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Einführung

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Als Marlene H. in meine Praxis kam, litt sie an chronischer Leukämie. Sie kam nicht mit der Erwartung, von der Leukämie geheilt zu werden, sondern wollte ihren Beruf als Sängerin „loslassen“ können: Marlene H. war Opernsängerin, aber aufgrund der Erkrankung hatten alle behandelnden Ärzte, vom Hausarzt bis zum Onkologen, ihr dringend zur Schonung geraten, um Lebenszeit hinzuzugewinnen. Keine Anstrengung, keine Aufregung – erst recht keine Auftritte! „Die Bühne kann sie das Leben kosten“, hatte man ihr gesagt. Frau H. war darüber zutiefst unglücklich, denn Singen und Bühne waren ihr Ein und Alles und nun wollte sie mit diesem Abschied besser zurechtkommen – mit meiner Hilfe.

Doch unsere Begegnung verlief anders, als wir beide es anfangs erwartet hatten: Nach wenigen Sitzungen entschied sie sich sehr bestimmt, „jetzt erst recht“ zu singen: „Und wenn ich auf der Bühne zusammenbreche, dann war ich wenigstens noch einmal richtig glücklich!“ – Und sie sang. Und sie trat auf. Und sie ging zu Kontrolluntersuchungen: Je mehr sie sang, desto besser wurde ihr Blutbild!

Indem wir nicht (nur) ihrer Vorstellung vom Therapieziel folgten, sondern es dahingehend erweiterten, dass es für sie darum ging, den ihr entsprechenden Weg einzuschlagen, wurde buchstäblich wahr, was sie mir zu Beginn unserer Begegnung gesagt hatte: „Musik ist mein Leben!“ Sie widersprach schließlich allen medizinischen Prognosen, weil sie „zu sich selbst“ und zu dem gefunden hatte, was ihr Leben wirklich lebenswert machte.

So oder ähnlich könnten sicherlich auch andere Bücher beginnen, die ein überzeugendes Therapieverfahren vorstellen wollen. Ganz gewiss haben zahlreiche Wege seelischer Begleitung in konventioneller und komplementärer Heilkunde große Erfolge aufzuweisen. Und der „Markt der Möglichkeiten“ dürfte bei der Fülle der Angebote inzwischen allemal gesättigt sein – was also bewegt mich, dieser Fülle mit diesem Buch noch ein weiteres Verfahren hinzuzufügen oder entgegenzusetzen? Reicht es nicht aus, dass Therapeuten längst vor einer überaus üppigen Auswahl stehen, aus der sie ganz nach eigener Neigung schöpfen können?

Ich muss gestehen, dass ich mich inzwischen recht orientierungslos und eher übersättigt fühle angesichts so vieler Methoden, die das (psycho)therapeutische Spektrum bereichern. Bevor ich mich entschloss, mit einem weiteren Buch ebenfalls noch etwas dazu beizusteuern, war also zu fragen, welchen Bedarf es dafür überhaupt geben könnte: Was macht die Arbeitsweise der psychologischen Kinesiologie so besonders und erwähnenswert? Was sollte Sie als Leserinnen und Leser gegebenenfalls zu diesem Buch hinziehen? Wofür könnte sich das Weiterlesen lohnen?

Um das, was Sie in diesem Buch erwartet, auf den Punkt – bzw. auf drei entscheidende Punkte – zu bringen, muss ich zunächst ein wenig ausholen und zwei Gedankenstränge zusammenführen: einmal ein Stück persönlicher Entwicklung, die das Schreiben meiner Bücher begleitet hat, und zum anderen einen Blick auf die aktuelle Landschaft von Psychosomatik und Psychotherapie.

Praxisbuch psychologische Kinesiologie

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