Читать книгу FRANKLIN BENJAMIN UND DAS RAUMZEIT-PUZZLE - Dr. Tobias Albrecht - Страница 19
Оглавление0x0C: Das total verrückte Fußballspiel
»Die Spielregeln lauten wie folgt!«, rief Ghrauar, nachdem sich die Spieler in der Mitte des Gartens versammelt hatten. »Zwei Mannschaften spielen auf ein Tor. Eine Mannschaft greift an, die andere verteidigt. Nach 15 Minuten endet die erste Halbzeit. Es werden Angriff und Verteidigung gewechselt. Dann beginnt die zweite Halbzeit. Diese dauert ebenfalls 15 Minuten. Die Mannschaft, die die meisten Tore schießt, gewinnt. Der Ball darf mit allen Körperteilen, außer den Händen gespielt werden. Wer nicht gegen Tollwut geimpft ist, erhält keine Spielerlaubnis.«
»Eine Frage!«, meldete sich Franklin.
»Nicht jetzt!«, führte der Wolf seinen Redeschwall fort und lachte in sich hinein.
»Die Teams lauten wie folgt. Team Eins: Alle Tiere mit Fell sprich Cassie, Ninja, Gnuff und ich gegen Team Zwei - also Franklin und den Rest!«
»Ich will mein Team ja nicht beleidigen. Aber bist du dir sicher, dass die Teamverteilung fair ist?«, hakte Franklin, dem so langsam dämmerte, worum es dem Wolf ging, nach.
»Natürlich! Du hast hervorragende Spieler in deinem Team! Huahuahuaha«, lachte die Hyäne Cassie.
»Wollen doch mal sehen, was man als Mensch so draufhat! Team Eins greift als erstes an. Es beginnt die erste Halbzeit! Anstoß!«, heulte der Wolf.
»Na das kann ja heiter werden«, brummte Franklin und überprüfte knieend seine Schnürsenkel.
Wie erwartet stürmten die Spieler von Team Eins entsprechend ihrem Naturell in Richtung Tor der Verteidiger, allen voran Ghrauar, der in rasender Geschwindigkeit den Fußball mit der Schnauze vor sich her rollte.
»Vorsicht Leute!«, rief Franklin und rannte auf Ghrauar zu.
Doch kurz bevor er ihn erreichte, packte der Wolf den Ball mit den Zähnen und warf ihn der freistehenden Hyäne zu.
Cassie fing ihn geschickt im Sprung auf und stupste ihn ihrerseits mit der Schnauze zu Ninja dem Schakal, der frei vor dem Tor stand, weil Karata im Schneckentempo natürlich keine Chance hatte ihn abzudecken.
Helix der Python, der sich um den linken Torpfosten gewickelt hatte, war, trotz seiner blitzschnellen Reaktion, kein ernstzunehmender Gegner für einen allein vor dem Tor stehenden Angreifer, und so schoss Ninja das 1:0 für sein Team.
»Tooooor!«, rief Ghrauar und vollführte ein Freudentänzchen, das so aussah, als versuchte er seinen eigenen Schwanz zu fangen.
»Gnadenlos verwertet der Starstürmer seine Chancen gegen eine hilflose gegnerische Abwehr«, verhöhnte der Schakal die Schildkröte, hob ein Bein und pinkelte gegen den linken Torpfosten.
»Muss das sein!«, beschwerte sich Helix und zog seine Schwanzspitze nach oben.
»Das Tor ist mein Revier«, sprach der Schakal hochnäsig und sprang lässig über die Schildkröte hinweg, die erst jetzt bei ihm angekommen war.
Franklin schoss den Ball zurück zu den Angreifern.
»Zweite Runde! Los geht’s!«
Team Eins wiederholte denselben Spielzug. Doch Franklin, der dies geahnt hatte, sprang, nachdem er einen Angriff auf Ghrauar nur angetäuscht hatte, vor der Hyäne in die Höhe, um den Pass, der auch prompt von Ghrauar kam, abzufangen.
Der mächtige Schlag kam unbemerkt und beförderte ihn in hohem Bogen auf den Boden.
Gnuff das Wildschwein hatte ihn, noch ehe er den Ball zur Seite köpfen konnte, von hinten in der Luft gerammt.
Während sich um Franklin noch alles drehte, führte Team Eins den Spielzug zu Ende und Ninja erzielte das 2:0.
Natürlich vergaß er nicht, diesmal den rechten Torpfosten zu markieren.
»Foul!«, rief Franklin wütend. »Außerdem ist es regelwidrig den Ball im Maul umherzutragen!«
Er sprang auf die Füße und rieb sich seine schmerzenden Glieder.
