Читать книгу Geocaching - Tödliche Weihnacht in Oberstdorf (NEUFASSUNG) - Dieter Krampe - Страница 8

Kapitel 2 - Bielefeld 19.12., abends

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Sebastian hat den ganzen Nachmittag Mathematik gebüffelt. Der 19-Jährige geht seit drei Jahren in die Oberstufe des Max-Planck-Gymnasiums in Bielefeld; seine Fachoberschulreife mit Qualifikation hat er zuvor wie seine ältere Schwester Britta in der Hauptschule gemacht. Morgen steht noch die dritte Arbeit der Abiturklasse an. Analysis – wann soll man das denn mal gebrauchen können?

„Ätzend!“, denkt Sebastian, „dasselbe wie in jedem Jahr, immer kurz vor den Ferien. Eine Arbeit folgt der anderen. Wahrscheinlich haben die Pauker sonst über Weihnachten nicht genug Beschäftigung.“

Jetzt sitzt er vor seinem Laptop und chattet mit anderen Kids aus seiner Klasse. „Haste schon gehört?“, lautet jeder vierte Eintrag, und dann wird auf Teufel komm raus mit neuen Wortschatzerweiterungen des Internets herumgeworfen: like oder lol!

„Ätzend“, denkt Sebastian wieder, „wie die alten Schwimmerinnen, die früh morgens in breiter Front ihre Bahn im Hallenbad ziehen. Da geht’s dann auch immer: „Habense schon gehört?“

Im Wohnzimmer im Parterre rumort sein Stiefvater herum. Frederik. Der ist gerade aus der Firma nach Hause gekommen. MERCEDES UNGERN – Autos mit dem Stern – na das ist ja ein Super-Slogan, steht sogar auf dem Firmenlogo. Bei diesem Gedanken muss Sebastian stets zwangsläufig kopfschüttelnd lachen. Peinlich, peinlich.

Frederik ist jetzt 40 Jahre alt, schaut sogar noch jünger aus. Er hat ursprünglich Studienrat werden wollen, hat aber nach seinem ersten Praktikum schnell erkannt, dass er mit Schülern überhaupt nicht klar kommt. Er hat schnell die Reißleine gezogen und eine Lehre bei Mercedes als Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Dann gewann er das Herz der sechs Jahre älteren Tochter seines Chefs, die von ihrem ersten Mann mit zwei Kindern sitzen gelassen worden war.

Als Frederik bei der ihm angetragenen Hochzeit allerdings auch den Nachnamen seiner Braut annehmen sollte, streikte er und sagte stets: „Ungern würde ich Ungern heißen, mir reicht da schon der Firmenname.“

„Du, Basti, bist du mit den Schularbeiten fertig? Und hast du deinen Koffer schon gepackt?“, schreit Frederik plötzlich in die Stille. Sebastian hört es, aber kann sich noch nicht zu einer Antwort durchringen.

„Hörst du, Basti?“

Mühsam bewegt Sebastian seinen Kopf weg vom Bildschirm hin zur halb geöffneten Tür. „Klaro, wir schreiben morgen früh noch ´ne Mathe-Klausur. Deswegen haben wir nur wenig für Latein und Englisch aufgekriegt.“

„Du meinst aufbekommen!“

Sebastian mault leise: „Klaro, aufbekommen. Vatterns Pädagogik-Studium kommt wieder durch!“, aber laut erwidert er: „Du hast Recht; es muss aufbekommen heißen! Ich schreibe es zehnmal, mit Unterschrift der Eltern, einverstanden?“

„Würdest du bitte für uns mal im Internet nachschauen, welche Veranstaltungen unser Urlaubsort für die Weihnachtszeit zu bieten hat?“

„Geht klar, Chef! Wo hält Opa sich jetzt noch mal auf?“

„Ach Basti, das weißt du doch. Über Weihnachten sind wir alle doch immer in Oberstdorf im Allgäu. Und am Samstagmorgen fahren wir los. Also, pack deine Sachen bald!“

„Klaro, tote Hose in Oberstdorf! Hoffentlich bringen die grauen Panther wenigstens scharfe Mädels mit,“ lächelt Sebastian. Nachdem er sich bei seinen Chat-Partnern verabschiedet hat, geht er auf die Seite „www.oberstdorf.de“. Er kopiert alles, was er für seine alten Herrschaften für interessant hält.

