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Tembrock im Vorphysikum
ОглавлениеNach dem ersten Studienjahr folgte das Vorphysikum, die erste große mündliche Zwischenprüfung, in den Fächern Chemie, Physik, Botanik und Zoologie. Aus den drei erstgenannten Prüfungsteilen ist mir nichts mehr erinnerlich, sie liefen jedenfalls problemlos ab. In Zoologie trat ein Mini-Problem auf. Ich hatte für die vorangehende Botanikprüfung besonders Vererbungslehre gepaukt, weil der Prüfer, Professor Noack, viel danach fragte. Dazu hatte ich mir natürlich botanische Beispiele eingeprägt, beliebtes Demonstrationsbeispiel waren damals in verschiedenen Farben blühende Erbsen.
Aber in Botanik prüfte ein Assistent über andere Themen. Dafür fragte mich Dr. Tembrock in Zoologie nach Vererbungsregeln. Seelenruhig spulte ich meine eingetrichterten Erbsenbeispiele ab, unterbrach mich erschrocken und ging auf Florfliegen mit unterschiedlichen Augenfarben über, wie das zum Thema Zoologie besser passte. Das hielt aber nicht lange und wieder blühten meine Erbsen. Wieder riss ich mich zurück, bis Tembrock abwinkte: „Wenn Sie das am botanischen Beispiel gelernt haben, bleiben Sie ruhig dabei, die Vererbungsgesetze sind dieselben.“ Für den Prüfer war das eine Lappalie, die er sofort wieder vergessen konnte, für mich eine Hilfe, an die ich mich heute noch dankbar erinnere.
Später – Tembrock war indessen Professor geworden – sah ich ihn in vielen Fernseh-Interviews über das Verhalten der Tiere (Ethologie) sprechen. Er tat das, wie in seinen Vorlesungen auch: kenntnisreich, mit souveränem Überblick über die vielfältigen Problemlösungsstrategien der belebten Natur und gelegentlich mit einem Schuss distanzierter Ironie.