»Ball gespielt!«, entschied Ghrauar. »Gelbe Karte für Franklin wegen Meckerns!«
»Ach und der Schiedsrichter spielt selbst in einer Mannschaft, das kann ja wohl nicht wahr sein«, maulte Franklin weiter.
»Und was willst du dagegen machen?«, knurrte Ghrauar zurück. »Letzte Warnung oder du siehst Rot!«
Murrend ging Franklin zu seinem Team zurück, das ihn mit betretenen Gesichtern erwartete.
In gleicher Weise verlief der Rest der ersten Halbzeit. Franklin wurde abwechselnd von Schwein, Wolf, Hyäne oder Schakal aus dem Weg geräumt, während die anderen Teammitglieder ein Tor nach dem anderen für sich verbuchten.
Nach der Halbzeit wurde es noch schlimmer.
Grimmig dreinblickend hatten sich die Fellträger als Abwehrbollwerk mit gefletschten Zähnen beziehungsweise vorgestreckten Hauern in die Verteidigung vor ihrem Torhüter Ghrauar postiert und rammten jeden, der auf sie zu kam, in Grund und Boden.
Keine Chance für Team Franklin auch nur in die Nähe des Tores zu gelangen.
»Auszeit!«
»Immer noch 0:6! Wenn das so weiter geht, machen wir heute keinen Stich gegen die Halunken«, sagte Franklin, als sie im Kreis beieinanderstanden. »Wir brauchen einen Plan! Und ich habe auch schon eine Idee! Weil wir es an Schnelligkeit und Körperkraft mit denen nicht aufnehmen können, benötigen wir ein absolut perfektes Stellungsspiel. Passt auf, ich erklär es euch!«
Er flüsterte seinen Teammitgliedern die Strategie ins Ohr und die anfangs betretenen Gesichter hatten sich, als er geendet hatte, in ein breites Grinsen verwandelt.
»Auszeit Ende! Schluss mit dem Getratsche!«, brüllte auch schon der Wolf.
Franklins Team machte sich nun daran, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Karata die Riesenschildkröte postierte sich in der Mitte des Spielfeldes kurz vor der gegnerischen Abwehr und zog sich in ihren Panzer zurück.
»He Schnecke!«, rief der Schakal. »Du machst dir wohl vor Angst in den Panzer!«
Seine Mitspieler bellten vor Lachen.
Doch das Bellen blieb ihnen im Halse stecken, denn Franklin schoss den Ball direkt in eines der Löcher der Schildkröte und damit in eine unangreifbare Position.
Mit doch recht beeindruckender Geschwindigkeit rotierte Karata daraufhin mehrmals um ihre eigene Achse, so dass den Verteidigern nicht mehr klar war, welches Loch den Ball enthielt, und schoss ihn dann direkt zum Uhu Herr Stealth, der lautlos hinter die Abwehr geflogen war.
»Der hat einen müden Schuss mit seinen Fängen. Keine Sorge, der schießt gegen mich kein Tor!« freute sich der Torwolf und kratzte sich demonstrativ gelangweilt hinter dem Ohr.
Und in der Tat schoss Herr Stealth einen schwachen Ball rechts am Tor vorbei.
»Habe ich´s nicht gesagt. Kein Problem, der geht ins Toraus«, spottete Ghrauar.
Doch er hatte nicht bemerkt, dass Helix sich platt wie eine Flunder direkt auf die rechte Torauslinie gelegt hatte.
Blitzschnell nahm der Python nun den Ball an, der natürlich von Herrn Stealth genauso gewollt war, verhinderte damit, dass er ins Aus ging und schoss ihn direkt ins rechte untere Toreck.
»Tor!«, jubelte Franklin und streichelte seine Teammitglieder. »So wird’s gespielt!«
Er holte den Ball aus dem Tor zum erneuten Anstoß.
Tor Nummer zwei fiel auf ähnliche Weise.
Der Ball schoss diesmal scheinbar aus einem anderen Loch im Panzer der Schildkröte direkt zu Franklin. Der stand nun frei vor dem Torwart, weil alle Verteidiger sich auf Helix konzentrierten, welcher sich auf die linke Torauslinie gelegt hatte. Ohne Mühe schoss Franklin den Ball über die Torlinie zum 2:6 ein.
Die Tore Nummer drei bis sechs für Franklins Team konnten durch Franklin ohne taktische Tricks erzielt werden.
Wie es ihm beliebte, hämmerte er den Ball vergnügt mal in die linke, mal in die rechte Torecke. Denn die Verteidiger gaben einander rasend vor Zorn die Schuld an den Gegentoren und achteten nicht mehr auf Ball oder Gegenspieler.
