Читать книгу Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis - Dieter Kremp - Страница 30
DER VALENTINSTAG: DAS FEST DER JUGEND
Оглавление„Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur“, meint Johann Wolfgang von Goethe im „Westöstlichen Diwan“. Und wie wahr sind heute noch Dantes Worte, dass nur drei Dinge aus dem Paradies geblieben seien: Sterne, Kinder und Blumen. In der Bibel ist die Lilie die Blume der Blumen. Die weiße Lilie zierte die Säulenkapitelle im Tempel Salomos in Jerusalem. Sie war ein Symbol der Schönheit, oft auch von Fruchtbarkeit und Reichtum. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Sinnbild für geistige Reinheit, Heiligkeit und Auferstehung. Deshalb wurde sie häufig in der Nähe und Umgebung von Kirchen angepflanzt. Die geistlichen Eigenschaften, die in früheren Zeiten der weißen Lilie zugeschrieben wurden, fanden durch einen päpstlichen Erlass im 17. Jahrhundert ihre offizielle religiöse Anerkennung. Der Erlass verweist auf diese Blume im Zusammenhang mit der künstlerischen Darstellung der Verkündigung Mariä. In der Tat zeigen viele Madonnenbilder der Renaissance das auffallende Weiß und die anmutige Form der weißen Lilie, so u. a. die Werke von Tizian und Botticelli. Unter dem Namen „Marienlilie“ oder „Madonnenlilie“ taucht die Blume immer wieder auf alten Kirchengemälden auf, die Maria mit ihr in der Hand zeigen.
„Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler. Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen.“ So spricht die Bibel im Hohen Lied Salomos von der Lilie, die die Christenheit der Jungfrau Maria weihte.
Die deutsche Romantik spricht von der „Madonnenlilie“ und Friedrich von Hardenberg (Novalis) singt das „Marienlied“ dazu: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt. Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel seitdem mir wie ein Traum verweht, und ein unnennbar süßer Himmel mir ewig im Gemüte steht.“
Vornehmlich Tulpen, Nelken und Lilien schenkt man Frauen seither zu besonderen Anlässen, wobei man Tulpen gerne als Blumengeschenke zum Valentinstag nimmt. Aber es müssen keine Tulpen sein. Blumen sollte man mit Bedacht verschenken. Niemals kommt es darauf an, ob es wenige oder viele, ob sie selbst gepflückt, billig oder teuer sind. Blumen sollen immer ein „teures“ Geschenk sein, um damit zu zeigen, wie teuer einem ein geliebter Mensch ist.
Für viele Menschen ist das Verschenken von Blumen sicherlich nur eine äußere Geste, weil sie gar nicht mehr wissen, welche Symbolik darin liegt. Denken wir heute noch darüber nach, wenn wir einen Strauß Blumen verschenken, welche Bedeutung ehemals einem solchen Vorgang zuerkannt wurde? Ein Blumenstrauß war anfangs sicherlich nichts weiter als ein bildgewordener Brief, zumal man den einzelnen Blumen bestimmte Sinnbilder zuschrieb.
Herz und Blumen sind die Symbole des Valentinstages (14. Februar), der seit dem späten Mittelalter das eigentliche Fest der Jugend und der Liebe ist. Der Ursprung ist nicht ganz geklärt: Vermutlich geht die Sitte auf ein altes römisches Fest zurück, bei dem die jungen Männer ein Los mit dem Namen des Mädchens zogen, mit dem sie das Frühlingsfest feierten. Der Valentinstag heißt auch „Vielliebchentag“, denn die Mädchen glaubten früher, sie würden den Mann heiraten, den sie am Valentinstag als ersten vor dem Haus am frühen Morgen erblickten.