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Die Psychologie im Zweier- und Gruppensprint

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Wenn die letzten Fahrer aus versprengten Ausreißergruppen sich dem Ziel nähern, bahnen sich oft nervenzerreißende Duelle an, die von taktischen Überlegungen geprägt werden. Sie bleiben auch Jahrzehnte später noch in Erinnerung. In diesem Buch werden zwei historische Radsportzweikämpfe im Detail rekapituliert – in beiden Fällen Aufeinandertreffen äußerst ungleicher Fahrer. Der legendäre Schlagabtausch, den sich Leontien van Moorsel und Jeannie Longo bei der Tour Cycliste Féminin 1992 auf den letzten tausend Metern der Etappe nach L’Alpe d’Huez geliefert haben, gehört zu den spannendsten Finals der Radsportgeschichte: der aufstrebende Stern gegen die Legende, die vor dem entscheidenden Zweikampf im Gesamtklassement gerade einmal neun Sekunden auseinanderlagen. In ihrer Karriere haben diese beiden Fahrerinnen immer wieder Duelle ausgefochten, nie jedoch so unerbittlich wie auf dem Weg nach L’Alpe d’Huez. Ähnlich wie bei der Entscheidung zwischen Longo und van Moorsel lieferten sich auch Alexander Winokurow und Salvatore Commesso im Finale der Tour-Etappe nach Freiburg im Juli 2000 einen regelrechten Psychokampf, wie er sonst nur aus dem Bahnradsport bekannt ist.

Was für den direkten Zweikampf Frau gegen Frau und Mann gegen Mann gilt, trifft bei Sprintentscheidungen kleinerer Gruppen oft ebenfalls zu: Am Ende ist es häufig der Kopf und nicht die Beine, der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Und je mehr Köpfe an der Entscheidung beteiligt sind, desto komplexer die Situation, die es zu meistern gilt. In diesem Buch wird dies einerseits am Beispiel von Gerald Cioleks Erfahrungen bei Mailand–Sanremo illustriert – einem von Regen, Eis und Schnee geprägten Rennen, in dem der Kölner letztlich von seiner Außenseiter-Rolle profitierte. Konträr dazu war die Konstellation ein Jahr später bei der FlandernRundfahrt, bei der Fabian Cancellara im Wettkampf mit drei Belgiern die Oberhand behielt – in dem Fall trotz seines Favoritenstatus. Über das dritte Beispiel in diesem Buch ließe sich allein ein ganzes Buch schreiben: die Niederlage der belgischen Nationalfahrer Eddy Merckx und Freddy Maertens bei der Straßenweltmeisterschaft 1973 in Barcelona, im Duell mit Felice Gimondi aus Italien und Luis Ocaña aus Spanien. Das Rennen war gespickt mit Intrigen und Rivalitäten – und mündete in eine Jahrzehnte währende Feindschaft der Belgier.

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