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XI

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ICH vermisste meinen alten Kumpel Sepp Huberbauer, frühpensionierter Hauptkommissar mit der Pension eines Kriminalrates für seine besonderen Verdienste, schon ziemlich. Die Vertrautheit, seine Abgeklärtheit, sein Wissen fehlten mir. Aber nach dem letzten Fall, den wir gemeinsam bewältigten, hatte ich volles Verständnis dafür, dass er nicht mehr wollte. „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen mit Todesfolge“, wie es lapidar im Rechtsdeutsch heißt, ist das Widerwärtigste, was es gibt! Nun musste ich mich an seinen Nachfolger gewöhnen, der von einem ganz anderen Schlag war. Dynamischer Jungbulle. Beste Schule, ehrgeizig mit dem Ziel, bis spätestens 35 in der Polizeihierachie Münchens ganz oben angekommen zu sein. Aber genau so einen brauchte ich jetzt.

Auf ins Büro von Vadim Langholtz, dem Aufsteiger des Jahres in der Ettstraße. Der war Preuße, kam mit unheimlich vielen Vorschusslorbeeren von Berlin nach Bayern und man sagte, er sei der Beste, den München je hatte und haben würde und überhaupt. Überflieger. Seit ich mit dem mal eine lange Nacht lang durch die angesagten Münchener Clubs gezogen war, stand er auf München und mich. Oder umgekehrt. Auf mich und München. Nein, er war keiner vom anderen Ufer, aber irgendwie hatte ich es ihm angetan. Und er mochte Fanny. Nicht unwichtig.

»Vadim, du musst mir helfen. Bitte. Ich weiß, dass du einen besonderen Draht zu einer Dame im gehobenen Dienst in Wiesbaden hast. Den Draht müssen wir jetzt anzapfen. Nein, bevor du mich fragst, ich habe noch gar nichts in der Hand und auch sonst ist mein Ansinnen einigermaßen nebulös, aber ich glaube, daraus könnte sich was Großes entwickeln. Und wenn das so sein sollte, dann bist du der nächste Polizeipräsident Bayerns, mindestens. Das verspreche ich dir!«

Langholtz saß mit versteinerter Miene in einem Sessel, der definitiv nicht auf Münchener Polizeimist gewachsen war. Die Beine hatte er, leicht verschränkt, auf dem zum Sessel passenden Papierkorb platziert und jeder, der durch sein Revier lief, konnte sich an seinen goldgelben Boots entweder ergötzen oder aber den Kopf schütteln. Er schaute kurz zu mir hoch, um dann sofort wieder in seine Denkerstarre zu verfallen. Fanny hatte ihm ungefragt seinen massigen Schädel auf den Oberschenkel gelegt. Einfach so. Ein Blutstau würde in Kürze seine Beine einschlafen lassen … Der Tosa-Inu-Schlawiner hatte mitgedacht. Er wusste, dass Vadim ihn mochte. Und schon kraulte Herr Preußen-Hauptkommissar mein Riesenviech. Auf meine Bitte reagierte er bisher gar nicht. Der saß da, war handgreiflich vertieft in Fannys Locken und mir nicht bekannte Gedanken.

»Sorry, was willst du? Hallo Doktor!«

Jetzt schreckte er hoch, Fanny blickte ihn vorwurfsvoll an und sagte: »Nimm endlich Fanny weg. Sonst komme ich gar nicht mehr zum Nachdenken! Wie war der Urlaub, was willst du?« Er wiederholte sich. Abwesenheit.

Zwei Fragen auf einmal. Ich gab ihm Antwort auf eine:

»Jacob Folgmann. Ich will alles, alles was du mit deinen besonderen Connections zum BKA hast, über den Mann wissen. So schnell es geht, machst du das für mich? Du erzähltest mir von deinem Tête-à-Tête mit der rassigen Dame, die dich eines Nachts in Berlin überfiel … Die meinte ich eben, als ich dich mit meinem Ansinnen überfiel, mir zu helfen. Machst du das?«

»Bist schon ein komischer Typ, Doktor. Haust ab in die Welt, schickst mir nicht mal ‘ne SMS, tauchst nach Monaten wieder auf und baggerst mich ohne Vorrede um Hilfe an. Ich sitze gerade an einem total außergewöhnlichen Fall. Den zu lösen, das ist für mich wichtig. Was geht mich der Folgmann an? Hau ab, lass Fanny hier. Ich rufe dich an, wenn ich was habe, okay?!«

Fanny schaute ihn an, als sei er die tolle Lola aus dem ›Tiberio Palace‹ auf Capri. Das war Vadim Langholtz denn doch zu viel und er schob seinen Freund weg. »Dann geh halt mit deinem unverschämten Herrchen, so sehr bin ich nun doch nicht in dich verliebt!«

»Danke. Beeil dich bitte …«

Enttäuscht verließ Fanny die Ettstraße.

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