Plötzlich entdeckt er auf der Homepage, was ihn die nächsten Tage nicht mehr loslässt. Ein Plakat mit einer Einladung der örtlichen Geocaching-Gruppe zu einer Jubiläums-Charity:


GEOCACHING-Charity

in

OBERSTDORF


Jubiläumsrallye der „ALLGÄU-PIRATEN“

zum fünfjährigen Bestehen

am Montag, 30.12.2013

EINLADUNG

an alle Geocaching-Clubs Deutschlands,

besonders auch an die Feriengäste in Oberstdorf

Teilnahme: 250.- €/Person

Hauptpreis: DREI PFUND GOLD

Zusätzlich: 3.000 €

Beginn: 17:17 Uhr Ende: 20:59 Uhr


Jeder Teilnehmer erhält zu diesem Zeitpunkt eine Email mit den GPS- Koordinaten und den Aufgaben an der 1. Station.

Anmeldung: a) bis zum 23.12.2013:

per Einzahlung auf das Konto:

„ALLGÄU-PIRATEN“

Konto: 999 875 222 0

BLZ: 733 500 00

Sparkasse Allgäu

Stichwort: GPS mit „Name“ und „Email-Adresse“


b) bis zum 28.12.2013:

per Barzahlung im Oberstdorf Haus

Let`s find the cache …..

Sebastian druckt seine Recherchen aus und springt die Treppe hinunter. Seine Mutter Vera ist inzwischen auch aus der Firma zurück und betrachtet sich kritisch im Flurspiegel.

„Schlank? – Ja. Jung? – Nein. Begehrenswert?“ Zum Glück begrüßt sie ihr Sohn, bevor sie die Antwort formulieren kann.

„Hallo, Muttern.“ Er küsst sie auf ihre rechte Wange. „Ich habe euch ein paar Veranstaltungen in Oberstdorf und Umgebung herausgesucht.“

Vera sieht abgespannt und wirklich urlaubsreif aus. „Schön, schön, Basti. Habt ihr was zu essen gemacht?“

„Es müsste noch Pizza im Gefrierschrank sein.“

Frederik erscheint in der Wohnzimmertür. „Ach lasst mal die blöde Pizza. Ich habe uns einen Tisch bei Mövenpick reservieren lassen.“

Vera nickt teilnahmslos: „Schön, schön. Aber ich brauche erst mal ein heißes Bad.“ Sie dreht sich zur Treppe und will nach oben gehen.

„Ach, habt ihr schon Weihnachtsgeschenke für Britta und mich?“, fragt der Pennäler spitzbübisch.

Frederik blickt fragend zu Vera hinüber: „Haben wir?“

Sie zieht die Augenbrauen hoch. „Natürlich haben wir! Warum fragst du?“

Sebastian druckst herum und flüstert fast: „Auf der Oberstdorf-Seite im Internet kündigen die ein Gewinnspiel für Schatzsucher zu Wohltätigkeitszwecken an. Die Teilnahme kostet allerdings 250 €.“

Vera steigt die Treppe hinauf. „Und du meinst, ich soll dir die Teilnahme finanzieren, richtig, Basti?“

„Ätzend, dass ich so ´ne schlaue Mutter habe. Und Britta will doch bestimmt auch mitmachen.“

„Aber nur gegen Spendenquittung, mein Sohn. Leg mir die Anmeldung für euch auf meinen Schreibtisch.“

Geocaching - Tödliche Weihnacht in Oberstdorf (NEUFASSUNG)

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