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24. An Karl und Paula Bonhoeffer

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25. September 1943

Liebe Eltern!

Gestern hast Du, liebe Mama, wieder ein so schönes Paket für mich abgegeben. Eure Fantasie ist wirklich unerschöpflich; die warme Speise im Thermosgefäß war besonders überraschend und schön; aber auch für alles andere danke ich Euch und allen Mitbeteiligten sehr. Wenn Euch diese Mühe nur bald erspart bleiben könnte! Draußen scheint es sich allmählich einzuregnen, und ich habe einen entsprechenden blühenden Schnupfen und der Hexenschuss ist auch wieder da. Schuld ist m.E. einfach der Mangel an frischer Luft. Die knappe halbe Stunde, von der der eilige Unteroffizier am liebsten noch einige Minuten abzieht, weil er sonst seinen Dienst nicht schafft, ist eben zu wenig, besonders wenn man Erkältungen so leicht schnappt wie ich. Lästig ist das ja nur, weil es einen an dem Einzigen hindert, was man hier tun kann, lesen und schreiben. Aber schlimm oder zum Beunruhigen für Euch ist es gar nicht, nur ärgerlich – und also wirklich ganz nebensächlich.

Vor einigen Tagen kam ein sehr netter Brief von Renate, für den ich ihr sehr danke. Es ist nun eine richtige Kriegsehe geworden, die sie führen muss, mit viel Entbehrungen und Schwierigkeiten. Aber so leicht verlieren die beiden ja wohl nicht den guten Mut. Jedenfalls hatten sie doch ein paar sehr schöne Monate zusammen. Ich werde ja vielleicht demnächst vor einer ähnlichen Entscheidung stehen. Wenn man voraussehen kann, dass man wenigstens ein paar Monate zusammen sein kann, dann würde ich doch dafür sein zu heiraten; andrerseits finde ich einen Heiratsurlaub von ein paar Tagen doch zu wenig und vor allem für die Frau; darum halte ich es schon für richtiger, zu warten – allerdings, wie lange? Aber man kann solche Fragen eben doch nur praktisch entscheiden und nicht im Voraus. Für Maria tut mir die grässliche Verzögerung meiner Sache so schrecklich leid. Wer konnte das auch im April ahnen? Mir wäre es lieber, es würde einem gleich von vornherein die voraussichtliche Dauer einer solchen Sache mitgeteilt. Auch in meiner hiesigen Arbeit hätte ich manches anders und fruchtbarer gestalten können. Schließlich ist eben, so wie wir eingestellt sind, jede Woche und jeder Tag kostbar. So paradox es klingt, ich war gestern wirklich froh, als erst die Zulassung des Anwalts und dann der Haftbefehl kam. So kommt das scheinbar ziellose Warten doch wohl bald zum Ende. Immerhin hat gerade die lange Dauer meiner Festnahme mich Eindrücke gewinnen lassen, die ich nicht wieder vergessen werde.

Die ausgefallenen Bücher, die Ihr mir von Karl Friedrich bringt, lese ich immer mit viel Freude zwischen den eigentlichen Arbeitsstunden. Im Übrigen schreibe ich und merke, dass mir auch das freie, nichttheologische Schriftstellern Spaß macht. Aber wie schwer die deutsche Sprache ist, erkenne ich erst jetzt richtig, und wie leicht kann man sie verhunzen!

Ich lasse Ursel sehr für das neulich Mitgeschickte danken. Aber sie soll doch jetzt wirklich alles für ihre beiden Soldatensöhne verwenden!

Beim Durchlesen finde ich, dass der Brief etwas unzufrieden klingt. Das soll er nicht und das entspräche auch nicht der Wirklichkeit. So sehr ich mich hier heraussehne, so glaube ich doch, dass kein einziger Tag verloren ist. Wie sich diese Zeit später einmal auswirken wird, lässt sich noch nicht sagen. Aber sie wird sich auswirken. – Grüßt bitte Maria und alle Geschwister und ihre Kinder. Ich hatte in letzter Zeit nur Renates Brief. Bleibt in diesen Herbsttagen nur gesund! Es grüßt Euch von Herzen und dankbar

Euer Dietrich

Du wartest jede Stunde mit mir

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