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Die Geburtsstunde des »Finisseurs«

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Verbunden mit der Einführung der Flamme Rouge wurde im Laufe der Jahre ein neuer Fahrertypus geboren: der »Finisseur«, der über genug Kraft und Willensstärke verfügt, sich am Ende mit einer Attacke von der ohnehin schon mit hohem Tempo fahrenden Konkurrenz entscheidend zu lösen. Mit dieser Spezialität wurden in den vergangenen Jahrzehnten viele Finisseure zu Stars im Peloton, darunter etwa ein Walter Godefroot, der in den 1960ern und 1970ern reihenweise Siege auf dem letzten Drücker abräumte – und entsprechend nicht nur die »Bulldogge von Flandern«, sondern auch »Le Finisseur« höchstpersönlich genannt wurde. Mehrere Jahrzehnte später gelang es Fabian Cancellara immer wieder, die Sprinter kurz vor dem Massensprint noch zu düpieren. So etwa bei der Tour de France 2007 auf der Etappe nach Compiègne: Nur 750 Meter vor der Ziellinie verschärfte der Schweizer, der das Gelbe Trikot des Gesamtführenden trug, die Geschwindigkeit im Peloton plötzlich noch einmal deutlich, setzte sich ab, schoss an der vierköpfigen Ausreißergruppe vorbei und hielt die heranrasenden Sprinter unter der Führung von Erik Zabel bis ins Ziel auf Distanz. Ermöglicht wurde dieser außergewöhnliche Sieg insbesondere durch Cancellaras erstklassige Qualitäten als Zeitfahrer, aber auch durch den ihm eigenen »Powerburst«, den Cancellara im Interview in diesem Buch beschreibt: seine Eigenschaft, für kurze Momente extrem viel Power aufs Pedal zu bringen. Eine weitere Stärke Cancellaras, die ihm besonders bei den Frühjahrsklassikern immer wieder zum Sieg verhalf, wird in diesem Buch ausführlich beschrieben: die Intuition, das Bauchgefühl, das Cancellara oft den richtigen Moment der Attacke vorgab.

In den Mannschaftsbesprechungen vor dem Rennen diskutieren Teams oft sowohl die Taktik im ersten Teil des Rennens als auch im Finale. Geht es bei den Überlegungen zum Rennverlauf zunächst um Fragen wie, welche Fahrer in Ausreißergruppen mitfahren oder diese initiieren sollen, steht mit Blick aufs Finale besonders das eigene Taktieren im Sprint Royal (wie der Massensprint im Französischen genannt wird) im Vordergrund: Wer fährt an welcher Position bis wie weit im Sprinterzug? Wo lauern voraussichtlich die schärfsten Wettbewerber? Von wo kommt der Wind? Gibt es Kurven, Anstiege? Die Organisation von Sprinterzügen, in den 1990ern von Mario Cippolini und seinem »Treno rosso«, dem roten Zug des Saeco-Teams, perfektioniert, gilt als hohe Kunst, für die Mannschaften ganz gezielt trainieren. Gelingt das kollektive taktische Manöver, dann zwingt ein Zug den anderen Teams seine Regeln auf, dominiert das Tempo und kontrolliert die Positionierung der Fahrer an der Spitze des Feldes bis ins Ziel. Im Buch erklärt die erfahrene deutsche Anfahrerin Trixi Worrack, wie der perfekte Sprint organisiert wird. Und doch passieren immer wieder Fehler und Missverständnisse, wie Fabian Wegmann am Beispiel der Baskenland-Rundfahrt 2003 im Interview berichtet.

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