Stattdessen fielen sie übereinander her und versuchten sich die Kehlen aufzuschlitzen, was echt gefährlich aussah.
»6:6 und nur noch dreißig Sekunden auf der Uhr. Wir müssen wenigstens das Unentschieden retten. Reißt euch zusammen! Jetzt nehmen wir eine Auszeit wie Franklin!«, tobte der Wolf und warf den Schakal auf den Rücken, was dieser mit einem unterwürfigen Jaulen quittierte.
Das wirkte!
Tatsächlich beruhigten sich daraufhin seine Teammitglieder wieder.
»Kommt her und hört mich an! Jeder nimmt sich einen Gegenspieler vor und schaltet ihn aus. Bis die sich wieder aufgerappelt haben, ist die Zeit abgelaufen! Ich erklär euch, wer für wen zuständig ist!«, instruierte der Wolf sein Team im Flüsterton.
Doch Herrn Stealth entging nichts. Der Uhu hatte ein exzellentes Gehör. Er konnte aus hundert Metern Entfernung eine Maus an einem Getreidehalm knabbern hören.
»Die planen Manndeckung - oder eher einen Bodycheck für jeden von uns«, raunte er deshalb in Franklins Ohr. »Wir brauchen eine andere Strategie!«
Franklin nickte: »Hast du gehört, wer von wem angegriffen werden soll und wie?«
Herr Stealth grinste und stellte seine Federohren auf.
»Natürlich!«
Was nach Ende der Auszeit geschah, musste den Fellträgern wie ein Alptraum vorgekommen sein.
Cassie die Hyäne, die sich eigentlich Herrn Stealth krallen wollte, sah sich plötzlich von dem Python umwickelt.
»Luft!«, japste sie.
»Später vielleicht!«, antwortete Helix zischelnd.
Gnuff, mit dem vermeintlich leichtesten »Opfer« Helix, wurde plötzlich von Herrn Stealth geritten, der dem Wildschwein auf den Rücken geflogen war, und von dort aus in aller Ruhe begann, ihm die Wimpern auszuzupfen.
Ninja, dem keine Zeit zum Ausweichen mehr blieb, wurde von Karata gerammt und beinahe bis in die Hecke geschleudert. Denn die Schildkröte war die Eingangstreppe hinaufgeklettert und von dort wie ein Steinschlag in rasender Geschwindigkeit heruntergerollt.
Dadurch gelangte Franklin in eine Eins zu Eins Situation mit Ghrauar dem Torhüter. Einen Schuss antäuschend schickte er diesen in die linke Torecke und versenkte dann den Ball gekonnt im rechten oberen Winkel.
»Tor, Aus und Schluss! Die Zeit ist um!«, rief Helix und ließ von Cassie ab, der mittlerweile schon die Augen aus den Höhlen quollen.
»Sieg für uns! 7:6!« Herr Stealth flog von Gnuffs Rücken auf Franklins Schulter.
Und auch Karata, die nicht versäumt hatte Ninja wieder auf die Beine zu stupsen, stieß einen Freudenschrei aus.
»Ihr seid die Sieger! Herzlichen Glückwunsch!«, schnaufte Ghrauar. »Ihr habt hervorragend gespielt! Ich denke, wir brauchen uns nicht zu schämen!«
»Ganz sicher nicht! Wir waren am Rande einer Niederlage! Ihr seid große äh …Sportsmänner und faire Verlierer!« Franklin schüttelte die Klaue des Wolfes.
»Meinen Fußball schenke ich euch! Ihr könnt ihn als Trophäe für euer Training behalten! Jeder von euch wäre ein Gewinn für eine echte Fußballmannschaft!«
Ghrauar und seine Teamkollegen strahlten: »Wirklich? Na, wenn Franklin Benjamin das sagt, wird es auch stimmen!«
Erhobenen Hauptes trotteten sie im Garten umher.
Mittlerweile war es spät geworden.
Franklin verabschiedete sich freudestrahlend von seinem Team und den anderen und trat den Heimweg durch die Hecke an.
Ich habe mich in der Tat nicht in dir und deinem Charakter getäuscht, Franklin!, dachte der Nachbar zufrieden, der alles durch die einen Spalt offenstehende Haustüre mit angesehen hatte.
An diesem Abend konnte ein durch die Ereignisse des Tages aufgewühlter Franklin Benjamin nur schlecht einschlafen.
Bis spät in die Nacht starrte er mit großen Augen auf die Lichtreflexe der Straßenlaternen, die durch die Schlitze der Fensterläden ein Muster an seine Zimmerdecke zauberten.