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Gietzelt
ОглавлениеBemerkenswert war auch Professor Gietzelt, der Radiologe und Strahlentherapeut. Es war die Zeit der Atombombenversuche in der Atmosphäre und dem Boden, die weltweit entsprechende radioaktive Niederschläge hervorriefen, ahnungslose japanische Fischerbootsbesatzungen und Südsee-Touristen durch Strahlenkrankheit töteten, sowie missgebildete und radioaktiv strahlende Fische hervorbrachten. Hier sah sich Gietzelt auf seinem Fachgebiet gefordert.
Zweierlei hat er uns erklärt: Erstens gab es nach seiner Ansicht keine Untergrenze, unterhalb der radioaktive Strahlung unbedenklich ist. Um einige Details der Reparaturfähigkeit des menschlichen Körpers für Strahlenschäden ergänzt, gilt diese Ansicht auch heute weitgehend. Zweitens trifft es zwar zu, wie die Versuchsbefürworter damals entschuldigend erklären wollten, dass der Mensch im Durchschnitt bei allen Röntgenaufnahmen im Leben mehr ionisierende Strahlung(5) empfängt, als durch radioaktiven Niederschlag nach Kernwaffenversuchen. Aber ärztlich nach gewissenhafter Entscheidung vorgenommene Röntgenuntersuchungen dienen seinem Wohl, Kernwaffenversuche dem Gegenteil! Also sind derartige Vergleiche unakzeptabel.
Gietzelt stand mit seiner Meinung nicht allein und schließlich konnten derartige Versuche weltweit verboten werden. Gleichzeitig hat Gietzelt die Entwicklung strahlungsarmer Röntgenverfahren, wie der Schirmbildtechnik, unterstützt und zur überlegten Nutzung der Röntgendiagnostik gemahnt.