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Tagebuch

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6. April

Es ist wie ein Lebenszeichen: Die PDC kündigt die PDC Home Tour an. 25 Tage nach dem letzten Darts-Event mit Zuschauern, dem sechsten Spieltag der Premier League Darts in Liverpool, soll es wieder eine Darts-Liveübertragung geben. Alle Spieler bleiben dabei natürlich zu Hause, es ist ein Online-Turnier, das aus den Wohnungen bzw. Häusern der Profis in die Welt gesendet wird. Die Idee ist klasse und irgendwie auch ein Muss. Im Gegensatz zu den allermeisten Sportarten kann Darts jeder von zu Hause aus spielen. Also ran ans Board. Mal sehen, ob so ein Hauch Tour-Alltag aufkommt. Die erste Turnierphase wird an 32 aufeinanderfolgenden Abenden gespielt, jeweils in 4er-Gruppen, jeder gegen jeden. Der Sieger zieht in die Play-offs ein. Eingeladen sind alle 128 Tour-Card-Halter. Die PDC Home Tour startet mit Gruppe 1 am 17. April.

13. April

Wie es aussieht, werden „Shorty“ und ich einen Podcast starten. Hatte am Vormittag ein gutes Gespräch mit einer Podcast-Agentur, die mich darin bestärkt hat, eine alte Idee endlich umzusetzen. Und wenn nicht jetzt, wann dann?! „Shorty“ ist begeistert von der Idee, muss nur abchecken, ob sich das mit seinem bestehenden Podcast Shortleg vereinbaren lässt.

15. April

Die PDC Europe folgt dem Gesetzentwurf zur „Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie im Veranstaltungsrecht“. Bedeutet: Wer sich vor dem 8. März 2020 ein Ticket für eine Veranstaltung der PDC Europe im Jahr 2020 gekauft hat, hat zunächst nicht das Recht, sich den Kaufpreis erstatten zu lassen. Für Turniere, die verschoben oder abgesagt werden, können Gutscheine ausgestellt werden. Eine Rückerstattung des Kaufpreises würde frühestens in 2022 geschehen. Es ist ein wichtiger Schritt für alle Veranstalter. Auch für die PDC Europe entspannt sich damit die Situation, da sie ja durch den Ticketverkauf bereits Geld eingenommen hat.

16. April

Gerade läuft eine Live-Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie verkündet, dass Großveranstaltungen bis Ende August verboten sind. Für die PDC Europe ist damit der erste Krisenplan hinfällig, bei dem man gehofft hatte, ab August Veranstaltungen der European Tour stattfinden zu lassen. Events im zweistelligen Bereich müssen jetzt verschoben werden, teilweise auch ins nächste Jahr. Zudem steht fest, dass es die European Tour 2020 nicht wie geplant mit 13 Turnieren geben wird. Au Mann, jetzt ist Kreativität gefragt. Die PDC sowie die PDC Europe müssen Lösungen für jegliche Eventualität finden. Dazu gehören natürlich auch Veranstaltungen ohne Zuschauer.

17. April

Seit knapp drei Wochen läuft die EPLDCS: Elmar Paulkes Lonely Darts Club Show. Ein großer Spaß, weil wir Profis und Fans auf ungewöhnliche Weise zusammenbringen. Das verrückte an dieser Zeit ist ja, dass alle zu Hause sind, also auch die Profis. Und der professionelle Dartspieler wird ohne hochdotiertes Dartturnier, ohne seine Bühne, irgendwie auch zum Normalo. Während einer solchen Pandemie sitzen eben alle in einem Boot.

Die Idee zur Show entstand Mitte/Ende März, ziemlich schnell nach dem Lockdown. Ich hatte durch Zufall mit Moritz Blume telefoniert, mit dem ich damals die Road to Ally Pally umsetzte. Er erzählte mir, dass er im Kölner Raum für kleine, unbekanntere Bands einen Stream umsetzen würde, bei dem die Künstler zumindest die Chance hätten, durch virtuelle Tickets ein bisschen Geld zu verdienen. Wir kamen schnell drauf, dass man dieses Streaming Tool doch auch für ein Darts-Home-Turnier nutzen könnte.

Ein Freund von mir, Thomas Scherer, fand diese Idee so gut, dass er mir den Chefgrafiker, Franz Hoegl sowie den Marketingexperten Florian Wirthgen aus seiner Firma „Denk mal neu“ kostenfrei zur Verfügung stellte. Thomas mochte die Idee, weil sie Hoffnung macht und Darts-Fans vielleicht auf andere Gedanken bringt. Innerhalb von 48 Stunden entstand so die Lonely Darts Club Show.

Gestern war Comedian Markus Krebs, das alte Darts-Zebra, mit dabei. Technisch war diese Ausgabe ein Desaster. Wir wissen nicht, warum uns die WLAN-Leitung mal abkackt und mal nicht. Trotzdem, es hat Bock gemacht. Markus’ Fundus an Witzen ist unfassbar. Er behauptet ja selber, dass die Chance, ihm einen Witz zu erzählen, den er nicht kennt, ziemlich gering ist. Eigentlich war vereinbart, dass sich Markus nach zehn Minuten wieder vom Acker macht. Er sollte eine Partie gegen Gabriel Clemens spielen und blieb am Ende eine knappe Stunde. „Gaga“ ist neben Weltmeister Stephen Bunting, Michael Smith, Max Hopp, Joe Cullen und „Shorty“ Seyler einer von sechs Team-Kapitänen, die an unserer Show teilnehmen.

18. April

Luke Woodhouse schreibt Geschichte. Er wirft am zweiten Tag der PDC Home Tour den ersten 9-Darter live aus einer Küche, im Match gegen Gerwyn Price. Es ist der erster 9er, den die Nummer 57 der Welt bei einem PDC-Turnier hinbekommt, und das schlägt Wellen: Selbst die Washington Post berichtet von diesem perfekten Moment und erzählt von der wunderbaren Idee der Home Tour, weil der Sport ja ansonsten stillsteht. So viel Aufmerksamkeit hat Woodhouse in seiner ganzen Karriere noch nicht bekommen. Er ist in diesen Tagen vor allem mit der Betreuung der Schulaufgaben seiner beiden Kinder, acht und neun Jahre alt, beschäftigt.

Ansonsten wird auch für die PDC Home Tour das WLAN-Signal zur echten Herausforderung. Spieler, die auf dem Land wohnen, kämpfen intensiver mit ihrer Verbindung als die Städter. Es gibt zudem die Ansage der PDC, dass für Ruhe während der Matches gesorgt werden muss, da sonst ein Ton-Chaos entsteht. Für Familienväter ist das gar nicht so einfach. So durfte die Familie von Luke Woodhouse bei seinem Spiel gegen Price weder von der Küche noch über WLAN vom Wohnzimmer aus zuschauen. WLAN hat nur der Papa, der sein Handy in eine am Küchenregal befestigte Halterung gesteckt hat. Improvisation ist entscheidend in diesen Zeiten.

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