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Das Fieber auf dem letzten Kilometer

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Die große Herausforderung bei der Arbeit an diesem Buch bestand darin, mit den Rennfahrern detailliert über Situationen zu sprechen, die sie normalerweise unter höchster Anspannung, mit schmerzenden Muskeln und voller Adrenalin erleben. Die letzten tausend Meter verfliegen meist im Rausch, der die Details – Wie haben die Zuschauer reagiert? Welche Signale sendet der Körper? – überdeckt. Die Aufmerksamkeit der Fahrer richtet sich auf sehr wenige Faktoren: Zuckt der Konkurrent und zieht den Sprint an? Wo ist die Lücke? Wie weit ist der Abstand zu den Verfolgern? Selbst für die Sportlichen Leiter sind die Schützlinge in dieser Situation Blackboxes, unerreichbar für letzte Ansagen per Funk. Der starke Druck, der auf den Fahrern im Finale lastet, kann auch zu stark werden – und sogar ganze Karrieren beenden, wie der U23-Bundestrainer Ralf Grabsch im Interview ausführt.

Während besonders die Sprinter auf dem letzten Kilometer nur wenig von den äußeren Bedingungen wahrnehmen, weil sie damit beschäftigt sind, sich an der Spitze möglichst optimal zu positionieren, genießen andere Fahrer wiederum die Unterstützung des Publikums: Seien es Ausreißer mit großem Abstand zu den Verfolgern, die um ihren sicheren Sieg wissen, oder eher schwergewichtige Sprinter, die bei Bergankünften von den Zuschauern an geschoben werden, um es rechtzeitig bis ins Ziel zu schaffen. Bei anderen Fahrern wiederum sind die Zuschauer, wenn auch meist nicht absichtlich, eher Feinde, statt Helfer. So etwa bei der Tour de France am 3. Juli 1994, als es auf der ersten Etappe nach knapp 234 Kilometern in Armentières zum Drama kommt: Ein Polizist, der eigentlich die Zielgerade absichern sollte, macht ein Erinnerungsfoto vom Sprintfinale, wagt sich dabei aber zu weit auf die Straße und verschätzt sich bei der Entfernung der heranrasenden Fahrer. Der damalige Top-Sprinter Laurent Jalabert sowie Fabiano Fontanelli und Wilfried Nelissen können nicht mehr ausweichen und stürzen schwer. Jalabert verabschiedete sich daraufhin sogar von seinen Sprinterambitionen, aus Angst, solch einen Sturz erneut zu erleben, und suchte sein neues Fahrerprofil fortan in der Gesamtwertung. Weniger schwerwiegend war die Kollision des damaligen Telekom-Profis Giuseppe Guerini am 14. Juli 1999, auf der zehnten Etappe dieser Tour mit Ziel in L’Alpe d’Huez: In Führung liegend, fuhr Guerini nahe der Flamme Rouge in einen HobbyFotografen, der mitten auf dem Mittelstreifen stand – rappelte sich aber wieder auf und siegte, 21 Sekunden vor Pawel Tonkow.

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