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Krieg mit Makedonen und Seleukiden

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Der überraschende Tod des ägyptischen Königs Ptolemaios IV. im Jahr 204 v. Chr. hatte nämlich eine Krise von äußerster Tragweite ausgelöst: Sein Sohn und Nachfolger, Ptolemaios V., ein Kind von sechs Jahren, sollte die Herrschaft über ein Land antreten, das seit drei Jahren von Aufständen und Kämpfen der ägyptischen Bevölkerung gegen die griechisch-makedonische Oberschicht zerrissen wurde. Die Quelle der ptolemäischen Macht lag traditionellerweise im Reichtum Ägyptens. Gestützt auf ein hoch entwickeltes Abgabensystem und eine gut organisierte Landwirtschaft unterhielten die Ptolemäer die größte Flotte im östlichen Mittelmeerraum, und ihre Armee konnte sich sogar mit jener des flächenmäßig überlegenen Seleukidenreiches messen. Durch die instabile Situation nach dem Tod von Ptolemaios IV. war es Ägypten allerdings nicht mehr möglich, diese militärische Stärke auch weiterhin aufrechtzuerhalten. Hatten zuvor mit den Antigoniden in Makedonien, den Seleukiden im Nahen Osten und den Ptolemäern in Ägypten drei große Reiche das östliche Mittelmeer dominiert, kam es nun folglich zu einem plötzlichen Machtvakuum. Ein ursprünglich beschränkter Bürgerkrieg weitete sich deshalb schnell zu einem internationalen Konflikt aus, der insbesondere die Herrscher der anderen beiden hellenistischen Großreiche, den Makedonenkönig Philipp V. und den Seleukiden Antiochos III., auf den Plan rief. Die Könige schlossen ein Bündnis, um dem zerfallenden Ptolemäerreich den Todesstoß zu versetzen. Mehrere östliche Stadtstaaten und Königreiche sahen in diesem Pakt zu Recht eine akute Bedrohung und handelten entsprechend. Im Herbst des Jahres 201 v. Chr. trafen Gesandtschaften aus Pergamon und Rhodos in jener Stadt ein, die seit Kurzem die unbestrittene Vormachtstellung im zentralen Mittelmeerraum innehatte: in Rom.25

Obwohl der Vorschlag einer präventiven Kriegserklärung zunächst von der römischen Volksversammlung abgelehnt wurde, setzten sich schließlich doch diejenigen Stimmen durch, die auf den nur wenige Jahre zurückliegenden Versuch des makedonischen Königs hinwiesen, die römischen Gebiete in Illyrien zu erobern. In der Folge stellte der Senat ein Ultimatum: Philipp dürfe keine griechische Stadt und keinen griechischen Städtebund angreifen und müsse seine Aggression gegen das Ptolemäerreich einstellen. Außerdem habe er sich aufgrund der bereits angefallenen Kriegshandlungen gegen König Attalos von Pergamon und gegen Rhodos vor einem Schiedsgericht zu verantworten. Sollte Philipp diese Bedingungen nicht annehmen, würde ihm Rom den Krieg erklären. Die Formulierung kann als eindrucksvolles Zeugnis für das römische Selbstbewusstsein im Anschluss an die Siege im westlichen Mittelmeerraum gelten. Im Frühjahr 200 v. Chr. entsandte der Senat eine Delegation in den Osten, um den Inhalt des Ultimatums nicht nur an Philipp, sondern auch an die griechischen Stadtstaaten und andere potenzielle Verbündete zu übermitteln.26

Die Reaktion des makedonischen Königs war vorhersehbar: Er lehnte die Forderungen ab; daraufhin setzte ein römisches Heer über die Adria und landete in der illyrischen Stadt Apollonia. Im schwierigen Gelände von Westgriechenland konnte zunächst keine der beiden Kriegsparteien einen signifikanten Vorteil erringen. Erst im Jahr 198 v. Chr. gelang es schließlich dem römischen Feldherrn Titus Quinctius Flamininus, aus dem westgriechischen Bergland nach Osten auszubrechen. Im Jahr darauf brachte er Philipp in der Schlacht von Kynoskephalai eine schwere Niederlage bei. Im Zuge des folgenden Friedensschlusses war der makedonische König gezwungen, die von ihm eroberten griechischen Städte wieder freizugeben und Kriegsentschädigungen in Höhe von 1.000 Talenten Silber an Rom zu zahlen. Außerdem verlor Makedonien den größten Teil seiner Kriegsflotte. Im Jahr 196 v. Chr. proklamierte Flamininus, der siegreiche Feldherr der neuen Hegemonialmacht, bei den Isthmischen Spielen in Korinth die Freiheit aller Griechenstädte und wurde dafür mit Ehrungen überhäuft.27 Auch ohne große Gebietsgewinne war Rom durch diesen Sieg innerhalb kürzester Zeit zur mediterranen Supermacht geworden.

