Читать книгу FRANKLIN BENJAMIN UND DAS RAUMZEIT-PUZZLE - Dr. Tobias Albrecht - Страница 20

Оглавление

0x0D: Ein neuer Freund Teil 1

»…bis du den Einen findest, dem du vertrauen kannst!«

Claas der Rote

1

Bis zu jenem Tag verlief Franklins Alltag mehr oder weniger monoton: Schule, Hausaufgaben, Freunde, Sport, Daddeln, Essen und Schlafen.

Hin und wieder besuchte er den Nachbarn und seine Tiere, was für alle immer eine willkommene Unterbrechung - ein Highlight - der täglichen Routine war.

An einem Samstagmorgen, ungefähr vier Wochen vor den Pfingstferien, war Franklin extra früh aufgestanden, um am nahegelegenen Teich nach Kaulquappen und Fröschen Ausschau zu halten.

In der einen Hand trug er einen Eimer, in der anderen seinen Kescher vom letzten Sommerurlaub am Meer.

Ein gutes Stück außerhalb des Städtchens traf er auf den Hund, der sein Leben für immer verändern sollte.

Ein verwilderter, sicher hungriger Rottweiler rannte aus zirka zweihundert Meter Entfernung über die Felder auf ihn zu.

Es knackte und splitterte, als er durch die niedrigen Büsche brach, die sich ihm in den Weg stellten.

Vermutlich litt er an irgendeiner Krankheit oder war gar misshandelt worden. Einen anderen Schluss ließen die irren Laute, die er Franklin entgegenschleuderte, nicht zu.

»Wolfshund, Wolfshund! Jagen! Sie sollen nur kommen! Harr, harr! Dann töte ich sie! Rennen! Wolfshund, Wolfshund!«

Franklins Schreie »Ruhig, ich bin nicht dein Feind! Ich kann dir helfen! Ich habe auch Futter für dich« verhallten ungehört.

Der Rottweiler beschleunigte sogar und schwenkte in Franklins Richtung.

Er hatte die Distanz bereits auf einhundertfünfzig Meter verringert, als Franklin klar wurde, dass es um Leben oder Tod ging.

Franklin drehte sich um, sah den rettenden Baum ungefähr fünfzig Meter weit entfernt, warf Kescher und Eimer in Richtung Hund und begann zu rennen.

Leider wurde der Rottweiler dadurch nicht lange aufgehalten.

Ein kurzer Blick über seine Schulter bestätigte Franklins schlimmste Befürchtung. Der Kescher war in kürzester Zeit in Kleinteile zerlegt worden und der Hund hatte wieder die Verfolgung aufgenommen.

Obwohl Franklin rannte wie noch nie in seinem Leben, schien der rettende Baum nur in Zeitlupe näher zu rücken und er konnte bereits das Hecheln des Hundes hinter sich hören.

Erst als er sich erneut nach dem Hund umblickte, bemerkte Franklin, dass der Rottweiler an einem Hinterbein verletzt war und dieses wie gelähmt hinter sich herzog. Dies verlangsamte das Tier deutlich.

Ansonsten wäre er längst eingeholt worden.

Franklins Gehirn lief auf Hochtouren.

Nachdem er die Distanz zu Baum und Hund erneut abgeschätzt hatte, wurde ihm klar, dass er es trotzdem nicht schaffen würde.

2

Sir Knaggels erwachte, weil die Sonne seine Nase kitzelte. Ein herrlicher Frühlingstag wartete auf ihn.

Hunger!

Er streckte sich, schüttelte das Ohr aus dem Gesicht und kletterte in seiner typischen Art den Baum hinunter: Kopf voraus mit ausgefahrenen Krallen, die ihm Halt gaben.

Auf dem Weg nach unten überholte er ein Eichhörnchen, das seinen Augen nicht traute und ihm sprachlos hinterherblickte.

Auf der Wiese angekommen hoppelte er auf eine Ansammlung junger Löwenzähne zu, die er von oben erspäht hatte, um zu frühstücken.

Munter zupfte er die zartesten von ihnen aus und verspeiste sie genüsslich.

Danach ließ er sich auf den Bauch fallen und streckte die Hinterläufe von sich, damit die Frühlingssonne auf seinen Rücken scheinen konnte.

»Ah, das tut gut!«, seufzte er, während die Sonnenstrahlen sein Fell erwärmten, und ein laues Lüftchen über ihn hinwegstrich.

Er ging den Tagesplan, den er sich am Abend zuvor zurechtgelegt hatte, nochmals durch.

Als erstes wollte er in dem Städtchen nach irgendwelchen Museen suchen. Er liebte die ruhige Atmosphäre darin. Hier konnte er seinen Wissensdurst wenigstens für kurze Zeit stillen und was manchmal noch viel interessanter und lustiger war, die Menschen in aller Ruhe beobachten und belauschen.

