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Die Psyche in Resonanz bringen

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Ich gehe davon aus, dass die erwünschte Tiefenwirkung beim Stress Release auf unterschiedliche Weise gefördert werden kann. In meiner Kinesiologieausbildung hatte ich zahlreiche mögliche Begleitmaßnahmen des Stress Release kennengelernt, beispielsweise Augenrotationen, Farbbrillen, gleichzeitiges Halten von Meridianpunkten, gleichzeitige Reizung neurolymphatischer Zonen, Auflegen von Bach-Blütenessenzen auf den Körper, Wiederholung von Affirmationen, Düfte, Töne und mehr. Praktisch sah das unter Umständen so aus, dass während des Berührens der Stirnbeinhöcker (oder anderer Reflexpunkte) der Patient zugleich durch eine Farbbrille schaute und mit den Augen rotierte, dass von ihm selbst oder vom Therapeuten Affirmationen gesprochen wurden, dass bestimmte Zonen am Körper durch Reiben aktiviert wurden oder Ähnliches.

Wie bereits erwähnt hinderte mich die Kombination meiner vollen Hausarztpraxis und meines schlechten Gedächtnisses oft daran, schnell einmal auf diese erlernten „Bausteine“ zuzugreifen, sodass der Reihe nach immer mehr von ihnen verloren gingen. Hier nun möchte ich der angekündigten Erklärung nachgehen, wieso ich davon ausgehe, dass meine derart reduzierte Version des Stress Release mit dem alleinigen Halten der Stirnbeinhöcker den komplexeren Verfahren im Ergebnis ebenbürtig ist. Dazu fallen mir nur zwei Möglichkeiten ein: Entweder die „vergessenen“ Elemente sind überflüssig oder etwas anderes, etwas Gleichwertiges ist an ihre Stelle getreten.

Da viele kinesiologische Techniken nicht nur theoretisch sinnvoll und praktisch bewährt, sondern auch physiologisch belegt sind, kann „überflüssig“ nicht die passende Erklärung sein. Also liegt es nahe, dass ich (unbewusst?) etwas anderes an ihre Stelle gesetzt habe, das letztlich in etwa dieselbe Wirkung hat.

Wenn eine Absicht kinesiologischer Interventionen darin liegt, die richtigen Gehirnareale anzuregen, dann muss ich das wohl auf einem anderen Weg ebenfalls erreicht haben. Wie könnte das geschehen sein? Was trage ich in meinen Sitzungen mit Patienten dazu bei, die richtigen Nervenzellen anzuregen?

Meine Art, als Ärztin und Psychotherapeutin mit dem Patienten in Resonanz zu kommen, ist das Gespräch: Ich gehe auf ihn ein, versuche, ihn zu verstehen, und baue ihm damit Brücken, sich selbst und seine Möglichkeiten besser zu erkennen. Mir lag es schon in meiner früheren Hausarztpraxis mehr am Herzen, dass ein Patient verstand und sich nicht einfach nur verhielt, egal, ob es um Diabetes oder Rückenschmerzen, um Medikamenteneinnahme oder um Seelennöte ging. Kein Röntgenbefund und kein Laborwert spricht von sich aus zu einem Kranken. Erst das Gespräch über die Befunde verschafft dem Betroffenen einen Zugang und bezieht sein Bewusstsein mit ein – was erst recht eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, in der seelischen Entwicklung seinen eigenen Weg zu finden.

Das Gespräch mit dem Patienten und die Beziehung zu ihm steht also bei mir immer im Mittelpunkt und jede Art von technischen und methodischen Hilfsmitteln ordne ich dem unter.

Rein neurophysiologisch gesehen dürfte es also verschiedene Wege geben, im Gehirn Resonanz zu erzeugen. Das funktioniert mit kinesiologischen Elementen ebenso wie im reinen Gespräch und es gibt vermutlich noch zahlreiche andere Anregungen für die beteiligten Hirnareale – vielleicht durch Töne (Klangschalen, Musik), Fotos des Patienten oder selbstgemalte Bilder und vielerlei mehr.

Dass ich etliche Elemente meiner kinesiologischen Ausbildung schlichtweg vergessen hatte, hat somit zu einer wertvollen Erkenntnis geführt:

Methodische Freiheit

Das Stress Release als solches (also das Halten der Stirnbeinhöcker) kann vielfältig genutzt und in verschiedene Arbeitsweisen integriert werden. Voraussetzung für einen hohen Wirkungsgrad ist die Anregung bestimmter neuronaler Rückkopplungen zu einem bearbeiteten Thema. Diese Resonanzen löst die Kinesiologie durch zahlreiche reflektorische Maßnahmen aus; andere Impulse und Zugänge sind aber ebenso gut möglich. Zu diesen gehört insbesondere eine tiefergehende Gesprächsführung. Somit haben Therapeuten die Wahl, wie sie das Stress Release der eigenen Arbeitsweise und gegebenenfalls der Akzeptanz der Patienten anpassen; sie sind nicht auf ein bestimmtes methodisches Vorgehen festgelegt.

Gesprächsresonanz

Da das Gespräch bei jeder therapeutischen Begleitung ein verbindendes und allgemeingültiges Element ist, möchte ich einigen Aspekten desselben noch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, speziell mit Blick auf die Resonanz. Denn nicht jedes Gespräch ist gleichermaßen geeignet, den Patienten „bei sich ankommen“ zu lassen und „den springenden Punkt“ seines Problems zu erfassen, um die Entwicklung in eine neue Richtung anzustoßen. Einige Gesprächselemente haben sich in unseren Ausbildungen als besonders geeignet erwiesen, eine Thematik auszuloten, zu verdichten und das Verständnis für die „psychischen Fehlschaltungen“ zu öffnen, die im Stress Release in neue Bahnen geleitet werden sollen. Ein paar solcher „Schlüsselelemente“ möchte ich als Anregungen kurz vorstellen.

Praxisbuch psychologische Kinesiologie

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