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XV

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Das Paar stand neben dem Bücherstand. Der Mann sagte gerade: »Ist mir ganz egal, was du dazu meinst. Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Und diese Burschen hier hatten keinen Respekt!«

Sie hörte ihm gar nicht mehr zu. Plötzlich fand sie die Stelle: »Aha, ich hab‘s doch gewusst! Ich war mir ganz sicher, dass es mit dem Kartoffelsalat was auf sich hatte!«

Sie hielt eine tadellose, signierte Erstausgabe von Howl & Other Poems in der Hand. Soll ich dir den Abschnitt vorlesen?«

»Klar, nur zu!«

»Die in Dadaismus-Vorlesungen am City College von New York die Lektoren mit Kartoffelsalat bewarfen und sich anschließend kahl geschoren und mit grotesken Selbstmorddrohungen auf den Granitstufen des Irrenhauses präsentierten und sofortige Lobotomie verlangten.«

»Hör zu«, antwortete er, »mir ist es schnuppe, und wenn’s in der Ilias stände. Diese jungen Schnösel hatten nun mal keine Achtung vor einem großen amerikanischen Dichter!«

Die Party fand in einem der New Yorker Fünfzehn-Zimmer-Apartments mit diesen auf Hochglanz polierten Parkettfußböden statt. Alle Teppiche waren aufgerollt und über Nacht im Kinderzimmer deponiert worden. An den Wänden hingen fünfundzwanzig kostbare Gemälde, die dem Betrachter Visionen von Landschaften mit geschmolzenem Schnee vorgaukelten, nur mit reiner Leinwand und ein paar Pinselstrichen.

An der Eingangstüre, wo der Butler vergeblich versucht hatte, ihre Namen auf der Besucherliste wiederzufinden, hatten die beiden Partisanen nur schnell was genuschelt und sich an ihm vorbeigedrängt. Dann ging die Arbeit los. Um seine Absinth-Trinker-Ambitionen zu verwirklichen, schleppte Ron zwei Herausgeber der Time (älteren Kalibers), und einen prominenten Zeitungskritiker auf die Toilette und schloss sich dort mitsamt einer Ladung Hasch ein — was draußen zu einer Ansammlung von Leuten mit schwacher Blase führte.

Al schlüpfte inzwischen ins Schlafzimmer und rief seine Frau in der Bronx an. Nachdem sie endlich aus ihm rausgequetscht hatte, wo er war, fragte sie: »Wie kommt es eigentlich, dass du mich nie mitnimmst zu deinen Parties?«

»Meine Karriere, Baby, das mach ich doch nur für meine Karriere! Ich könnte wirklich nicht behaupten, dass ich auf diese Sorte Feten stehe ...«. Mechanisch glitt seine Hand von Manteltasche zu Manteltasche, den ganzen Stapel durch, der auf dem Bett lag.

»Na schön. Aber bring wenigstens ein bisschen Milch mit, wenn du nach Hause kommst. Haben Sie etwa vergessen, dass Nummer Vier krank ist, Mr. Rabenvater?«

Das hatte er allerdings, und zwar im selben Augenblick, wo er den Hörer auflegte und die Gastgeberin zu sich hinunter auf die weiche Pelzmatratze zog, um mit ihr eine schnelle Manteltaschenfummelnummer zu schieben. Der Versuch misslang allerdings und hätte um ein Haar mit seinem Rausschmiss geendet.

Von Ciones Schlupfwinkel im Village wusste niemand, nicht einmal sein Buchhalter. Auch seine Frau würde nie herauskriegen, dass er ihre abgelegten Bettlaken aus dem Müll gerettet und in seine Lasterhöhle geschafft hatte. Er bildete sich ein, dass hier der Roman aller Romane entstehen würde — obwohl sich in der Kloschüssel Spinnweben ausbreiteten und im Kühlschrank sechs Monate alte Milch vergammelte.

»Magst du etwas Tee?«, fragte er sie.

»Oh ja, gern. Du meinst doch Gras, oder?«

»Ähem — nein. Ich hab leider nur Earl Grey und English Breakfast.«

»Ach so. Nein, dann lieber nicht.« Sie stand in der Tür zum Schlafzimmer. Cione räkelte sich auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, den Gürtel neckisch halb geöffnet.

Sie ging hinüber in die Küche und zählte die Schnapsflaschen, die sich auf einem metallenen Servierwagen stapelten. Jedenfalls ist das eine ganze Menge, stellte sie bei sich fest, als sie die vielen verstaubten Flaschen musterte, von denen schon manche halb leer waren:

Smirnoff Red Creme de Cacao Wild Turkey
Smirnoff Blue Kahlua Gordons Gin
Seagram’s 7 ein Six-Pack Budweiser Old 1889
Stolichnaya Sloe Gin Jack Daniels
Cherry Heering Heaven Hill Metaxa
Creme de Menthe Four Roses Banana Cordial
Three Feathers Remy Martin

plus vier vertrocknete, schimmelgraue Zitronen, ein verhutzeltes Limonenstück und ein altes Handtuch aus dem Chelsea Hotel, steif und braun von vielen, schon lange vergessenen rituellen Waschungen.

Tales of Beatnik Glory, Band I-IV (Deutsche Edition)

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