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Der Weltmeister-Macher

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Im Verein spielt er zu diesem Zeitpunkt schon seit drei Jahren bei den von Norbert Elgert trainierten A-Junioren. Elgert ist ein waschechter Gelsenkirchener („Ich bin auf Kohle geboren und mit Emscherwasser getauft“) und bestritt als Spieler 58 Spiele in der 1. und 81 Spiele in der 2. Bundesliga. Auch bei Schalke stand er unter Vertrag: 1975-76 und 1978-82. Für die Königsblauen erzielte er in 77 Spielen 17 Tore. Elgert war ein Dribbler auf der Außenposition. „Ich war schwer nierenkrank und habe deshalb mehr von meiner Technik und Einstellung gelebt.“ Ohne dieses Handicap hätte es vielleicht für die Nationalelf gereicht.

Im deutschen Nachwuchsfußball ist Elgert fast schon eine Legende. Bei der WM 2014 in Brasilien stehen mit Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler gleich vier Spieler im DFB-Aufgebot, die durch seine Schule gegangen sind. Nicht wenige halten Elgert für den besten Nachwuchstrainer Deutschlands. Der 58-Jährige arbeitet seit 1996 mit den Schalker A-Junioren. Verpflichtet hatte ihn der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer. 2006, 2012 und 2015 wird die Schalker U19 Deutscher Meister, 2002 und 2005 DFB-Pokalsieger. Als Elgerts Jungs in einem hochklassigen Meisterschaftsfinale 2015 die TSG 1899 Hoffenheim in der Wattenscheider Lohrheide mit 3:1 besiegen, skandieren die Fans der „Knappen“: „Seht her, ihr Profis, so wird es gemacht!“

Sich mit seinen Meriten aufzuplustern, würde Elgerts Werten widersprechen. Wenn es um die Leistungen und Erfolge der Schalker „Knappenschmiede“ geht, ist er auffallend bemüht, von „uns“ zu sprechen. Elgert ist ein großer Freund des Teamgedankens und Fan des neuseeländischen Rugby-Teams, der berühmten „All Blacks“. „Rugby ist ein knallharter Teamsport. Da wird nicht lange rumgejammert, und der Teamgedanke steht absolut im Vordergrund. ,Nothing is as strong as teamspirit‘, habe ich tatsächlich von den ,All Blacks‘ übernommen.“ Als ihn die Journalisten nach dem Gewinn der Meisterschaft 2015 auf den starken Auftritt von Leroy Sane ansprechen, der bereits bei den Profis in der Champions League gegen Real Madrid getroffen hat, lautet Elgerts Reaktion: „Fußball ist eine Wir-Sportart. Und Leroy hat, wie jeder andere in dieser Mannschaft, seine Aufgabe zu hundert Prozent erfüllt.“

Sich selbst charakterisiert Elgert als „ganzheitlich denkend, sehr fordernd – aber auch sehr menschlich. Dinge, die sich auch im Hochleistungssport nicht ausschließen sollten.“ Der Trainer ist ein sehr gläubiger Mensch, und der Satz: „Jeder Mensch ist einmalig“, fällt im Gespräch mit ihm nicht nur einmal. Elgert weiß so einiges über die jungen Menschen, ihre Stärken und ihre Schwächen, wie sie funktionieren und wie man sie anpacken muss. Der Mann ist nicht nur ein überragender Fußballfachmann, sondern auch ein exzellenter Pädagoge. Er gehört zu jener nicht besonders weit verbreiteten Art von Menschen, denen junge Menschen zuhören und später mit einer gewissen Dankbarkeit begegnen. Man kann sich ihnen anbiedern, indem man den Berufsjugendlichen mimt. Man kann junge Menschen, deren Verhalten und deren Kultur verdammen und ihnen damit auf die Nerven gehen, dass früher als besser gewesen sei – vor allem man selber. Man kann aber auch Verständnis für junge Menschen zeigen und dabei trotzdem authentisch – also in der Erwachsenenrolle – bleiben. Solchen Persönlichkeiten gelingt es, junge Menschen weiterzuentwickeln und das Optimum aus ihnen herauszuholen. Auch bei sich selbst will Elgert das Optimum erreichen: „Ich möchte für meine Jungs jeden Tag ein noch besserer Coach und Lehrer sein.“ Der 58-jährige sieht dabei für sich noch Luft nach oben. Sein Motto: lebenslanges Lernen.

Wie eine Reihe von Nachwuchstrainern seiner Generation hat Elgert die „niederländische Fußballschule“ inspiriert: „Es ist kaum zehn Jahre her, dass wir mit Bewunderung nach drüben geschaut haben. Ein kleines Land, das dank seiner Ausbildung viele hervorragende Fußballspieler hervorgebracht hat. Ich habe mir dort einiges abgeschaut und mich lange und intensiv mit der holländischen Fußballphilosophie beschäftigt.“ Dass die Schalker Keeper in der Regel auch ordentliche Fußballer sind, allen voran Manuel Neuer, hat einiges mit dieser Philosophie und dem daraus entwickelten Training zu tun. Elgert: „Unsere Torhüter bekommen viel Feldspieler-Training. Wir lassen sie auch schon mal Innenverteidiger spielen, damit sie verstehen, wie sie als Torhüter diese ancoachen müssen.“

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