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9 Erwachen

Hitze brannte wie Feuer in Kais Wangen, in seinem Nacken, an seiner Stirn. Helles Licht blendete ihn.

Wo war er?

Er hatte den Jamky überquert, war bis zum letzten Ausläufer des großen Flusses geritten, hatte in einem Dorf Essen und einen Trinkschlauch gekauft und war in die heißen Steppenländer geritten. Danach konnte er sich an nichts mehr erinnern.

Stöhnend öffnete er die Augen.

Er lag in einem hellen Zelt. Eine Feuerstelle befand in der Mitte, darum lagen vier Schlafmatten aus Stroh. Waffen lehnten aufrecht in einer Ecke und einige Körbe voller Brot, Fleisch und Obst standen daneben.

Alles in ihm brannte. Er drehte sich um und fand eine kleine Tonschale neben sich, in der eine klare Flüssigkeit schwappte. Gierig griff er danach und schüttete das Wasser in sich hinein.

„Du bist zu dir gekommen.“

Kai fuhr zusammen. Ruckartig setzte er sich auf. Ein braunblonder Junge mit einer langen, schwarzen Tunika und Langbogen war hereingekommen. Ihm folgte ein Zweiter, der ihm bis auf eine Narbe am Kinn wie ein Spiegelbild glich.

Sie legten ihre Köcher mit den Pfeilen und die Langbögen ab, dann schlüpften sie aus den Tuniken, unter der sie helle, ockerfarbene Hosen und gelbe Hemden trugen.

Kai blickte sich nach seinen Waffen um. Sie lagen geordnet neben ihm, ebenso seine Stiefel, das Kettenhemd, die Schulterpanzer und der Rest der Soldatenausrüstung.

„Wer seid ihr?“, fragte er schließlich.

„Die Frage ist wohl eher, wer du bist. Ein geflohener Soldat?“, fragte der Zwilling mit der Narbe und lächelte. „Ein Dieb, der einem Soldaten die Kleider weggenommen hat?“

„Ich – ich bin auf der Flucht“, sagte Kai rasch. „Mein Name ist Kai und ich will in die südlichen Dörfer. Ich komme von Jamka und … wie bin ich hierhergekommen?“

„Du bist zusammengebrochen. Wir haben dich bei der Jagd gefunden. Wahrscheinlich hat dich die Sonne zu sehr erwischt, aber ohne dein Pferd hätten wir dich nie gefunden“, lachte der Narbenzwilling. „Ich bin übrigens Jain. Das ist Theo, mein Bruder.“

Kai befühlte seine brennende Stirn und zog die Hand rasch zurück. „Danke.“

„Keine Ursache. Allerdings müssen wir dich warnen. Vater ist -!“

In dem Moment trat ein stämmiger, großer Mann mit blonden Locken herein. Er trug keine schwarze Tunika, sondern edles Gewand, das mit goldenen Löwen bestickt war. Sobald er Kai sah, zog er die Brauen zusammen und fragte: „Bist du ein treuer Diener Zoltans, Soldat?!“

Er schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Reisender auf der Flucht. Die Rüstung ist gestohlen. Ich war nie ein Anhänger Zoltans und habe nicht vor, einer zu werden.“

Der Vater der Zwillinge nickte, noch immer misstrauisch.

Eine hübsche Frau mit hellbraunem Haar trat ins Zelt. Sie trug ein einfaches Kleid und hatte eine Kette mit Holzperlen um ihren Hals gehängt. Ihr Blick wanderte zu den verunsicherten Zwillingen, zu ihrem misstrauischen Gatten und zu dem fiebrigen Jungen: „Halwadar, lass ihn sich ausruhen.“

„Ich habe nichts mit dem König zu tun!“, sagte Kai noch einmal, weil er Angst hatte, seine Wohltäter könnten ihn gleich wieder hinauswerfen. Der Riese stand mit verschränkten Armen da und starrte zu dem Sitzenden hinab, der sich zunehmend nervöser fühlte.

„Da bin ich mir sicher“, lächelte die Frau und warf dem Häuptling einen strengen Blick zu. „Leg dich wieder nieder und ruh‘ dich aus.“

„Exoton hat uns vor diesen Leuten gewarnt. Es könnten Spione sein und vor Lügen machen sie keinen Halt!“, sagte Halwadar und Besorgnis lag in seiner Stimme.

Kai horchte auf. „Exoton? Ich kenne ihn.“

„Sprich weiter“, forderte ihn der Häuptling auf.

Der Dieb beschloss, mit der ganzen Wahrheit herauszurücken – immerhin konnte Exoton in den nächsten Tagen bei seinen alten Freunden auftauchen. Und herausfinden, dass er nicht zum Elfenkönig gegangen war … Schlechtes Gewissen bildete sich in seiner Magengegend.

„Er war mit ein paar anderen in der Stadt. Wir haben gemeinsam ein Buch aus der Bibliothek von Phyan gestohlen. Danach gab es allerdings Kämpfe und ich wurde von den Soldaten aus der Stadt vertrieben“, erklärte er.

Halwadar musterte ihn: „Das heißt du bist der Anführer einer kleinen Diebesbande gewesen.“

„Ich will nur zu den Fischerdörfern“ Kai senkte müde den Blick. Innerlich verfluchte er sich dafür, gleich alles preisgegeben zu haben. Das war sonst auch nicht seine Art.

Halwadar schwieg lange, dann überwand er sich. Immerhin hatte Exoton mit dem Jungen zusammengearbeitet. „Du darfst bleiben, bis du wieder vollständig ausgeruht bist.“

Er drehte sich um und schritt hoch erhobenen Hauptes wieder aus dem Zelt. Die Frau zwinkerte Kai zu und sagte: „Alles in Ordnung. Ruh dich am besten weiter aus. Theo, bring frische Tücher für seine Stirn und seine Wangen.“

Der Zwilling nickte und warf Kai einen schelmischen Blick zu; dann lief er hinaus. Kai stützte den Kopf in die Arme. Dann fragte er: „Wo ist mein Pferd?“

„Es grast draußen. Ein prächtiges Schlachtross“, grinste Jain.

Kai wunderte sich, dass es hier Gras gab, legte sich aber trotzdem beruhigt nieder. Donnerhuf würde sich zurecht finden. Aber er hatte noch zwei Fragen. „Wie lange bin ich schon hier?“

„Zwei Tage“, erklärte die Frau. „Du hattest zwischendurch immer wieder Fieberschübe. Wir dachten schon, wir verlieren dich.“

„Und wie lange dauert meine Genesung?“

Sie lächelte. „Das hängt ganz von dir ab.“

Die Wächter

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