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Alles auf Anfang


Wann beginnt das Familienleben? Und ab welchem Moment spielt das gemeinsame Essen, die gesunde Ernährung, das Selberkochen eine Rolle? Heute meine ich: mit der ersten Schwangerschaft. Dann wird gesund essen und trinken ein Thema. Es gibt so viele neue Erkenntnisse über den Einfluss der mütterlichen – und übrigens auch der väterlichen – Ernährung auf das ungeborene Kind, dass man von den »ersten 1 000 Tagen« spricht, die das Kind schon vom Moment des Entstehens an prägen.

Tragt die Schwangeren auf Händen!

Eigentlich wussten die Menschen das instinktiv schon immer: Schwangere genießen in allen Kulturen einen besonderen Schutz. Und das ist gut so. Ich habe das immer sehr genossen – die Rücksichtnahme, sobald ich sichtbar schwanger war. Egal ob in der Tram oder auf dem Familienfest: Ich wurde auf Händen getragen. Und denke, das ist bei Schwangeren heute immer noch so.

Fasziniert hat mich, dass bereits der Embryo etwa 200 ml Fruchtwasser am Tag trinkt. Und da schon Vorlieben entwickelt: Isst die Mutter viel Kreuzkümmel, Vanille, Zimt oder Anis, bevorzugt das Kind später genau diese Aromen! Wie genau das funktioniert, weiß man noch nicht. Aber seither finde ich eine bunte, abwechslungsreiche Kost schon in der Schwangerschaft wichtiger denn je.

Immer noch hält sich der Mythos, dass Schwangere einen natürlichen Heißhunger auf Dinge haben, die der Körper gerade braucht. Aber da diese Gelüste oft in Schokolade, Chips und Kuchen bestehen, halte ich das für ein Vorwand, um ungehemmt zu naschen. Es macht ja auch Spaß: Kein warnender Hosenbund, stattdessen elastische Klamotten, die mitwachsen. Der Körper ändert sich so schnell, dass man gar nicht mitkommt. Ich bin in den letzten Monaten oft gegen Türklinken gerannt, weil ich meinen Umfang nicht mehr richtig einschätzen konnte.

» Die neun Monate zu nutzen, um miteinander Ideen und Pläne auszutauschen, hilft sehr. Ist das Baby erst einmal da, bleibt dafür oft weder Zeit noch Kraft. «

Aber bei meiner ersten Schwangerschaft hatte ich zusätzlich noch ganz andere Sorgen: Mein Vater war gerade gestorben, bei meiner Mutter kam der Krebs zurück. Diplomprüfung und -arbeit machten mir zusätzlich das Herz schwer. Und sicher auch unserem ungeborenen Sohn. Das alles lässt sich nicht vermeiden. Hier braucht eine Schwangere ganz viel Liebe und Unterstützung!

Zum Glück hatte ich einen liebevollen Mann, der noch studierte und deshalb Zeit für mich und unser Baby hatte. Familie und Freunde machten uns vieles leichter. Wir besuchten gemeinsam den Baby-Vorbereitungskurs und die Schwangerschaftsgymnastik für Paare. Das gab es damals schon in München! Schrieben brav mit – und redeten darüber, wie wir den Alltag mit dem Baby organisieren wollten. Das war toll – wenn auch manches danach ganz anders kam.

Wir schauten später immer mal in unsere Mitschriften – das gab uns Sicherheit. Damals vermisste ich zum ersten Mal ein Buch zur Babyernährung. Ich hatte Baby-feeding-Bücher als Stewardess in New York in den Buchhandlungen gesehen. Aber bei uns gab es so etwas noch nicht. Immerhin konnte ich mit meinem Volontariat als Food-Journalistin starten, als unser Erstgeborener vier Monate alt war.

Danach erlebte ich eine Bauchhöhlenschwangerschaft, die mit einer Not-OP endete, Fehlgeburten und dachte zeitweise, ich würde eben nur ein Kind haben können. Viele Freundinnen, Tanten und Bekannte erzählten mir damals von ihren eigenen Fehlgeburten. Ich hätte nie gedacht, dass sie so häufig sind – weil sie totgeschwiegen werden. Heute würde ich sagen, dass die meisten Frauen eine erleben. Wir haben eben nicht alles in der Hand. Zum Glück folgten darauf zwei glückliche Schwangerschaften.

» Schaut genau hin, was eine schwangere Frau braucht. Umgebt sie mit Liebe und Rücksicht und macht ihr das Leben so leicht wie möglich. «

Dass jede Schwangerschaft anders ist, versteht sich von selbst: Meine Schwiegertochter hatte jedes Mal diese unstillbare Übelkeit in den ersten Monaten, die sie völlig aus der Bahn warf. Selbst Hühnersuppe ging nur löffelweise. Mir selber dagegen ging es immer bombig.

Ich finde es wichtig, schwangere Frauen dabei zu unterstützen sich zu bewegen und nicht zu viel zuzunehmen. Beides war in den Zeiten meiner Schwangerschaften noch nicht so im Fokus. »Kind, schon dich« galt noch immer – »für zwei essen« nicht mehr so ganz. Ich hatte jedenfalls immer Bammel vor der Waage beim Gynäkologen. Und machte vor den Vorsorgeuntersuchungen immer einen Reistag zur Entwässerung – nicht gerade empfehlenswert. 15 kg nahm ich immer zu – und im Jahr danach verlor ich sie wieder. Gemäß der alten Hebammenweisheit: Neun Monate kommt der Bauch, neun Monate geht er wieder.


Mit 19 wurde ich Stewardess bei der Lufthansa - gemeinsam mit meinem späteren Mann.

Nicht mehr, sondern besser essen, ist heute mein Rat an schwangere Frauen, denn das Wachsen des Kindes braucht mehr Nährstoffe als Kalorien! Es ist also gut, sich schon während der Schwangerschaft möglichst frisch und abwechslungsreich zu ernähren. Außerdem ist es eine gute Übung für die Familienzeiten später. So lange das Baby noch nicht geboren ist, ist definitiv Zeit, sich mit einer gesunden Küche auseinanderzusetzen. Erst recht in den Wochen des Mutterschutzes. Das gilt übrigens auch für den werdenden Vater: Gemeinsamkeit macht stark – und Spaß!

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