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„Er wollte Spaß haben“

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Um zu erahnen, was den Nachwuchstrainer Elgert ausmacht, kann man in ein Doppelinterview schauen, das die Zeitschrift „11 Freunde“ im August 2014 mit Elgert und seinem ehemaligen Nachwuchsspieler Max Meyer führte. Meyer hatte auch Futsal gespielt, was sich als hilfreich für seine Karriere erwies. Meyer: „Futsal ist wie Fußball auf engstem Raum: vier gegen vier oder fünf gegen fünf, viele Kontakte, schnell spielen. Es schult das taktische Verständnis, verbessert das Dribbling und macht vor allem wahnsinnig Spaß.“ Bevor Meyer zu Schalke kam, kickte er in der Jugend des MSV Duisburg, wo man wenig erfreut über Meyers Futsal-Skills war: „Dort wollte man mir das Dribbeln schon verbieten. Im Training durfte ich nur noch mit zwei oder drei Ballkontakten spielen. Bei Schalke durfte ich vom ersten Tag an einfach frei aufspielen.“ Und Elgert erwidert auf die Frage der „11 Freunde“, ob er nie wirklich versucht habe, Meyer die vielen Dribblings auszutreiben: „Ganz im Gegenteil. Bei Spielern wie ihm muss man das eher noch forcieren. Wenn du einem Spieler seine herausragende Stärke nimmst, wird er nie dorthin kommen, wo er hinkommen kann.“ Man kann sich vorstellen, wie wichtig ein solcher Trainer für einen Spieler wie Manuel Neuer ist, dessen Stärken manche Kollegen nicht sehen können, nicht sehen wollen oder die sie zur Weißglut treiben, nur weil sie von der Norm seiner Zunft abweichen.

Für Norbert Elgert besteht die fußballerische Ausbildung aus fünf Bausteinen: „1. Technik unter höchstem Raum-, Gegner- und Zeitdruck. Wenn man mit dem Ball kämpft, kann man sich nicht mit dem Gegner und dem Spiel auseinandersetzen. 2. Taktik, Spielintelligenz/ Spielverständnis und mentale Geschwindigkeit: Der Spieler muss lernen, das Spielfeld ständig zu scannen und schnell richtige Entscheidungen zu treffen. Durch jede noch so kleinste Positionsveränderung von Mitspielern und Gegnern und durch jede Bewegung des Balles verändern sich permanent Spielbild und Spielsituation. Der Spieler muss diese schnell verstehen und die richtige Entscheidung treffen. 3. Athletik: Athletik ist trainierbar. Wenn man nicht fit ist, lenkt das ab. 4. Mentale Stärke und Härte: Unter vermeintlich größtem Druck sein fußballerisches Potenzial abrufen. Dazu gehört auch, sich nicht von Gegenspielern, Zuschauern oder durch Schiedsrichterentscheidungen ablenken zu lassen. 5. Teamgeist. Bereitschaft und Fähigkeit, Teil eines Teams zu sein. Das Wir muss größer sein als das Ich – was nicht bedeutet, dass das Ich unwichtig ist.“ Man erkennt in diesen Bausteinen Manuel Neuer wieder – insbesondere, was Spielintelligenz und mentale Stärke angeht.

Gefragt, was einer mitbringen muss, um den Weg in den Profifußball zu schaffen, antwortet Elgert: „Mit dem Talent stellst du den Fuß in die Tür. Um hindurchzugehen, benötigt der Spieler mehr. Er braucht eine fundierte ganzheitliche Ausbildung. Er muss Wissbegierde mitbringen, Demut, Durchhaltevermögen und Teamfähigkeit. Er sollte einen guten Charakter haben, eine starke Persönlichkeit und den unbedingten Willen, es zu schaffen.“ Was er gar nicht mag: „Wenn ein Spieler fußballerisch hochbegabt ist, es ihm aber an Einstellung fehlt und er daran nichts ändern will. An Einstellung und Motivation kann man arbeiten. Wenn einer sein Talent vergeudet, ärgert mich das ungemein. Manuel Neuer, Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo bewegen sich auf absolutem Spitzenniveau. Aber das reicht ihnen nicht, die wollen immer noch besser werden. Sie wollen jeden Tag immer noch besser werden.“

Als die Leser der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ Elgert Fragen stellen dürfen, will der Übungsleiter einer D-Junioren-Mannschaft wissen, was er seinen Jungs mitgeben solle. Elgert: „Spiele in deiner Freizeit so viel wie möglich. Vernachlässige die Schule nicht – übe fleißig und verbessere dich jeden Tag. Trainiere und spiele mit Freude und Begeisterung. Sei mutig. Habe keine Angst vor Fehlern. Fußball ist und macht Spaß.“

Das alles trifft für den jungen Manuel Neuer zu. Elgert: „Er hat eine große Leidenschaft für das Spiel. Sein Antrieb war: Er wollte Spaß haben.“

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