Читать книгу Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis - Dieter Kremp - Страница 28

LICHTMESS, DAS SPINNEN VERGESS!

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Das Wort „blaumachen“ kennt jeder. Wer aber weiß, dass der Begriff auf den „licht-blauen Montag“ unserer Vorfahren zurückgeht? Mit Maria Lichtmess (2. Februar) hörte für das Handwerk die Arbeit bei künstlichem Licht wieder auf, die am Montag nach Michaelis (29. September) begonnen hatte. Am Lichtmess – Nachmittag gaben die Meister ihren Gesellen oft frei.

Man war froh, dass die Tage wieder merklich länger wurden: „An Fabian und Sebastian fängt der Tag zu wachsen an.“ „Der Tag nimmt zu an Sebastian eine Stund, an Lichtmess merkt man es drum.“

Warum merkte man es an Lichtmess? „An Lichtmess, die Supp’ beim Tag ess!“ Das war aber nur möglich, wenn die Suppe um fünf Uhr nachmittags gegessen wurde. Tatsächlich ist heute noch bei Bauern im Alpenraum eine Vesper um diese Zeit üblich.

Am Lichtmesstag ist der Winter schon fast vergessen. Überall zeigen sich schon die ersten Vorboten des Frühlings. Die Spinnstube, in der sich die Mädchen und Burschen die Winterabende vertrieben hatten, wurde geschlossen: „Lichtmess, das Spinnen vergess! Das Rad hinter die Tür, das Rebmesser herfür!“ Die gemeinsame Arbeit in den „Lichtstuben“ war zu Ende, die erste Arbeit mit der Hacke oder an den Rebstöcken begann.

„Spinnen am Abend, erquickend und labend, spinnen am Morgen, Kummer und Sorgen.“ Was Missverständnis und Missdeutung aus einem alten Bauernspruch machen können, das zeigt die Rede von der „Spinne“. Die Spinne kann gar nichts dafür, dass man ihr solche Sachen nachsagt. Dieser alte Spruch bedeutet, dass die Armen ihr Geld mit Spinnen verdienen mussten, also schon morgens am Spinnrad saßen und oft Sorgen um das tägliche Brot hatten. Im Gegensatz zu den Armen konnten die Wohlhabenden das Spinnen auf den gemütlichen Abend legen. Nicht recht ersichtlich ist, warum dieser Spruch heute auf jene Tiere angewandt wird, die zu jeder Tageszeit Netze auslegen, um darin ihre Beute zu fangen.

Ein besonders schlauer Kalendermann fügte dieser verfälschten Regel noch einen Reim hinzu: „Spinnen am Mittag – Freude am dritten Tag.“ Und so ging die Mär von der zukunftsverheißenden Spinne um die Welt.

An Lichtmess trieb der Aberglaube Blüten. In Baden zog der Bauer oder sein Sohn eine Kette dreimal ums Haus; das galt als todsicheres Mittel zur Vertreibung von Schlangen und Mäusen. Und wenn man in Hessen Hirsebrei und eine überlange Bratwurst aß, so sollte der Flachs im Sommer recht lang ausfallen.

In der Lichtmesswoche hatten Bäuerin und Bauer alle Hände voll zu tun: „Um Lichtmess kalbt die Kuh, dann legt das Huhn, dann zickelt die Geiß, dann macht der Bauer am allermeist.“

Vom Wetter am 2. Februar schlossen unsere Vorfahren auf die Zukunft: „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit. Ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell. Gibt es an Lichtmess Sonnenschein, wird es ein spätes Frühjahr sein. Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, geht er auf vier Wochen wieder zu Loche. Wenn der Nebel zu Lichtmess fallt, wird es gewöhnlich noch sehr lange kalt.“

Obwohl St. Dorothee (6. Februar) Schutzpatronin der Gärtner ist, haben wetterkundige Bauern keine gute Meinung von ihr: „St. Dorothee bringt meistens Schnee.“ Und wenn man den seit rund 100 Jahren aufgestellten Wetterstatistiken glauben darf, dann liegt die Hoch-Zeit der Schneefälle in Mitteleuropa zwischen dem 6. bis 8. Januar und dem 5. bis 12. Februar.

In protestantischen Gegenden, wo Maria Lichtmess nicht so überschwänglich gefeiert wurde, stoppte Sankt Blasius (3. Februar) den Winter, zumindest schien mit ihm das Schlimmste überstanden zu sein: „St. Blasius stößt dem Winter die Hörner ab.“

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

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