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Verdauung und Psyche
ОглавлениеWechselwirkungen zwischen psychischem Befinden und körperlichen Symptomen fehlen bei keiner Krankheit. Niemand wird sich rundum wohlfühlen, wenn er durch eine Erkrankung geschwächt oder durch Schmerzen im täglichen Leben beeinträchtigt wird. Es kommt jedoch vor, dass Gesundheitsstörungen direkt durch Stressbelastungen oder seelische Konflikte ausgelöst werden oder sich zumindest durch diese verschlimmern.
Dies ist bei Störungen des Verdauungstrakts besonders häufig der Fall. Redewendungen wie »Das schlägt mir auf den Magen«, »Das bereitet mir Bauchweh«, »Da läuft mir die Galle über«, »Ich habe einen Kloß im Hals« oder »Das ist mir sauer aufgestoßen« verdeutlichen, wie präsent das Wechselspiel zwischen starken Emotionen und der unmittelbaren körperlichen Reaktion im Magen-Darm-Trakt ist. Fragt man Menschen, wo sie im Körper Vorfreude und Kummer, Behagen und Unbehagen spüren, gibt die Mehrzahl den Bauch an.
Die Möglichkeit, die Verdauung durch psychische Reaktionen wie Angst (»Gefahr droht!«) oder Wut (»Ich muss mich verteidigen!«) beeinflussen zu können, ist Teil einer Notfallstrategie aus unserer Urzeit. Darauf greift der Organismus mithilfe des vegetativen Nervensystems in bedrohlichen Situationen zurück, um rasch und flexibel reagieren zu können.
Bei Gefahr werden umgehend Stresshormone (Adrenalin, Kortison und Glukagon) freigesetzt; der Herzschlag beschleunigt sich, die Atemfrequenz steigt. So konnte der Mensch der Vorzeit schnell auf Angriffe reagieren. Da in solchen Situationen Verdauungsprozesse nur wertvolle Energie rauben, wird die Verdauungstätigkeit gedrosselt.
So arbeitet unser Notfallprogramm noch heute, was uns meist nicht sehr beeinträchtigt. Da aber in unserer Zeit Angriffe eher auf die Psyche erfolgen, entsteht Druck im Magen, ein Kloßgefühl im Hals … unangenehm, aber rasch wieder vorbei, wenn die Anspannung abklingt. Bei manchen Menschen oder bei anhaltender Belastung reagiert der Magen-Darm-Trakt jedoch äußerst sensibel: Starke Gefühle oder seelische Belastungen lösen dann Beschwerden aus.
INFO
KRANK DURCH STRESS
Hans Selye (1907 – 1982), ungarisch- kanadischer Physiologe und Experimentalpathologe, wirkte in Montreal, Kanada, und gilt als Pionier der Stressforschung. Selye wies nach, dass eine längerfristige Stressbelastung unter anderem zu Bluthochdruck und Herzinfarkt, aber auch zu Angsterkrankungen führen kann.