Einmal hätte sein lautes Lachen ihn beinahe verraten, als er in einem Kunstmuseum auf einem Sofa saß und sah, wie sich ein junger Mann seiner Freundin zuliebe durch eine Bilderausstellung quälte. Sie musste ihm wohl sehr gefallen.

Denn während sie ihm ohne Unterlass redend mit großen Gesten die einzelnen Bilder erklärte, nickte er interessiert mit dem Kopf und stellte viele Fragen.

Doch immer, wenn sie es nicht bemerkte, blickte er heimlich auf sein Handy, auf dem lautlos ein Fußballspiel lief.

Ein Schrei riss Sir Knaggels abrupt aus seinen Gedanken.

Er sprang auf und erfasste blitzschnell die Situation.

Ein Junge rannte, verfolgt von einem riesigen hinkenden Hund, offenbar ein verwilderter Rottweiler, in Richtung des Baumes, auf dem Sir Knaggels übernachtet hatte.

Du schaffst es niemals bis auf den Baum, dachte er, als er sah, wie rasch der Hund aufholte.

Seltsamerweise rief der Junge dem Hund etwas in Hundesprache entgegen.

Sir Knaggels konnte aufgrund der Entfernung nur Wortfetzen verstehen. Vermutlich versuchte er die Bestie zu beruhigen.

Doch wie Sir Knaggels an der Körpersprache der beiden erkannte, ließ sich der Hund wohl dadurch nicht bremsen.

Entgegen jeglichem Haseninstinkt und aller Hasenverhaltensweisen, die ihm seine Mutter jemals gelehrt hatte, begann er auf die beiden zuzulaufen.

Ein anderer Teil von ihm hatte die Oberhand gewonnen und beschlossen zu kämpfen!

3

Franklin war erledigt.

Der Rottweiler hatte ihn beinahe eingeholt und der Baum, noch gut zehn Meter entfernt, war keine Option mehr.

Eine Chance habe ich noch!

Franklin stoppte, hob die Hände und drehte sich um.

Der Rottweiler, zunächst überrascht, hielt ebenfalls inne, legte den Kopf schief und blickte Franklin an.

»Du bist ein guter Hund! Ich werde dir gutes Futter besorgen, leckeres Futter!«, redete Franklin beruhigend auf die Bestie ein.

Und für einen kurzen Augenblick schien es, als hätte er damit Erfolg. Denn der Hund schniefte und begann unsicher mit den Vorderbeinen den Boden aufzuscharren.

In Franklin keimte die Hoffnung auf einen Stimmungswechsel des Tieres, wie ein zartes Pflänzchen auf rissigem ausgetrockneten Wüstenboden.

Doch der Moment zog leider rasch vorüber.

Der Rottweiler schüttelte sich und sprang mit weit aufgerissenem Maul in einem gewaltigen Satz auf Franklins Kehle zu.

Dann ging alles blitzschnell.

Franklin stolperte rückwärts und fiel mit zur Abwehr erhobenen Händen nach hinten auf den Po.

Neben dem Rottweiler, der sich noch mitten im Sprung befand, begann die Luft plötzlich zu flimmern - wie bei großer Hitze über dem Asphalt - und irgendetwas traf den Hund mit gewaltiger Wucht in die linke Flanke.

So verfehlte er Franklin und stürzte auf sein verletztes Hinterbein, wodurch er das Gleichgewicht verlor und sich mehrmals am Boden überschlug.

Ein zweiter, nicht weniger mächtiger, unsichtbarer Schlag traf den Hund hinter dem rechten Ohr, wo wie aus dem Nichts mehrere kleine spitze Wunden erschienen.

Der Rottweiler jaulte laut auf, verlor kurz das Bewusstsein und danach für einige Sekunden die Orientierung.

Diese Atempause genügte Franklin, um sich aufzurappeln, zum Baum zu rennen und auf ihn zu klettern, wobei ihn der Hund fast doch noch am Bein zu fassen bekommen hätte.

Auf dem Ast nach Atem ringend und den wie verrückt am Stamm hochspringenden Hund ignorierend, beobachtete Franklin, wie sich die flimmernde Erscheinung, die ihm offensichtlich das Leben gerettet hatte, rasch von ihnen wegbewegte.

Sie verschwand in einem nahegelegenen Busch, dessen Blattwerk sich wie von Geisterhand kurz teilte, ohne dass ein Windhauch es berührt hätte.

Der Rottweiler beruhigte sich nach wenigen Minuten und ließ sich vor dem Baum nieder. Mit blutunterlaufenen Augen beobachtete er Franklin.

Keine Chance unbemerkt hinabzusteigen.

Das kann dauern!, dachte Franklin und lehnte seinen Rücken gegen den Stamm.

Hätte ich doch nur das Handy bekommen, das ich mir schon immer gewünscht habe. Dann könnte ich jetzt Hilfe rufen.

FRANKLIN BENJAMIN UND DAS RAUMZEIT-PUZZLE

Подняться наверх