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2.5.3 Metaphern in der Arbeit mit depressiven Patienten3

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Ein depressiver Patient reagiert besonders empfindlich gegenüber Belehrungen und Anweisungen. Er empfindet dies leicht als Abwertung und Botschaft, dass er es nur richtigmachen müsse, dann würde schon alles besser werden, was impliziert, dass er es bisher nicht hinbekommen hat. Geschichten, die belehrend und erzieherisch daherkommen, werden bei depressiven Patienten Widerstand und Ablehnung provozieren. Dies sollte unbedingt vermieden werden. Geschichten sollte man sparsam verwenden und beiläufig einflechten. Die Beiläufigkeit kann man durch verschiedene Stilelemente erreichen.

Sich selbst oder einen anderen als Adressat bezeichnen: Dies hat den Vorteil, dass der Patient die Geschichte auf sich beziehen kann, aber nicht muss. Er hat die Freiheit, sie für sich zu verwenden oder auch nicht, wird sie also weniger als Belehrung verstehen. Einleitende Wendungen könnten sein:

• Mir selbst wurde einmal eine Geschichte erzählt, die ich nicht richtig verstanden habe, die ich aber irgendwie interessant fand…

• Ein Patient erzählte einmal die folgende Geschichte …

• Einem Freund von mir wurde einmal die folgende Geschichte erzählt …

• In einer Situation, wo es einem Patienten eines Kollegen ziemlich schlecht ging, wurde ihm einmal die folgende Geschichte erzählt …

Die Ablehnung der Geschichte vorwegnehmen: Hier wird der potentielle Widerspruch des Patienten vorweggenommen. Auch dieses Stilelement erhöht die Möglichkeit der therapeutischen Wirkung, da explizit ohnehin davon ausgegangen wird, dass die Geschichte nicht passend ist.

• Ein Freund erzählte mal eine Geschichte, wobei ich mich gefragt habe, warum er sie mir erzählt, und was ich damit anfangen sollte …

• Ein Patient hat sich mal über die folgende Geschichte geärgert …

• Studenten haben mal gefragt, was die folgende Geschichte sollte …

• Wahrscheinlich werden Sie mit dieser Geschichte gar nichts anfangen können, …

• Manche Geschichten sind für andere hilfreich, während man selbst wenig damit anfangen kann. Ein Freund erzählte mal die folgende Geschichte …

Eingebettete Geschichten: Um eine Geschichte indirekter und weniger aufdringlich zu machen, kann man sie in eine Rahmengeschichte einbetten. Man erzählt die Geschichte von jemandem, der eine Geschichte von jemandem hört. Die für den Patienten relevante Geschichte ist in die andere eingebettet und wird von dieser quasi umrahmt. Oft wird sie dadurch vom bewussten Verstand nicht mehr erinnert, gleichwohl wirkt sie auf unbewusster Ebene.

Am besten ist die Nutzung von Geschichten, die zu den Besonderheiten in der Ausdruckweise des Patienten und seinen Bildern passen. Eine gute Geschichte folgt der Sprache des Patienten (Pacing) und führt diese einer Lösung zu.

• Verbrannte Erde: Weist dieses Bild auf Gewalterfahrungen hin, die der Patient gemacht hat, kann eine Landschaft nach einem Vulkanausbruch beschrieben werden, wo erst einmal nichts wächst, aber nach einer Weile wieder Leben entsteht. Gerade Vulkangestein ist dann, wenn es langsam brüchig wird, besonders fruchtbar und da, wo man dachte, es wächst nichts mehr, entsteht neues Leben. Bei weniger gewalttätigen Grunderfahrungen kann davon gesprochen werden, dass nach Waldbränden die Asche der Dünger für das neue Leben ist.

• Wüste: Kein Wasser, zu große Hitze, kaum Leben: Die Wüste lebt. Überlebensfähigkeiten und Anpassungsfähigkeiten stärken, darüber einen Weg aus der Wüste herausfinden. Regen lässt die Wüste blühen. Wenn wieder etwas wächst, kühlt es die Landschaft und bringt wieder neuen Regen.

• Eiswüste: Wärmende Plätze finden, wo man überwintern kann. Samenkörner, die im gefrorenen Boden überwintern und keimen, sobald es wärmer wird.

• Einen Berg vor sich: Metapher von der Passbesteigung. Schritt für Schritt gehen. Irgendwann an Höhe gewinnen. Unglaube, es schaffen zu können, dann feststellen, dass man beim Gehen Kraft gewinnt.

• Im Nebel sein: Nicht verstehen, was man lernt. Nicht realisieren, dass man etwas lernt. Irgendwann überrascht sein über die Fortschritte, die man gemacht hat. Geschichte von Kung-Fu und dem Bambus (siehe Onlinematerialien, Metapher 25).

Falls keine formale Trance-Einleitung vorausgeht, kann eine der folgenden Formeln oder eine ähnliche Wendung zur Einleitung einer beiläufigen Trance verwendet werden:

• Ein Stichwort des Patienten aufgreifend: »Das ist fast so wie … kennen Sie das?« oder: »Darf ich Ihnen dazu … » oder: »Vielleicht hat das nichts mit Ihnen zu tun …«

• Beschreibung eines quasi realen Falles: »Das erinnert mich an ein/e/n Frau/Mann/Kind …«

• In eine Pause der Rede des Patienten einsetzen: »Mir ist dazu eingefallen … » oder: »Ein guter Freund hat folgendes erzählt/erlebt … »

In den Onlinematerialien finden sich Sammlungen von Metaphern zu den Themen: Opfer sein, Hilflosigkeit, Kognitive Stile/Rigidität, Kognitive Stile/negative Sichtweisen, Perspektiven, Wahlmöglichkeiten und Veränderungen, Pacing und Leading und Verschiedenes.

3 Dieser Abschnitt stammt von Ortwin Meiss.

Hypnotherapie bei Depressionen

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