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Mit Schultern und Ellbogen als Waffen

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Nicht immer werden die Duelle im Finale primär psychologisch ausgefochten, oft setzen Sprinter eher den Körper als den Kopf als Waffe ein. So wie Dschamolidin Abduschaparow aus Taschkent (heute Usbekistan), der im Feld wegen seiner aggressiven und riskanten Fahrweise gefürchtet wurde. Olaf Ludwig, der dem Usbeken bei der Friedensfahrt begegnete, warnte seinerzeit: »Der fährt in Löcher hinein, wo keine sind.« Besonders bekannt wurde »Abdus« Sturz auf den Champs Élysées beim Tour-Finale 1991, als er mit rund 70 Kilometern pro Stunde im Zielsprint das Gitter der Absperrung touchierte und zu Boden krachte – es aber dennoch ins Ziel schaffte und im Krankenhaus das Grüne Trikot überreicht bekam.

Auch Freddy Maertens galt während seiner aktiven Profikarriere als furchtloser Fahrer. Im Interview räumt der Belgier ein, dass er sich in der entscheidenden Phase von Rennen häufiger einen Bidon mit Champagner hat reichen lassen – für den letzten Kick im Finale.

Mit der Einführung des Teamfunks ist es für Ausreißer immer schwieriger geworden, den Vorsprung bis ins Ziel zu halten. Die Sportlichen Leiter können den Verfolgern stets genaue Angaben über den Rückstand zur Spitze machen und entsprechende Anordnungen geben, das Tempo zum richtigen Zeitpunkt zu verschärfen – was besonders auf Flachetappen meist zu den immergleichen, monotonen Rennverläufen führt: Es bilden sich Ausreißergruppen, die kurz vor dem Finale eingeholt werden, worauf die Entscheidung im Massensprint gesucht wird. Vor diesem Hintergrund bleiben die wenigen gelungenen Ausreißversuche oft fest im Gedächtnis der Radsportfans verankert, so etwa der Sieg des damaligen Team-Sunweb-Domestiken Simon Geschke bei der Tour-Etappe nach Pra Loup 2015. Im Gespräch schildert der gebürtige Berliner sehr detailliert, was in seinem Kopf und Körper auf den letzten Metern vor der Ziellinie, nach 49 Kilometern alleine an der Spitze, passiert ist – wie die Muskeln gegen jede Pedalumdrehung rebellierten. Während Geschke seinerzeit den größten Sieg seiner Karriere feierte, erlebte Martin Elmiger im Jahr zuvor eine bittere Niederlage, die manchem Zuschauer die Tränen in die Augen trieb und die er für dieses Buch im Interview im Detail rekapituliert.

Fabian Wegmann schildert ebenfalls eindrücklich den Moment des Scheiterns: »Erst hörst du hinter dir die Motorräder und weißt, dass das Feld nicht mehr weit sein kann. Und dann siehst du das erste Vorderrad neben dir, und schlagartig bricht deine Leistung ein. Es ist vorbei.«

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