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Biochemischer Hintergrund

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Bei der Stoffwechselstörung HPU liegt eine Störung des Häm-Biosynthesewegs vor. Davon betroffen sind ausnahmslos alle Zellen des Körpers, die einen Zellkern und Mitochondrien aufweisen. Das Endprodukt eines gesunden, normalen Stoffwechselweges, das Häm, ist eine Ringstruktur ähnlich dem Chlorophyll der Pflanzen und besitzt ein zentrales Eisenatom. Es ist ein sehr wichtiges Molekül und wird überall im Körper benötigt. Wir kennen es von unserem roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin. Das Hämoglobin-Molekül transportiert Sauerstoff im Körper und besteht aus Häm und einer umgebenden Proteinstruktur. Das aktive Zentrum, das heißt, die Stelle, die die eigentliche Arbeit macht und Sauerstoff bindet, ist das Häm. Doch Häm wird nicht nur für den Sauerstofftransport im Blut benötigt. In den Muskeln läuft ein sehr ähnlicher Mechanismus zur Versorgung mit O2 (Sauerstoff) ab. Hier kommt das Häm im Myoglobin vor, um die Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff zu gewährleisten.

Zur Versorgung des Blutes und damit aller Organe mit Sauerstoff sowie in der Muskulatur ist das Häm also das entscheidende Molekül. Bei einer Eisenmangel-Anämie, einer Blutarmut aufgrund eines Eisendefizits, kommt es zu Schlappheit, Müdigkeit und eingeschränkter Leistungsbereitschaft. In diesem Fall fehlt dem Hämoglobin das Zentralatom Eisen zu seiner Vollständigkeit. In der Folge wird nicht genügend funktionsfähiges Häm gebildet und der Sauerstofftransport findet nur noch unzureichend statt.

Häm ist außerdem noch an der Energiegewinnung in den Zellen beteiligt, im sogenannten Cytochrom C der Atmungskette in den Mitochondrien (den „Energiekraftwerken“ unserer Zellen). Hier wird ebenfalls Häm als aktives Zentrum benötigt. Auch in der Phase 1 der körpereigenen Entgiftung, die mit ganz speziellen Enzymen funktioniert (mit einer großen Proteinfamilie, die als Cytochrom-P450-Mischoxidasen bezeichnet werden), stellt das Molekül Häm die wichtigste aktive Gruppe dar. (Näheres dazu in Kapitel 2 zum Thema Entgiftung)

Jeder Körper, jede gesunde Zelle kann Häm mit acht enzymatischen Schritten selbst herstellen. Bei Vorliegen von HPU ist es nun so, dass einige dieser Enzyme (in der Regel 3 oder 4) nicht auf ihrem vollen Leistungsniveau arbeiten. Das kann genetisch bedingt sein und durch Mikronährstoffmangel (Mangel an aktivem Vitamin B6) weiter verstärkt werden. Das führt dazu, dass das Endprodukt, das Häm, in seiner biochemischen Struktur nicht mehr exakt gebildet wird, sondern leicht verändert. Bildlich gesprochen kann man sagen, dass ein lineares Molekül im Biosyntheseprozess nicht rechtsherum, sondern linksherum geschlossen wird. Es sieht also spiegelverkehrt aus. Das so entstandene Molekül ist nicht funktionsfähig. Der Körper kann es nicht wie das „Original-Häm“ verwenden. Es ist nicht nur unbrauchbar, sondern verursacht sogar Schäden, wenn es nicht „entsorgt“ wird.

Also versucht der Körper, dieses Molekül loszuwerden. Das erreicht er, indem er Zink, teilweise auch Mangan und die aktive Form von Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat, kurz P5P) an das fehlerhafte Molekül anhängt. Dadurch wird es wasserlöslich und kann über die Nieren ausgeschieden werden. Bedauerlicherweise gehen diese wichtigen Nährstoffe dem Organismus so auf Dauer verloren. Es kommt über Jahre zu einem ausgeprägten Zink-, teilweise auch Mangan- und Vitamin-B6-Mangel, der durch eine normale Ernährung nicht ausgeglichen werden kann.

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Neben diesen eklatanten Mikronährstoffmängeln weisen HPU-Patienten in der Regel auch immer oder immer wieder einen Mangel an Häm auf. Symptome dieses Hämmangels betreffen die Stoffwechselabläufe, die ohne Häm nicht funktionieren können; das sind Entgiftung, Sauerstofftransport in Blut und Muskulatur sowie Energiegewinnung. Ein Mangel an Häm induziert sogenannte metabolische Krisen und verursacht durch die dabei entstehenden Sauerstoffradikale Schäden an Mitochondrien und Nervenzellen.

Außerdem kommt es zu einer gesteigerten Stickoxid-Produktion und damit zu einem erhöhten Verbrauch an Vitamin B12. Dies geht aus den Arbeiten von Dr. Bodo Kuklinski, Umweltmediziner aus Rostock, hervor und belegt eindrucksvoll die Verbindung zum nitrosativen Stressgeschehen. (Kuklinski 2006, vgl. Literaturverzeichnis) Des Weiteren verursacht der Mangel an Häm einen Abfall der intrazellulären Zinkkonzentration um die Hälfte! Warum das so ist, wissen die Forscher noch nicht. (Atamna und Kollegen 2002) Sie können nur sagen, dass es so ist und dass sie es beobachten.

Aus der Sicht der konventionellen Hochschulmedizin ist HPU den toxisch induzierbaren Porphyrien (ICD-10; E 80) zuzuordnen. Denn alles, was das bereits mangelhafte Entgiftungssystem des HPU-Patienten weiter stresst, kann aus der bloßen „Störung“ des Stoffwechsels ernst zu nehmende Erkrankungen entstehen lassen. Ein Beispiel für einen zusätzlichen Stressor ist die Belastung mit Amalgam aus Zahnfüllungen. Amalgam hemmt ebenso wie eine bestehende HPU die Häm-Biosynthese. Das heißt, dass Menschen, deren Häm-Bildung bereits wegen der HPU nur ineffizient funktioniert, durch das Vorhandensein von Quecksilber im Körper weitere zum Teil schwerwiegende Probleme mit diesem wichtigen Stoffwechselschritt haben.

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Die Stoffwechselstörung HPU ist genetisch bedingt. Das heißt, sie wird von der Mutter auf das Kind oder auch vom Vater auf das Kind vererbt. Möglicherweise gibt es auch erworbene Formen von HPU, zum Beispiel aufgrund eines Halswirbelsäulen-Traumas (HWS-Trauma). Diskutiert wird auch, ob etwa eine Schwermetallbelastung oder eine Infektion mit Borrelien HPU auslösen kann. In jedem Fall aber verstärken Faktoren wie HWS-Traumata oder Amalgamfüllungen eine vorhandene HPU und zählen zu den Triggerfaktoren, die die Störung zum Ausbruch kommen lassen oder verstärken.

Stoffwechselstörung HPU

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