Читать книгу FRANKLIN BENJAMIN UND DAS RAUMZEIT-PUZZLE - Dr. Tobias Albrecht - Страница 15
Оглавление0x08: Ein Geheimnis wird gelüftet
Die Hecke erwies sich breiter als gedacht. Nach circa einem Meter bog der Gang nach links ab. Dann nach einer längeren Geradeausstrecke nach rechts, dann erneut nach links, wieder gerade aus und wieder nach rechts.
Schließlich trat Franklin aus der dunklen Hecke in den grellen Sonnenschein in Nachbars Garten.
Die Hecke muss mindestens drei Meter dick gewesen sein!
Franklin blinzelte, um seine Augen an das grelle Licht zu gewöhnen und blickte dabei direkt in die glühenden Augen eines riesigen schwarzen Wolfes.
»Hao, Fronklin, oich habe doich schon erwoartet«, sagte der Wolf. »Lust auof eine Paortie Fuoßball?«
Franklin setzte es auf den Hosenboden. Erst jetzt sah er, dass der Wolf seinen Fußball in der Schnauze hielt und deshalb so komisch sprach.
»Aber ich geh ins Tor«, schallte es von weiter links.
»Quatsch mit Soße, eine Aldabra Riesenschildkröte ist dafür viel zu langsam«, zischelte ein Baumpython, der sich wie die Querlatte eines Fußballtores zwischen zwei Stöcken aufspannte, die offenbar als Torpfosten gedacht, im Abstand von ein paar Metern senkrecht in den Boden gerammt waren. »Torwart bin ich. Ich bin ein Naturtalent. Du bist wie immer in der Abwehr!«
»Keinen Streit bitte. Sonst werde ich ungemütlich«, grunzte ein riesiges Wildschwein, das faul in der Sonne lag.
Franklin staunte. In dem riesigen Garten tummelten sich noch ein Uhu, eine Hyäne und ein Schakal.
»Also Franklin, in welcher Mannschaft spielst du jetzt?«, kicherte die Hyäne.
»Na ihr seid mir ja eine unhöfliche Bande, unseren Besucher derart zu überrumpeln, ohne euch vorzustellen«, unterbrach sie der Nachbar, der unbemerkt die Eingangstreppe herabgekommen war. »Er ist ja völlig durch den Wind. Wenn das nicht Franklin Benjamin ist? Hallo Franklin! Willkommen in meinem Garten!«, fuhr er so fröhlich fort, als wären sie seit Jahren die besten Kumpel und sein Gartenzoo das natürlichste auf der Welt.
Er trat dicht an Franklin heran und schüttelte ihm dermaßen heftig die Hand, dass dieser total durchgerüttelt wurde.
»Darf ich Dir die Tiere vorstellen, die in meinem Haushalt leben! Ghrauar der Wolf, Gnuff das Wildschwein, Karata die Riesenschildkröte, Herr Stealth der Uhu, Helix der weiße Python, Cassie die Hyäne und Ninja der Schakal.«
Franklin war völlig überwältigt. Nicht nur, dass der Nachbar einen halben Zoo in seinem Garten versammelt hatte, sondern er schien ebenso wie er selbst der Sprache der Tiere mächtig zu sein.
Tausend Fragen brannten auf seiner Zunge, aber er brachte nur ein »Ähmurgs« heraus.
»Kein Wunder, dass es dir die Sprache verschlägt!«, lachte der Nachbar. »Du hast sicher viele Fragen! Setz´ dich erstmal hin. Ich lass uns was zu trinken bringen!«
Er eilte in eine Ecke des Gartens, wo sich eine wunderschöne Gartenlaube befand. Diese bestand aus einem Holzgerüst, das mit Pfirsichpflanzen bewachsen war, an denen bereits zahllose reife Pfirsiche baumelten. Gemütliche schwarze Korbsessel luden zum Chillen ein und in der Mitte stand ein halbrunder Tisch.
»Mach´s dir auch gemütlich!«, rief der Nachbar aus einem gewaltigen Korbsessel, der ihn förmlich zu verschlucken schien. »Kalypso bring mir ein Ginger Ale und Franklin ein großes Spezi! Du darfst doch Spezi trinken, oder?«
»Ja, äh, natürlich, gerne, danke!«, antwortete Franklin und ließ sich ebenfalls in einen Sessel fallen, der wirklich ganz schön gemütlich war.
Das musste man dem Nachbarn lassen. Sinn für Bequemlichkeit hatte er.
