Читать книгу Tales of Beatnik Glory, Band I-IV (Deutsche Edition) - Ed Sanders - Страница 42
VIII
ОглавлениеJohn fand Dom, wie er im Lotossitz auf seinem Gebetsteppich saß und sich einen runterholte und dabei auf die Wandkarte von East St. Louis starrte. War das wirklich das, was er zu sehen glaubte? Es sah ganz so aus, aber Dom ließ augenblicklich jedes Indiz für Masturbation verschwinden, als Barrett durch den Perlenvorhang geschlurft kam. »Ich muss hier raus, bevor es zu spät ist«, sagte Barrett, ohne eine Miene zu verziehen, »aber kannst du mir erst noch ’n paar Bennies vermachen?«
Sechs Stück kosteten einen Dollar, das war ein bisschen viel, aber Dom hatte sie schon in eine leere Rolaids-Schachtel gepackt, ehe er protestieren konnte. Als Dom beobachtete, wie Barrett drüben in seinen Dope-Vorräten herumstöberte, schlug er ihm vor, mal einen Speedball zu versuchen — für fünfzig Cents ein echtes Schnäppchen. Barrett war sich nicht ganz sicher, was in einem Speedball überhaupt alles drin war, aber viel zu cool, jetzt noch ein F-&-A-Spielchen abzuziehen und damit seine Unwissenheit zu verraten. Er glaubte, es sei eine Mischung aus Kokain und entweder Morphium oder Nembutal — also mal hoch, mal runter und alles auf einmal. Er wusste jetzt schon, dass er ihn wahrscheinlich nie nehmen würde und er zu Hause in irgendeiner Schachtel mit Zeitungsausschnitten rumfliegen und Staub ansetzen würde, aber vielleicht könnte er ihn in zehn Jahren mal einem geschockten Studenten unter die Nase halten, also nahm er ihn mit.
Barrett war ziemlich geschafft von dem Tag. Er ließ fünfzehn Cents für einen Bus quer durch die Stadt und zurück zum Washington Square Park springen. Während der Fahrt fiel ihm eine Frau auf, die ein kleines Kind auf dem Schoß hatte. Sie brachte ihm verschiedene Worte bei, und als es sich durch die obligate Zeremonie von »Mama« und »Papa« gekämpft hatte, deutete sie auf Barrett und sagte: »Guck mal, ein Beatnik, Tommy!«
»Na los, Spätzchen, sag mal Beatnik. Beat-nik.« Sie zerlegte das Wort in zwei Teile. Und das Kind drehte John sein sabberndes Gesicht zu, lächelte und sagte: »Jeep-jink.«
Damit war Barretts Tag endgültig ruiniert und er verzog sich während der nächsten anderthalb Stunden in die verstaubte Abgeschiedenheit seiner Lieblingsbuchhandlungen, jene an der Achten Straße und Phoenix. Zu diesem frühen Zeitpunkt seiner Karriere war er noch dazu fähig, geheimnisvolle Buchhandlungs-Erleuchtungen oder Energieübertragungen zu erleben, wenn er einfach in der Nähe von, sagen wir, einem New-Directions-Ständer im Untergeschoss des Buchladens an der Achten stand oder im Phoenix den Ezra Pound Newsletter las. Oh, ihr friedlichen Buchläden von New York.
Er las die neuesten Ausgaben von Semina und Kulchur zu Ende, linste auf die Uhr am Handgelenk eines Angestellten und sprintete zurück zum Washington Square, wo er eine Weile an einer Sequenz für seinen ersten Gedichtband arbeitete. Er setzte sich wieder in die Nähe von Alex Holleys Statue — aber weit genug weg von Uncle Thrills, der gerade am Brunnen Hof hielt, sodass er sein schrilles Geschrei nur gedämpft mitkriegte. Dann flüchtete er ins Hinterland der Worte.