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Mit Stil ins WM-Finale: „The Power“ tritt ab

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Ganz anders Phil Taylor. „The Power“ schaffte es, sich vor der WM 2018 die Last eines allerletzten Turniers zu nehmen. Er war so unemotional, wie du es eigentlich nicht sein kannst nach so einer einzigartigen Karriere. Das machte ihm die Sache deutlich leichter. Er hatte keine Angst vor dem Schritt, in Darts-Rente zu gehen, vor dem Gedanken, jedes Match könne das letzte seiner Karriere sein. Und so redete er während des Turniers auch nicht viel über die WM und wenn, dann stapelte er tief und erzählte viel lieber von dem, was danach kommen würde. Und gewann eine Runde nach der anderen.

Ausschweifend ist so ein Gespräch mit Taylor über das letzte Match seiner Profikarriere, das WM-Finale 2018, nicht. Er setzt dann so ein verschmitztes Lächeln auf, spricht als Erstes über den 9-Darter, den er fast geworfen hätte. Acht perfekte Darts steckten zu Beginn des fünften Satzes im Board, aber eben nicht neun. Ein 9-Darter bei einer Weltmeisterschaft fehlte Taylor noch im illustren Lebenslauf. Es gibt nicht viele Dinge, die er im Rahmen seiner Laufbahn nicht erreicht hat; das perfekte Spiel bei einer WM ist eins davon. 22-mal gelang „The Power“ insgesamt der 9er, aber nie in der Circus Tavern, der alten WM-Austragungsstätte, und nie im Alexandra Palace. „Dieser letzte Dart war so weit an der Doppel-12 vorbei“, erinnert sich Taylor und deutet mit den Fingern an, wie weit – bestimmt drei Zentimeter – der Dart das Ziel verpasste. Das wäre für ihn das Sahnehäubchen gewesen. Der WM-Sieg musste es diesmal offenbar nicht sein. Vielleicht zum einzigen Mal in seiner Karriere wertete er schon das Erreichen des Finales als Erfolg.

Schaut man sich dieses Finale noch mal an, ist gut zu sehen, dass Taylor irgendwie die Anspannung, der Fokus, fehlte. Er gab während seines Walk-ons Autogramme – etwas, was er sonst nie getan hatte. Kleine Signale, die andeuten, dass Taylor dieses Match anders anging als sonst. In keinem seiner 19 PDC-WM-Finals war er derart chancenlos – „The Power“ unterlag Cross mit 2:7 Sätzen. Und so endete auch die Karriere des erfolgreichsten Dartprofis aller Zeiten so wie die seines großen Rivalen van Barneveld – mit einer Niederlage.

Taylor war tatsächlich damals froh, dass es vorbei war. Wie „Barney“ war er erleichtert, endlich keinen Erfolgsdruck mehr zu haben, endlich nicht mehr mit der Sorge leben zu müssen, dass die anderen ihm seinen Erfolg wegnehmen. „Wenn du ihnen den kleinen Finger reichst, werden sie dir den Arm aus der Schulter reißen!“

Phil Taylor und Raymond van Barneveld wird man auch die nächsten Jahre noch auf vielen Exhibitions erleben können. Seit Jahren gibt es die Idee einer Senior-Tour, die sich zuletzt zu konkretisieren schien. Entschieden ist da allerdings noch nichts. Wie sehr der Abschied dieser beiden Superstars der Tour geschadet hat? Da ist immer ein Abschiedsschmerz, wenn Legenden gehen. Doch ich finde, die PDC hat diesen Verlust verkraftet. Auch wenn mir Fans oft schreiben, dass sie vor allem Taylor vermissen und Darts seit seinem Abgang nicht mehr das sei, was es einmal war. Derart krass nehme ich das nicht wahr, dafür sind zu viele gute Typen nachgerückt. Dennoch: Die „Barney Army“ wird sich bestimmt auch die nächsten Jahre noch melden und vom „Taylor Wonderland“ werden Fans wahrscheinlich auch 2030 noch singen.

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