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PROLOG

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ZU München empfinde ich inzwischen eine Hassliebe. Mit jedem Jahr meines Lebens in der Stadt werde ich unsicherer, ob es noch der Ort ist, an dem ich weiter leben möchte. Nun neigen wir Deutschen zwar ohnehin dazu, alles zuerst von der negativen Seite zu betrachten … Aber wenn man ein paar Monate woanders ist, im Ausland, im Urlaub, im Nach-Hochzeits-Wahn-Fieber, kommt man schon ins Grübeln. ‚Man‘ heißt in diesem Falle ich. Der letzte Fall hatte mich echt an meine Grenzen gebracht. Von mir aus können die Menschen machen, was sie wollen. Sie klauen, betrügen, morden ohnehin. Okay. Das gehört zum Menschsein. Leider. Daran habe ich mich fast gewöhnt. Wie heißt es im Alten Testament, Joel 1.4 (nach der Übersetzung Luthers)? „Was die Raupen übrig lassen, das fressen die Heuschrecken, und was die Heuschrecken übrig lassen, das fressen die Käfer, und was die Käfer übrig lassen, das frisst das Geschmeiß.“ Alles schön und gut. Aber Kinder, wehrlose Kinder, fast Babys, Jungs wie Mädchen vergewaltigen, auf grausamste Art töten und dann verbrennen?! Die das machen, nur ‚Geschmeiß‘?

Nein, unsagbar schlimmer.

Das hat wahrlich nichts mehr mit natürlichem, menschlichen Leben zu tun – und schon gar nicht mit Gerechtigkeit. Es ist einfach nur unvorstellbar abscheulich! Mich hat das Geschmeiß Jahre meines Lebens gekostet. Ja, ich bin schneller gealtert als erhofft. Meine Seele ist zutiefst verletzt worden. Regelmäßig, bei jedem neuen Job. Hätte ich nicht meine zwei Lieben, Anna und Fanny, an meiner Seite gehabt, ich wäre zum totalen Misanthropen konvertiert! Ehrlich!

Diesmal fiel es mir besonders schwer, wieder in den Alltag zurückzufinden. Mein Fehler war es, im Netz die News aus München zu verfolgen. Fast nur negative Schlagzeilen. Beim Surfen an nur einem einzigen Tag …

„Münchens teuerste Schweinshaxe: geklaut!“,

„Touristen-Boom setzt sich fort. München frohlockt!“,

„Anklage gegen Steckdosen-Sadist fast fertig!“,

„Einbrecher immer dreister – neue Methode bereitet der Polizei Sorgen“,

„Wohnungsnot in München wächst – Preise auf neuem Rekordhoch“,

„Münchens Quadratmeter kostet mittlerweile im Schnitt 10.140 Euro“,

„420.000 Euro Miete für zehn Personen“,

„Maskierter Audi-Fahrer rast in Radarfalle“,

„Bayerns Polizisten bekommen neue Hilfsmittel“,

„Garage zugeparkt: Frau meldet Mord am Ehemann“,

„In München leben immer mehr Reichsbürger“,

„Bronzesau vor dem ›Paulaner‹ im Tal versucht zu klauen – Diebe brechen ‚Resis‘ Huf ab“ (das Frontschwein beim Paulaner im Tal),

„BMW kauft sich offenbar für 800 Millionen Euro beim FC Bayern ein“

Das ist alles der reinste Wahnsinn, oder?! Ist der Fußball nun wirklich das Nonplusultra? Muss Wohnraum jedes Jahr teurer werden? Warum zahlt München für zehn ‚Abschiebehäftlinge‘ für deren Unterkunft am Münchener Flughafen pro Monat 420.000 Euro? Eine Monatsmiete von 42.000 Euro pro Person für ein Zimmer – das kann ich mir nicht leisten, echt! Wäre das Geld nicht besser im sozialen Wohnungsbau ausgegeben? Wer stoppt den Irrsinn? Und: Brauchen wir in München immer mehr Touristen – bahnt sich ein zweites Venedig an?

Armageddon in Minga?

Warum heißt es nicht mal: „Maskierter Reichsbürger brach sich das Bein beim Verzehr einer bei BMW für 800 Millionen Euro geklauten Schweinshax‘n?! …!“

Freeport

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