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2.5.2 Theorie der Metapher

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Der linguistischen Theorie (Kurtz 1997) nach beruht die kommunikative Wirkung einer Metapher auf einer Interaktion des Inhalts des Themas des Patienten mit dem Inhalt der Metapher, wobei die Metapher wie ein Katalysator in einer chemischen Reaktion erhalten bleibt, aber die Semantik des Themas sich ändert. Der gebahnte Bereich im assoziativen Netzwerk zu einem Thema scheint sich durch die Ausschmückung mit Metaphern sprunghaft zu erweitern, da die verbale Repräsentation dabei durch eine visuelle, akustische, szenische und affektive Repräsentation ergänzt wird, was zur Aktivierung nicht nur des semantischen, sondern auch des episodischen und eventuell des prozeduralen Gedächtnisses führt. Durch Metaphern wird der Phantasie und Intuition bei der Problemlösung mehr Raum gegeben. Häufig enthalten sie überraschende Wendungen, die einen Perspektivenwechsel des Zuhörers auslösen können (siehe »Turandot«, Onlinematerialien, Metapher 38), indem sie über seine gewohnten Gedankengänge und Vorstellungen hinausgehen. Die Restriktivität des logischen Denkens dagegen führt oft nur zu ähnlichen Lösungsversuchen, die weiter in die Schwierigkeiten hineinführen (Lösungen erster Ordnung, Watzlawick et al. 1974), anstatt durch Perspektivwechsel die Probleme aufzulösen.

Drückt der Therapeut sich mithilfe von Metaphern aus, so repräsentiert der Patient die darin vorkommenden Bilder in den Begriffen seiner eigenen Erfahrung. Das heißt, dass der Therapeut sich nicht sicher sein kann, wohin die Metapher führt und in welcher Weise der Patient sie für sich verarbeitet, nämlich gemäß seiner eigenen Lebenswelt. Wird »Baum« als Metapher für Wachstum oder Standhaftigkeit verwendet, so werden sich die Assoziationen eines Försters zum Wort »Baum« von denen eines Sägewerkbesitzers oder eines Spaziergängers vermutlich unterscheiden. Wird eine Erzählung über einen Hund eingeflochten, so wird diese von einem Briefträger mit anderen Erlebnissen verknüpft als von einem Tierschützer. Die Vielschichtigkeit an Bedeutung, die eine Metapher auszeichnet, regt zu Suchprozessen an, die – auch für den Therapeuten – zu überraschenden Ergebnissen führen können.

Da es um eigene Lösungen des Patienten geht, sind Metaphern eher selten Belehrungen oder indirekt vermittelte Vorschläge für eine konvergente Lösung, sondern stellen Impulse für einen divergenten inneren Suchprozess dar. Der Therapeut kann davon ausgehen, dass der Patient wahrscheinlich etwas anderes aus der Metapher macht als vom Therapeuten intendiert. Wenn eine Geschichte erzählt wird, geht der Patient davon aus, dass sich der Therapeut etwas dabei gedacht hat. Er weiß jedoch noch nicht, mit welcher Intention der Therapeut die Geschichte erzählt. Dadurch wird ein individueller Suchprozess nach einer Bedeutung der Geschichte gefördert. Damit eine Metapher angenommen wird, sollte sie vier Merkmale haben:

• Analogie: Es muss eine gewisse thematische Schnittmenge zwischen dem persönlichen Anliegen des Patienten und der Metapher gegeben sein, sodass die Inhalte von Thema und Metapher sich verbinden lassen, doch sollte die Analogie nicht zu deutlich sein, um die Suche nicht zu verhindern (Beispiele für depressive Patienten Kap. 2.5.3).

• Verfremdung: Die Metapher sollte aus einem anderen semantischen Kontext stammen (Tierwelt, Historie, Märchen), sodass der Patient vom eigenen Thema abgelenkt ist und die Analogien beiläufig rezipiert werden.

• Reibungsfläche: Die Metapher sollte eine gewisse Dissonanz erzeugen, die als Spannung aufgelöst sein will, was dadurch geschieht, dass man die semantische Erweiterung, die durch die Metapher angeboten wird, in irgendeiner Form integriert. Etwa der gutmütige Frosch, der vom Skorpion gestochen wird, den er gerade über den Bach gebracht hat.

• Wendung: Da der Patient in einer Sackgasse steckt, soll die Metapher eine Wendung enthalten (Zauber, Reifung, Glück, Verdienst, Gnade etc.), die der Patient in eigener Weise in seinen Lebenskontext übersetzt (etwa die Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling).

Hypnotherapie bei Depressionen

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