Читать книгу Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis - Dieter Kremp - Страница 25

EINE SCHWINGENDE SYMPHONIE IN WEISS

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„Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit? Du wohnst in den Wolken, dein Weg ist so weit.“

Jetzt in diesen kalten ersten Februartagen erinnern wir uns an das Lied unserer Kindheit. Nicht das bloße Auge, erst die Vergrößerung durch die Lupe offenbart auf einer Entdeckungsreise ins Reich der gefrorenen Edelsteine eine faszinierende Wunderwelt. Schneeflocken sind aus zahlreichen Sternchen zusammengefügt zu einer schwingenden Symphonie in Weiß. Kein Künstler kann die vielfältigen Formen je nachvollziehen. Sie gehören zu den schönsten Kunstformen der Natur, geheimnisvollen Blüten gleich, doch vergänglicher als diese und unberührbar durch die Wärme der Hand. Schon ein leichter Atemhauch lässt sie in Sekundenschnelle vergehen. Immer sind sie sechsstrahlig, gezaubert nach einem geheimnisvollen Grundmuster, doch keines unter Milliarden von Sternchen ist einem anderen vollkommen gleich. Jeder Schneekristall ist ist für sich einzigartig.

Die Stätte ihrer Geburt liegt viele Kilometer über der Erde, in sehr kalten Wolken, im „Reich der Frau Holle“, der winterlichen Märchenfee der Deutschen. Um winzige Staubpartikelchen lagern sich zarte Eisschichten. Während die Körnchen im Wind auf und ab tanzen, scheidet sich immer mehr Feuchtigkeit daran ab – der Eiskristall wächst und sinkt schließlich als Schneeflocke zur Erde hinab.

Wechselnde Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen führen nicht nur zu unterschiedlichen Formen, sondern auch zu unterschiedlichen Flockengrößen. Je kälter die Luft ist, um so kleiner sind die Flocken. Bei strenger Kälte fallen keine Schneeflocken, sondern feine Eisnadeln aus heiterem Himmel zu Boden. Große, weiche, lockere Flocken kommen nur nahe null Grad vor.

Was aber hat nun Frau Holle mit dem Schneefall zu tun? In ihr begegnet uns die altgermanische Naturgöttin Hulda, die ursprünglich als „Erdmutter“ die Kinder zur Welt bringt, diese beschützt und die verstorbenen Seelen wieder in ihr Reich zurückholt. Brunnen und Höhlen sind im Volksglauben unserer Vorfahren Eingänge in ihre Welt. Auch im Märchen kommt das fleißige Mädchen durch einen Brunnen zu Frau Holle, einer schönen, weißen Frau mit langen, goldenen Haaren. Das Mädchen schüttelt ihre Betten aus und die weißen Flaumfedern verwandeln sich auf der Erde in Schnee.

Frau Holle war auch die Anführerin der Wilden Jagd Wotans, die in der Zeit des Mittwinters durch die Wolken braust, wobei durch das Lärmen und Poltern die bösen Mächte der Dunkelheit verscheucht werden. Der herabfallende Schnee ist Reinigungs- und Fruchtbarkeitssymbol, wodurch die nackte Erde vor der todbringenden Kälte geschützt wird.

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

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