Durch das Auseinanderbrechen des Ptolemäerreiches und die Niederlage Philipps gegen die Römer hatte sich die geostrategische Lage grundlegend verändert. In den Brennpunkt rückten nun Kleinasien, Griechenland und die Inseln in der Ägäis, und zwar insbesondere die ehemaligen ptolemäischen und makedonischen Gebiete. Für das Seleukidenreich unter seinem König Antiochos III. bot sich hier eine verlockende Gelegenheit: Man konnte die von Rom seit der Erklärung des Flamininus beanspruchte Rolle als Befreier der griechischen Städte übernehmen und gleichzeitig die seleukidische Macht über die Ägäis bis auf das griechische Festland ausdehnen. Nicht weniger aggressiv war der römische Standpunkt, wenngleich der Senat weiterhin eher auf das Ausüben indirekter Kontrolle als auf endgültige Eroberung setzte. Dementsprechend verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Antiochos und Rom seit dem Ende des Zweiten Makedonischen Krieges zusehends. Die Eskalation wurde allerdings durch die Politik einiger Mittelmächte noch in maßgeblicher Weise beschleunigt: So betrieb der aus Städten in Zentralgriechenland bestehende Ätolische Bund seit dem Winter des Jahres 193 v. Chr. den aktiven Versuch, Antiochos zum Übersetzen nach Griechenland und zum Kampf gegen die Römer zu bewegen. Karthagische Gesandte wiederum hatten den römischen Senat darüber in Kenntnis gesetzt, dass der in Karthago in Ungnade gefallene und mittlerweile im Dienst des Antiochos stehende Hannibal versuche, in seiner Heimatstadt einen Umsturz herbeizuführen. Von römischer Seite reagierte man auf diese beunruhigenden Entwicklungen einerseits mit einer erneuten diplomatischen Mission, bei der es vor allem darum ging, die tatsächliche Lage in Griechenland und Kleinasien abzuschätzen; andererseits wurden im Jahr 192 v. Chr. alle Vorkehrungen für einen unmittelbar bevorstehenden Kriegsausbruch getroffen, und nur vier Jahre nach der Auseinandersetzung mit Makedonien lief die römische Kriegsmaschine wieder unter Hochdruck.28

Den unmittelbaren Anlass zum Beginn der Kampfhandlungen boten die innergriechischen Rivalitäten. Die aggressive Politik des Ätolischen Bundes hatte binnen kurzer Zeit die gesamte Region destabilisiert. Diese unsichere Gemengelage barg ein unkalkulierbares Risiko, da weder Rom noch das Seleukidenreich gewillt waren, ihren Einfluss auf dem griechischen Festland zu reduzieren. Antiochos ergriff schließlich die Initiative und setzte mit seinem Heer nach Demetrias in Thessalien über; im Gegenzug ging eine römische Armee in Illyrien an Land, und massive Verstärkungen wurden in Italien bereitgestellt. Nach schweren Kämpfen in West- und Mittelgriechenland zog sich Antiochos wieder nach Kleinasien zurück. Mit Unterstützung von Pergamon und Rhodos versuchte daraufhin die römische Flotte, die Seeherrschaft in der Ägäis zu erringen, um dem römischen Landheer den Weg an die kleinasiatische Westküste zu öffnen. Im Sommer des Jahres 190 v. Chr. gelang schließlich dem Prätor Lucius Aemilius Regillus in der für Rom siegreichen Seeschlacht bei Myonessos der entscheidende Durchbruch. Danach vernichtete der Konsul Lucius Cornelius Scipio, unterstützt von seinem berühmten Bruder Publius, dem Sieger gegen Hannibal, die von Antiochos persönlich geführte seleukidische Armee bei Magnesia.29

Im Anschluss an die desaströse Niederlage bat Antiochos um einen Waffenstillstand und entsandte einen seiner engsten Vertrauten zu Friedensverhandlungen nach Rom. Währenddessen führte Gnaeus Manlius Vulso, der Konsul des Jahres 189 v. Chr., einen erfolgreichen Vernichtungsfeldzug gegen die keltischstämmigen Galater. Diese waren ursprünglich im frühen 3. Jh. v. Chr. von dem bithynischen König Nikomedes I. als Söldner ins Land geholt und in Zentralanatolien angesiedelt worden. In der bergigen, unwegsamen Region war allerdings die Kontrolle über die kriegserprobten Galater schon bald verloren gegangen. Sie terrorisierten die angrenzenden kleinasiatischen Königreiche und Städte immer wieder durch Plünderungszüge und kämpften schließlich an der Seite des Antiochos gegen Rom. Die Strafexpedition des Manlius Vulso zeigte mit aller Deutlichkeit und Härte, dass dies die falsche Entscheidung gewesen war. Gleichzeitig diente sie aber auch als klares Signal an die kleinasiatischen Königreiche und Stadtstaaten, dass die römische Hegemonie nun auch östlich der Ägäis angekommen war.30

Das wurde durch den im folgenden Jahr geschlossenen Frieden von Apameia in nachdrücklicher Weise unterstrichen: Das Seleukidenreich verlor alle Gebiete in Kleinasien, die westlich des Taurus-Gebirges lagen, wovon insbesondere die römischen Verbündeten Pergamon und Rhodos profitierten. Zudem war Antiochos gezwungen, eine Summe von insgesamt 15.000 Talenten als Kriegsentschädigung zu zahlen, das Fünfzehnfache der Philipp V. nach dem Zweiten Makedonischen Krieg auferlegten Summe und sogar noch höher als der von Karthago nach dem Zweiten Punischen Krieg verlangte Betrag. Der König musste außerdem sein Heer reduzieren und große Teile seiner Flotte an die Sieger übergeben. Künftige militärische Aktionen in der Ägäis oder auf dem europäischen Festland wurden ihm vom Senat gänzlich verboten. Die im Anschluss an den Tod Alexanders des Großen im Jahr 323 v. Chr. entstandene Ordnung der großen hellenistischen Königreiche im östlichen Mittelmeerraum war damit zerschlagen. Die neue unbestrittene und einzige Großmacht hieß nun Rom.31

Die römischen Bürgerkriege

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