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Erst nach dem Zielstrich begreift Ciolek seinen Erfolg

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Jetzt beginnt das Taktieren, die Fahrer drehen sich zueinander um, nehmen Tempo raus. Als sich Taylor Phinney (BMC) von hinten der Gruppe nähert, startet Peter Sagan seinen Sprint, rund 200 Meter vor dem Ziel. Der große Favorit des Rennens sieht wie der sichere Sieger aus, wie bereits eine Woche zuvor, als er beim Etappenrennen Tirreno–Adriatico zwei Tageserfolge – einen im Massensprint und einen aus einer Gruppe heraus – erlangen konnte. Bis sich Ciolek aus seinem Windschatten löst, links zu Sagan aufschließt und sich unter heftigem Nicken des Kopfes sogar an Sagan vorbeischiebt. Erst nach dem Zielstrich erkennt Ciolek, dass er gerade den wichtigsten Sieg seiner Karriere und den größten Erfolg für sein Team errungen hat. Mit einem lauten Schrei begleitet der Kölner seinen Erfolg, unter dem ungläubigen Seitenblick von Sagan. Ein Schrei, in dem noch viel mehr mitschwingt als die Freude eines Überraschungssiegers.

La Classicissima, wie das Rennen von Mailand nach Sanremo auch respektvoll genannt wird, ist zwar mit 298 Kilometern Distanz das längste Eintagesrennen der Saison, aber trotz der außergewöhnlichen Länge bei den meisten Fahrern beliebt. Die Strecke ist weitestgehend flach und der Rennverlauf meist vorhersehbar: Es gibt oft harmlose Fluchten, so richtig ernst wird es aber erst an der Cipressa und am Poggio di Sanremo, den beiden Anstiegen im Finale des Rennens, wo stets heftig attackiert wird – bevor es am Ende meist aber doch zum Gruppensprint kommt.

Beliebt ist das erste Monument des Jahres aber besonders, weil die 1907 erstmals ausgetragene »Fahrt in den Frühling« als landschaftlich attraktiv gilt – wenn hinter dem Turchino-Pass in Richtung Mittelmeer die Sonne scheint und die Blumenküste Liguriens erstrahlen lässt.

Was macht Mailand–Sanremo für Sie besonders?

Gerald Ciolek: Das Rennen ist durch Erik Zabel bei mir ins Bewusstsein gekommen. Der Erik hat ja viermal in Sanremo gewonnen, ich habe keinen seiner Siege verpasst. Die Rennen habe ich immer im Fernsehen angeschaut.

Was macht das Faszinosum des Rennens aus?

Mailand–Sanremo ist seit Jahrzehnten das immer gleiche Spiel. Es gibt Ausreißer, die meist am Poggio starten. Und doch geht es nicht immer gleich aus. Es gibt oft eine Sprintentscheidung, aber es kommen auch Ausreißer durch, seien es Gruppen oder einzelne Fahrer. Außerdem machen die knapp 300 Kilometer es zu etwas ganz Besonderem. Und am Ende entscheiden Meter oder gar Zentimeter.

Rückblick: Es ist kein Zufall, sondern Ausdruck der damals in Deutschland grassierenden Radsport-Passion, dass Gerald Ciolek im Jahr 2000, mit 14 Jahren, erstmals selbst in den Sattel steigt, um Rennen zu fahren, zunächst für seinen Heimatverein Pulheimer SC, bevor er 2006 von dem renommierten Radsportfotografen Hennes Roth zur U23-Nachwuchsmannschaft des deutschen Continental-Teams Akud Arnolds Sicherheit vermittelt wird.

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