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EINE ART ENTSPRINGT NIEMALS DEM SAMEN EINER ANDEREN

JOHN RAY (1627–1705)

IM KONTEXT

GEBIET

Biologie

FRÜHER

4. Jh. v. Chr. Die Griechen beschreiben Gruppen ähnlicher Dinge mit Begriffen wie »Gattung« oder »Art«.

1583 Der italienische Botaniker Andrea Cesalpino klassifiziert Pflanzen nach ihren Samen und Früchten.

1623 In seiner Illustrierten Darstellung der Pflanzen klassifiziert der Schweizer Botaniker Caspar Bauhin über 6000 Pflanzen.

SPÄTER

1690 Der englische Philosoph John Locke sagt, Arten seien künstliche Konstrukte.

1735 Carl von Linné schreibt Systema naturae, sein erstes Werk über Klassifikation.

1859 Charles Darwin erläutert die Evolution der Arten durch natürliche Auslese.

Das moderne Konzept der Pflanzen- und Tierarten beruht auf der Fortpflanzung: Eine Art umfasst alle Individuen, die tatsächlich oder potenziell miteinander Nachwuchs haben können, für den dann dasselbe gilt. Dieses Konzept, das der englische Naturhistoriker John Ray bereits 1686 einführte, liegt bis heute der Taxonomie, also der wissenschaftlichen Klassifikation zugrunde, in der heute die Genetik eine Hauptrolle spielt.


Metaphysischer Ansatz

Der Begriff der Art war zwar schon vor Ray in Gebrauch, war aber seit der Antike eng verbunden mit Religion und Metaphysik. Bereits die Philosophen Platon, Aristoteles und Theophrast hatten Klassifikationen diskutiert und dabei mit Begriffen wie »Gattung« und »Art« Gruppen und Untergruppen aller Arten von belebten und unbelebten Dingen beschrieben. Dabei hatten sie aber auch unklare Eigenschaften wie »Essenz« oder »Seele« verwendet. Demnach teilten die Mitglieder einer Art dieselbe »Essenz«. Von gleicher Erscheinungsform oder der Fähigkeit, sich miteinander fortzupflanzen, war nicht die Rede.

Bis zum 17. Jahrhundert waren Unmengen von Klassifikationen entstanden. Viele waren alphabetisch aufgebaut oder fassten etwa Pflanzen nach den Krankheiten zusammen, die sie heilten. Als Ray 1666 von einer dreijährigen Europareise zurückkehrte, führte er eine große Sammlung von Pflanzen und Tieren mit sich, die er und sein Kollege Francis Willughby nach wissenschaftlicheren Gesichtspunkten klassifizieren wollten.

»Nichts ist erfunden und zur gleichen Zeit perfekt.«

John Ray

Praktischer Ansatz

Ray führte einen praxisorientierten Ansatz auf Basis von Beobachtungen ein. Er studierte alle Teile der Pflanzen, von den Wurzeln über den Stamm bis zu den Blüten, setzte die Begriffe »Blütenblatt« und »Pollen« durch und beschrieb die Form der Blüten und Samen als wichtige Klassifikationsmerkmale. Er unterschied erstmals zwischen Monocotyledonen und Dicotyledonen (ein- und zweikeimblättrigen Pflanzen). Doch er empfahl auch, die Klassifikationsmerkmale zu begrenzen, um die Zahl der Arten nicht in unsinnige Höhen zu treiben. Sein Hauptwerk Historia Plantarum (Geschichte der Pflanzen), dessen drei Bände 1686, 1688 und 1704 erschienen, enthält über 18 000 Einträge.

Für Ray war die Fortpflanzung der Schlüssel zur Festlegung des Artbegriffs. Seine eigene Definition beruhte auf den Erfahrungen beim Sammeln von Proben, der Aussaat der Samen und der Beobachtung des Keimens: »Mir scheint es kein sichereres Kriterium zur Bestimmung einer [Pflanzen-]Art zu geben, als die Merkmale zu unterscheiden, die beim Heranwachsen aus dem Samen gleich bleiben …. Auch Tiere, die sich voneinander unterscheiden, bleiben in ihrer bestimmten Art. Eine Art entspringt niemals dem Samen einer anderen.« So legte er die Grundlage für die fortpflanzungsfähigen Gruppen mit gleichem Erbgut, durch die die Arten noch heute definiert werden. Der tiefreligiöse Ray sah in seinem Werk einen Weg, die Wunder Gottes zu zeigen.


Weizen gehört zu den Einkeimblättrigen, ein Kriterium, das Ray definiert hat. In 10 000 Jahren des Anbaus sind rund 30 Arten dieser wichtigen Kulturpflanze entstanden, die alle zur Gattung Triticum gehören.

John Ray


John Ray wurde 1627 als Sohn eines Dorfschmieds geboren, der zugleich ein guter Kräuterkenner war. Im Alter von 16 Jahren ging er nach Cambridge, studierte mehrere Fächer und lehrte Verschiedenes, von Griechisch bis Mathematik, bis er 1660 in den geistlichen Stand trat. Nach einer Erkrankung hatte er bereits ab 1650 begonnen, ausgedehnte Spaziergänge in der Natur zu unternehmen und so Interesse an Botanik entwickelt.

In Begleitung seines reichen Studenten und Gönners Francis Willughby reiste Ray in den 1660er-Jahren durch Europa und baute dabei eine Sammlung von Pflanzen und Tieren auf. Nach Willughbys Tod heiratete Ray und zog zurück in seine Heimat. In seinen späten Jahren untersuchte er die Proben seiner Sammlungen und erstellte immer ambitionierte Pflanzen- und Tierkataloge. Er verfasste mehr als 20 Werke über Pflanzen und Tiere und ihre Taxonomie sowie über Theologie und seine Reisen.

Hauptwerk

1686–1704 Historia Plantarum

Big Ideas. Das Wissenschafts-Buch

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