Читать книгу Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis - Dieter Kremp - Страница 24

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FEBRUAR

DER HORNUNG, DER „BASTARD“ UNTER DEN MONATEN

Februar! Taumond oder Schmelzmond nannten ihn unsere Vorfahren. Ob es wirklich der letzte Wintermonat ist? Ab und zu hört man schon die Meisen, die ihre Stimmen für den erwarteten Frühling üben. Noch ist die Kälte die dominierende Kraft in der Natur: An einigen Tagen tragen die Zweige der Bäume und Sträucher, ja auch die Drähte der Zäune, dicke Eismäntel. Schwer hängen Birkenäste dem Boden entgegen, noch voll bepudert mit Schnee – der leichte Wind bewegt die zarten kalten Äste mächtig-gemächlich, jeden Moment denkt man ans Abbrechen – aber die Birke weicht aus, federt zurück, ist geübt und auserwählt, derartigen Belastungen zu widerstehen. Und unter dem Schnee und Eis wissen wir die kleinen grünen Blätter, die sich bald, hoffentlich bald entfalten.

Der Februar hat vier verschiedene Gesichter. Es ist rein Monat der Wende von der Dunkelheit zum Licht, die Scheidung von Nacht und Kälte, die Hinwendung und Erwartung der Wärme in der Freude auf den Vorfrühling. Im Schnee aber versilbert noch die Welt. Der Februar ist der kürzeste Monat, kann der kälteste und schneereichste sein, ebensogut aber auch frühsommerlich warme und lichte Tage bringen. Bis ins 16. Jahrhundert hieß der Februar „Hornung“. Dieser alte deutsche Name hat wahrscheinlich nichts damit zu tun, dass sich in diesem Monat das Vieh „hörnt“, wie das Wort gelegentlich gedeutet wird. Eher hängt der Ausdruck mit den wenigen Tagen zusammen, die der „Lichtmessmonat“ im Vergleich zu den anderen Monaten besitzt: „Hornung“ ist eigentlich ein anderes Wort für „Bastard“. Im übertragenen Sinne bedeutet das für den Februar so viel wie „der an Tagen zu kurz Gekommene“.

In allen Jahren, die ohne Rest durch die Zahl vier teilbar sind, taucht der 29. Februar als Schalttag im Kalender auf. Wer an diesem Tag geboren ist, kann sich scherzhaft als Zehnjähriger ausgeben, wenn er eben vierzig Jahre alt wird. Schließlich feiert er seinen wirklichen Geburtstag nur alle vier Jahre. Behörden und Standesämter stören jedoch diesen privaten Jungbrunnen. Und so wird eben amtlicherseits keineswegs akzeptiert, dass ein achtzigjähriges Geburtstagskind sich noch als zwanzigjährig ausgibt.

Mit dem Februar verbunden ist die Freude am Trubel, an der Heiterkeit und Ausgelassenheit, ja am Mummenschanz, mit denen früher die dämonischen Mächte der Dunkelheit vertrieben wurden. Damit soll sowohl der Gedanke der Unsterblichkeit, respektive der Wiedergeburt, ausgedrückt werden, wie auch die Idee, dass das Materiell-Körperliche und das Geistig-Seelische zwar miteinander verbunden sind, dass dieser Zusammenhang aber nur lose vist.

Schließlich ist der Februar auch der Monat der Blumen, die Sinnbilder der Wertschätzung und der Bewunderung für einen lieben Menschen sind. So deuteten einst Nelken auf Anhänglichkeit, Tulpen verkörperten die innere lautere Schönheit und waren Sinnbilder der Verehrung, Wertschätzung und der grenzenlosen Bewunderung. Rosen waren immer Zeichen der Liebe und der Dankbarkeit. Strohblumen deuteten auf Unwandelbarkeit, Efeu auf eheliche Treue und Einigkeit, Flieder auf bevorstehende Hochzeit, Narzissen und Kaiserkronen auf glühende Sehnsucht, Veilchen auf Sittsamkeit und Bescheidenheit und Vergissmeinnicht auf unerfüllte Liebe und brennenden Liebesschmerz.

Die Japaner in besonderer Weise Verehrer der Blüten und des Blumensteckens kundig, haben in ihrem Ikebana den höchsten Ausdruck der Sinndeutung der Blumen und Pflanzen gefunden.

„Keine Rose, keine Nelke kann blühen so schön, als wenn zwei verliebte Herzen beieinander tun stehn“, so heißt es in einem unserer schönsten Volkslieder. Und Heinrich Heine betet seine Geliebte an: „Du bist wie eine Blume, so schön, so hold, so rein. Ich schau dich an, und Sehnsucht steigt mir ins Herz hinein.“ Die „Blaue Blume“ der deutschen Romantik hat nie jemand gefunden. Es ist die Sehnsucht, die nie gestillt wird.

Ein Strauß voll Blüten ist immer ein Kompliment. Komplimente öffnen Herzen, wenn sie dem richtigen Menschen zur rechten Zeit zu Füßen gelegt werden: Rosen auf den Weg gestreut! Komplimente werden nicht nur an Worten gemessen, Blumen nicht nur an Farbe und Schönheit. Komplimente und Blumen sind immer Geschenke, wenn sie von Herzen komme n und zu Herzen gehen. Es kann auch „von Apfelblüten ein Zweig“ oder ein Kranz sein, dazu ein Blick, ein Händedruck. Herz und Blumen sind Symbole des Valentinstages, der seit dem späten Mittelalter das eigentliche Fest der Jugend und der Liebe ist. Der Ursprung ist nicht ganz geklärt: Vermutlich geht die Sitte auf ein altes römisches Fest zurück, bei dem die jungen Männer ein Los mit dem Namen des Mädchens zogen, mit dem sie ein Frühlingsfest feierten.

„Durch die Blume sprechen“ sollte man nicht am Valentinstag, wohl aber „Blumen sprechen lassen“, und nicht nur an diesem Tag, sondern an allen Tagen, an denen wir das Bedürfnis haben, einem lieben Menschen unsere Dankbarkeit zu beweisen. Valentinstag kann alle Tage sein.

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

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