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Vorwort
ОглавлениеDie Naturwissenschaften und ihre Anwendung in der Technik unter Einschluss von Medizin und Informatik bestimmen das Weltbild und den Lebensvollzug des heutigen Menschen. Die Anwendungserfolge der Naturwissenschaften, verbunden mit der Vorstellung einer Allmacht der Naturgesetze, begünstigen die Überzeugung, alles sei machbar und die naturwissenschaftlich erfasste Welt sei schon die ganze Welt.
Aber nur die sinnlich wahrnehmbaren Vorgänge, eingeschränkt auf wiederholte oder wiederholbare Relationen, werden von Naturgesetzen qualitativ oder quantitativ beschrieben. Mit den gesetzlich wirkenden Vorgängen untrennbar verbunden sind jedoch zufallsbedingte Vorgänge. Es treten Streuungen, Fluktuationen und Unbestimmtheiten auf, die nur wahrscheinlichkeitstheoretisch erfasst werden können. Die Naturgesetze sind in der Realwelt nur näherungsweise gültig.
Noch folgenreicher ist der Ausschluss der Metaphysik aus den Naturwissenschaften. Diesen fehlt daher die Einbettung in die umfassendere Welterkenntnis und Lebenswirklichkeit. Der Mangel kann behoben werden durch eine Naturphilosophie, die sich den Aussagen der modernen Naturwissenschaften stellt. Ein besonders wichtiges Bindeglied zwischen Naturphilosophie und Naturwissenschaften bilden philosophische Grundbegriffe, die naturwissenschaftlich relevant sind. Das vorliegende Buch befasst sich mit derartigen Grundbegriffen.
Die Ausführungen des Buches sind stark beeinflusst von den Werken bekannter Philosophen und Naturwissenschaftler, die sich in besonderer Weise um den Brückenschlag zwischen den beiden Bereichen bemüht haben. Nicolai Hartmann (1882–1959) lieferte die grundlegende Ontologie und Kategorienlehre, Carl Friedrich von Weizsäcker (1912–2007) hob die naturphilosophischen Aspekte der Naturwissenschaften hervor, Ilya Prigogine (1917–2003) konzipierte eine »Physik des Werdens« für chemische Systeme weitab vom thermodynamischen Gleichgewicht, Manfred Eigen (geb. 1927) beschrieb die Lebensentstehung als biochemischen Prozess und Richard Dawkins (geb. 1941) erhellte die genetischen Grundlagen der biologischen Evolution.
Der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft WBG danke ich für die Aufnahme des Titels in das Verlagsprogramm. Um die Annahme und Drucklegung des Manuskripts haben sich die Lektoren des Verlags, Benjamin Landgrebe, Thomas Brockmann und Sophie Dahmen, verdient gemacht. Ihnen gilt mein besonderer Dank. Ebenso danke ich Claudia Raschke, die für die elektronische Textverarbeitung in den Entstehungs- und Abschlussphasen des Manuskripts verantwortlich war.
Stuttgart, im Februar 2017 | Dieter Radaj |