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Kapitel 1 Dimitri van den Bergh – der mit dem Corona-Bart

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Sonntag, der 26. Juli 2020. Die Corona-Pandemie bringt tatsächlich auch strahlende Sieger hervor: Dimitri van den Bergh, 26 Jahre jung, gewinnt völlig überraschend das World Matchplay. Es ist das zweitgrößte Ranking-Turnier nach der Weltmeisterschaft. Van den Bergh war als Nummer 26 der Welt in dieses Turnier gestartet, durch den Sieg ist er 14 Plätze in der Weltrangliste nach oben geklettert, jetzt ist er die Nummer zwölf. „Ich bin ein Major-Champion!“, sagt van den Bergh kurz nach seinem Sieg ein wenig ungläubig. „Glaube an dich und du kannst alles erreichen! The sky is the limit!“

„Dimi. Vidi. Vici“, titelt später das britische Darts World Magazine. Dimi kam, sah und siegte. Van den Bergh, der von allen Dimi genannt wird, trat mit dem guten Gefühl an, sich endlich zum ersten Mal für das World Matchplay qualifiziert zu haben. Nicht mehr und auch nicht weniger. Und dann schrieb er Geschichte.

Wie außergewöhnlich dieser Erfolg ist, zeigen ein paar Rekorde, die der „Dreammaker“ mit seinem Sieg aufstellt: Er ist der erste Belgier, dem ein PDC-Major-Sieg gelingt. Er ist seit dem Sieg des US-Amerikaners Larry Butler von 1994 der erste Debütant, der dieses Turnier gewinnt. Er ist der erste World Youth Champion, der sich beim World Matchplay durchsetzt. Und er ist der Erste und Einzige, der dieses Turnier nicht in Blackpool, im Winter Gardens, im wunderbaren Ballroom mit seiner goldenen Decke gewinnt, sondern in der sehr modernen Marshall Arena von Milton Keynes.

Die Frage, ob Dimitri van den Bergh dieses Turnier auch im traditionellen Austragungsort vor Zuschauern gewonnen hätte, ist müßig. Er war am Ende der konstanteste Spieler von allen 32 Teilnehmern. Und er hatte zudem eine schwierige Auslosung, bezwang zum Auftakt den UK-Open-Champion Nathan Aspinall, gegen den er zuvor in vier Versuchen noch nie gewinnen konnte. Ein Erfolg, der ihm Selbstvertrauen gab. Danach kämpfte er sich gegen Joe Cullen durch und schlug drei Weltmeister nacheinander, die alle mindestens zwei WM-Titel auf dem Kerbholz haben: Adrian Lewis, Glen Durrant und im Finale Gary Anderson.

Feiern kann Dimi diesen Megaerfolg nur ganz alleine. Die Party fällt wegen Corona natürlich aus. Es ist ja auch niemand da: weder die Freundin noch die Familie oder sein langjähriger Manager Mac Elkin. Die Corona-Vorschriften sind streng und so holt sich der frisch gekürte World Matchplay Champion 2020 zur Feier des Tages eine Pizza mit extra viel Knoblauch, einen sogenannten „garlic sizzler“. Um 1.30 Uhr, nach zig Sieger-Interviews, sitzt er ziemlich erschöpft auf dem Bett seines Hotelzimmers und postet ein Foto mit Pizza und Pokal. Irgendwie traurig und irgendwie rührend, weil van den Bergh diesen Moment so gerne teilen möchte, notfalls mit knapp 14 000 Twitter-Followern. Angestoßen wird später zu Hause mit der Familie. Er ist mit dem Auto nach Milton Keynes gereist und möchte sich gleich am nächsten Tag auf die Rückfahrt nach Antwerpen begeben.

Dieser Sieg soll für ihn nur der Beginn seiner nächsten Entwicklungsstufe sein: „Ich bin noch jung und habe noch so viel vor mir. Ich will jetzt Pro-Tour-Siege einfahren, Erfolge auf der European Tour.“ Es ist ungewöhnlich, dass ein junger Spieler den ersten Sieg auf dem Profi-Circuit bei einem so großen Turnier erzielt. Meistens benötigen unerfahrene Spieler erst kleinere Turniererfolge, um dann für den großen Wurf gewappnet zu sein. „Ich bin seit sieben Jahren auf der Tour“, erzählt Dimi, „ich musste sieben Jahre warten, ich habe sieben Jahre lang gelernt und Erfahrungen gesammelt. Und ich glaube, dass ich mich noch steigern kann. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich am Limit bin.“

Van den Bergh gehört einer neuen Spielergeneration an. Einer Generation, die seit ein paar Jahren immer mehr Aufmerksamkeit erfährt, letztlich angetrieben von Michael van Gerwen. Van den Bergh ist nicht der typische Vertreter dieser „jungen Wilden“, weil er sich gegen das aggressive Spiel entschieden hat. Was nicht heißt, dass sein Spiel langweilig ist. Wer bei 66 Punkten Rest, Bullseye, Doppel-8 spielt, der muss nicht permanent die Faust auspacken, um seinem Spiel noch mehr Kraft zu verleihen.

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