas großzügiger sein. Schließlich haben wir Frauen Jahrhunderte gebraucht, um auf Augenhöhe zu sein. Abgesehen davon: Die Zahl der Alleinerziehenden wächst. Und Studien zeigen: Die längste Elternzeit nehmen die Mütter in Anspruch. Und der »mental load« liegt ebenfalls auf ihren Schultern. Ob sich das jemals völlig ändert, weiß ich nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob in der Baby- und Kleinkindzeit die Mutter nicht doch enger mit dem Kind verbunden ist als der Vater. Wir hatten als Paar auch die Utopie, alles gerecht aufzuteilen. Am Ende ist es uns nicht völlig gelungen. Aber wir können damit leben. Automatisch wird sich das nicht ändern. Doch es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Mir ist es wichtig, vor allem die Mütter in der ersten Zeit zu unterstützen – ohne die Väter auszusperren!
Gesund und nährstoffreich durch Schwangerschaft, Stillzeit und Babys erstes Jahr – dabei wollte ich junge Familen schon immer unterstützen.
Mein erstes Buch bei GU - noch mit einem rohen Eigelb auf dem Babybrei, weil es so schön aussah. Heute undenkbar!