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HPU oder KPU? – Irrungen und Wirrungen

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Die HPU ist schon lange bekannt. Die ersten Experimente führte 1958 Dr. Abram Hoffer, ein bekannter kanadischer Wissenschaftler und Psychiater, zusammen mit Kollegen durch. Sie beschrieben einen nach seinem Aussehen so benannten „Malvenfaktor“ im Urin psychiatrischer Patienten. D. G. Irvine, ebenfalls ein kanadischer Wissenschaftler, extrahierte schließlich den Faktor aus dem Urin der Patienten und ordnete ihn der biochemischen Struktur nach der Familie der Pyrrole zu. Anfänglich war nur eine qualitative Bestimmung möglich. Später führte die Gruppe um C. C. Pfeiffer ein quantitatives Testverfahren ein, mit dem die sensitivere Bestimmung gelang. Als Standard wurde Kryptopyrrol benutzt. Standards sind wichtig, es sind Positivkontrollen, mit denen man die zu überprüfende Substanz zuordnen und bestimmen kann. Das heißt, man setzt eine Positivkontrolle einer bekannten Substanz ein (in diesem Fall das Kryptopyrrol), um daran die Urinproben der Patienten abzugleichen (zu messen).

Was damals gemessen wurde, wurde demnach den Kryptopyrrolen zugeordnet bzw. danach benannt. Doch ähnlich bedeutet nicht identisch. Auch wenn die beiden biochemischen Strukturen, also der Standard Kryptopyrrol und der „Malvenfaktor“, miteinander verwandt sind, so sind sie dennoch nicht exakt übereinstimmend. Erst Jahre später fand man heraus, dass diese Zuordnung in der Tat nicht hundertprozentig übereinstimmte. Das, was im Urin der psychiatrischen Patienten gefunden und über Jahre dem Kryptopyrrol zugeordnet worden war – der „Malvenfaktor“ –, war biochemisch gesehen der HPL-Komplex. Das erkannte 1980 der amerikanische Forscher A. Gorchein und konnte es experimentell beweisen.

Doch die Verwirrung war groß. Viele Untersuchungen liefen sprichwörtlich ins Leere. Die Forscher konnten den HPL-Komplex nicht finden, weil sie nach KPL suchten und nicht nach HPL … Erst heute haben wir sensitivere Messverfahren, die das Vorhandensein der Stoffwechselstörung eindeutig belegen. So kam es aus der Geschichte heraus zu einigen Missverständnissen und Unklarheiten. Dass mehrere Begriffe für ein und dieselbe Störung existieren (Malvaria, Kryptopyrrolurie, Hämopyrollaktamurie), das macht es für den, der sich neu dem Thema widmen will, nicht leichter. Auch hat das sicherlich nicht gerade zur Akzeptanz der Erkenntnisse über diese Stoffwechselstörung in der Ärzteschaft und unter Wissenschaftlern beigetragen.

Doch es gibt noch weitere Gründe dafür, dass HPU und KPU wissenschaftlich kontrovers diskutiert werden. Einer davon ist der, dass die Psychiatrie zu den „Stiefkindern“ der Medizin zählt. In der Vergangenheit wurden keine großen Geldsummen für psychiatrische Forschungszwecke zur Verfügung gestellt, Forschung auf diesem Gebiet wurde also kaum unterstützt. Ein anderer, sicherlich auch nicht unwesentlicher Grund ist der, dass diese Stoffwechselstörung – und das wusste man bereits seit den Anfängen – gut mit der Gabe von Mikronährstoffen zu behandeln ist. Daran haben Pharmafirmen kein gesteigertes Interesse: Die Herstellung von Mikronährstoffen ist nicht lukrativ. Außerdem sind sie nicht patentierbar.

Dass Mikronährstoffe den Patienten guttun, zeigte sich schon in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Damals beobachteten Hoffer und Kollegen, dass bei bestimmten Patienten der Malvenfaktor im Urin entsprechend dem Aufflammen der Symptomatik (Schizophrenie) nachgewiesen werden konnte. Nach Gabe von Vitamin B3 verschwanden die Symptome und der Faktor wurde nicht mehr gefunden. (McGinnes et al. 2008)

Heute wissen wir über die möglichen Folgen einer unbehandelten HPU sehr viel mehr, können sensitiver testen und die Patienten gut beraten und begleiten.

Stoffwechselstörung HPU

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