»Ah, da kommt Kalypso! Danke für die Getränke. Stell sie hier ab!«, freute sich der Nachbar. »Lass es dir schmecken, Franklin – ich habe viel zu erzählen!«
Mit einem fröhlichen Schnarren stellte der Königspinguin, das Tablett mit den Getränken, welches er schwankend herbeibalanciert hatte, vor ihnen auf den Tisch.
Dieser entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Karata, die inzwischen mit eingezogenen Gliedern ein Schläfchen im Schatten der Laube begonnen hatte.
»Dass ihr Panzer an der Oberseite waagerecht abgeflacht ist, ist ein Geburtsfehler«, erklärte der Nachbar. »Super praktisch, um etwas darauf abzustellen! Außerdem bewegt sie sich sowieso sehr wenig! Dafür kann sie sich aber vollständig in den Panzer zurückziehen!«
»Nun ja, wenn sie nichts dagegen hat«, meinte Franklin.
»Gute Güte, nein!«, tönte es aus einem der Löcher im Panzer.
»Das spürt man überhaupt nicht. Ihr müsst mir nur Bescheid geben, wenn ihr etwas auf mir abgestellt habt. Sonst liegt, wenn ich aufstehe, alles in Scherben.«
»Und man braucht, wenn man die Location wechselt, das ganze Zeug nicht herumzutragen«, fuhr der Nachbar fort. »Man sagt einfach zu dem »Tisch« er soll mitkommen!«
Franklin, der schon länger bemerkt hatte, dass Kalypso der Pinguin ihn die ganze Zeit anstarrte, nickte.
»Was hat Kalypso denn? Wartet er auf ein Trinkgeld?«, traute er sich schließlich vorsichtig zu fragen.
»Ha, ha so ähnlich«, lachte der Nachbar leise.
»Er will unbedingt mein Butler sein, aber meistens verschüttet er bei seinem Gewatschel mehr als in den Gläsern bleibt. Aber er gibt sich wahnsinnige Mühe und heute ist alles gut gegangen! Ich denke, er erwartet ein Lob von dir!«
Franklin nickte erneut. »Vielen Dank für den schnellen und wie immer perfekten Service, Herr Kalypso«, sagte er deshalb, wobei ihn der Nachbar schmunzelnd beäugte.
»Zu freundlich, Sire! Wenn Sie noch etwas benötigen, zögern Sie nicht, mir Bescheid zu geben!«, gackerte Kalypso und verschwand daraufhin schnurstracks wieder im Haus.
»Du hast es also an den Knabberlangs vorbeigeschafft, Respekt!«, begann der Nachbar schließlich. »Wie hast du das gemacht? Und warum bist du denn hier? Dir ist sicherlich nun klar, dass du vor mir keine Angst zu haben brauchst, egal was die anderen Leute denken!«
»Nun ja. Ich wollte meinen Fußball wiederhaben und eine Elster hat mir das Passwort für die Erdmännchen verraten«, antwortete Franklin, der sich in der Tat in der Gesellschaft des Nachbarn und seiner schrulligen Tiere immer wohler fühlte.
»Ich habe mir schon gedacht, dass es dein Ball ist, der da über die Hecke gesegelt ist. Meine Tiere haben den ganzen Tag damit Fußball gespielt oder etwas, von dem sie glauben, dass es Fußball ist.«, erwiderte der Nachbar. »Ich denke, ich werde dir einen neuen kaufen müssen!«
In der Tat sah der Fußball furchtbar aus. Total zerkaut und die meiste Luft war auch raus.
»Und was hast du gesagt? Eine Elster hat dir das Passwort verraten?«
Der Blick des Nachbarn verfinsterte sich.
»Interessant! Ich habe immer erwartet, dass die Knabberlangs sich eines Tages verplappern. Mit einer Elster habe ich nicht gerechnet.«
»Ja, aber ich habe auch ein wenig getrickst und sie hereingelegt«, sprudelte es nun aus Franklin heraus, der sich wieder gefangen hatte. »Ich spreche nämlich auch die Sprache vieler Tiere, genau wie Sie. Glaubt Ihnen das auch keiner? Warum können wir das? Was ist das für eine seltsame Hecke und warum lautet ihr Passwort Franklin Benjamin?«
»Langsam, langsam junger Mann!«, beschwichtigte ihn der Nachbar. »Eigentlich wollte ich damit warten, bis du älter bist. Aber da du es ganz allein bis hierhin geschafft hast, bist du - denke ich - bereit, alles zu erfahren!«
Was der Nachbar dann dem staunenden Franklin erzählte, war das Seltsamste, das Franklin je gehört hatte.