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Prozessphilosophie

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Die in den Grundzügen vorstehend dargestellte Hartmannsche Ontologie beinhaltet einen kritischen Realismus, der die Frage nach einem göttlichen Sein ausklammert. Andererseits können die beschriebenen Folgerungen aus dem Dependenzgesetz als wegweisend bei strittigen Grundsatzfragen im Rahmen des naturwissenschaftlichen Weltbilds angesehen werden. Darin liegt ihr besonderer Wert.

Um die Erfassung der ganzen Lebenswirklichkeit im Rahmen einer Kosmologie bemüht sich die andersartig konzipierte »Prozessphilosophie« oder »organismische Philosophie« von Alfred N. Whitehead (1861–1947).3 Es ist dies keine rational begründete Ontologie, sondern eine spekulative Philosophie des Werdens.

Nach Whiteheads Auffassung werden die dualistisch geprägten abstrakten Begriffe der abendländischen Philosophie – beispielsweise Subjekt und Objekt, Substanz und Qualität, Partikulares und Universales – der Lebenswirklichkeit nicht gerecht. Es wird eine eigenwillige Begriffsbildung vorgestellt, die die Verbundenheit aller Wirklichkeit und deren individuelle Schöpfungskraft zum Ausdruck bringen soll. Sie ist von der Leibnizschen Monadenlehre, von der buddhistischen Lehre von den Daseinsfaktoren (dharmas) und von Bergsons Lebensphilosophie beeinflusst.

Die Wirklichkeit wird nach Whitehead kategorial einheitlich aus »real existierenden Wesenheiten (actual entities)« oder »real existierenden Gelegenheiten (actual occasions)« gebildet, die als Punkte in einem Raum-Zeit-Kontinuum aufgefasst werden. Jede einzelne Wesenheit »erfühlt« alle übrigen Wesenheiten, was als gegenseitige Durchdringung ausgelegt werden kann. Die Objekte des »Fühlens« werden daher als »Organismen« bezeichnet. Neue Wesenheiten entstehen durch »Selbsterschaffung«, wobei deren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als individueller Faktor auftritt. Die Verbundenheit manifestiert sich in den Wirkursachen, die Selbsterschaffung in den Zweckursachen. Wirk- und Zweckursachen gemeinsam bestimmen die Prozesse in der Wirklichkeit.

Das Wirkliche wird ausgehend von »reinen Möglichkeiten« (eternal objects) in Erfahrung gebracht. Die reinen Möglichkeiten entsprechen den platonischen Ideen in einer zur Realität drängenden dynamischen Form. Das reale raumzeitliche Geschehen hat Symbolcharakter. Es wird beherrscht von logischen Gesetzen und ästhetischer Harmonie. Die Ausführungen Whiteheads münden schließlich in eine mit der Prozessphilosophie verträgliche, kosmologisch geprägte Theologie.

Zusammenfassend lässt sich das Auftreten der Ereignisse nach Whitehead in dreifacher Hinsicht eingrenzen. Wirklich kann nur werden, was möglich ist. Es gibt den blinden schöpferischen Drang. Die Form des Erscheinens der Wirklichkeit findet seine Begrenzung in Gott.3

Philosophische Grundbegriffe der Naturwissenschaften

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