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Das Gedächtnis im Bauch

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Dennoch ist interessant, dass im enterischen System die gleichen Substanzen und Moleküle nachgewiesen wurden, die auch im Gehirn für Denken, Fühlen und Erinnerung zuständig sind – deshalb wird das enterische System auch als »kleines Gehirn« oder »Gehirn des Bauches« bezeichnet. Dieses »Bauchhirn« scheint ebenso lernfähig wie das »Kopfhirn« zu sein; zudem reagiert es zum Beispiel durch Hemmung oder Freisetzung von Nervenbotenstoffen unmittelbar auf Gefühle. Bereits die Erfahrungen und Gefühle aus frühester Kindheit werden vom »Bauchhirn« gespeichert, mit bestimmten vegetativen Reaktionsmustern verknüpft und sofort abgerufen, wenn sich wieder eine ähnliche Situation ergibt: Der Druck im Magen, wenn ein schwieriger Termin bevorsteht, oder der Durchfall vor einer wichtigen Prüfung sind vermutlich früh entwickelte, von den Nervenzellen des limbischen Systems siehe > initiierte und vom enterischen System umgesetzte Alarmsignale, die uns meist unser Leben lang begleiten.

Aber auch erlernte Fehlfunktionen scheinen im Bauchhirn viele Jahre präsent zu bleiben. So könnten funktionelle Verdauungsstörungen auf Erinnerungsspuren im Bauchhirn zurückgehen, ausgehend zum Beispiel von lange zurückliegenden Stresserfahrungen oder starken emotionalen Belastungen. Denkbar ist auch, dass eine gestörte Kommunikation zwischen Bauch- und Kopfhirn dahintersteckt: Gerade in Zeiten psychischer Dauerbelastung stehen beide Gehirne in ständiger Alarmbereitschaft, um durch die blitzschnell eingeleitete Freisetzung von Hormonen, Nervenbotenstoffen und Nervenübertragungen auf den Notfall reagieren zu können. Ist keine Entspannung in Sicht, könnten sich die vegetativen Begleiterscheinungen verstärken, verselbstständigen und schließlich zum Ausgangspunkt für dauerhafte Magen-Darm-Probleme werden.

Vermutlich sind Fehlfunktionen des enterischen Nervensystems an der Entstehung der Crohn-Krankheit siehe ab > und Colitis ulcerosa siehe ab > beteiligt. Sicher ist, dass in den entzündeten Darmabschnitten bestimmte Nervenzellen des enterischen Systems zu viel vorhanden sind.

TIPP

STRESSMUSTER DURCHBRECHEN

Wenn Sie auf starke Anspannung oder heftige Emotionen immer wieder mit Verdauungsstörungen reagieren, kann es sein, dass Ihr Bauchhirn bereits auf Beschwerden programmiert ist. Durchbrechen Sie den Teufelskreis, indem Sie mithilfe eines Therapeuten die Stressfaktoren analysieren und Strategien entwickeln, mit belastenden Situationen besser umzugehen. Dazu gehören konkrete Verhaltensänderungen wie Einhalten regelmäßiger Ruhephasen, Strategien zur Konfliktbewältigung und Entspannungstechniken wie Autogenes Training.

Magen und Darm natürlich behandeln

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