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Unterschlupf beim aktuellen Weltmeister

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Fast noch außergewöhnlicher als der unerwartete Erfolg sind vielleicht Dimis Lebensumstände rund um das Turnier. Am letzten Turnierwochenende in Barnsley, Mitte März, vor Beginn der Corona-Pandemie, überlegt sich van den Bergh, in England zu bleiben, nicht ahnend, dass er dadurch für knapp drei Monate nicht in seine Heimat Belgien wird reisen dürfen. „Ich hatte mitbekommen, dass sich die internationalen Spieler auf die Heimreise machten, weil klar war, dass die Grenzen schließen“, erinnert er sich. „Ich dachte aber, wenn da jetzt bald weitere Turniere anstehen, bleibe ich einfach in England.“ Normalerweise quartiert er sich zwischen Turnieren bei seinem englischen Manager Mac Elkin, ein, zu dem er eine sehr enge und freundschaftliche Beziehung hat. Doch das geht diesmal nicht. Joanne und Peter Wright bekommen das mit, stehen plötzlich vor ihm und laden ihn ein, bei ihnen zu wohnen. Dimitri fühlt sich geehrt, nimmt die Einladung an. Niemand ahnt zunächst, dass daraus ganze elf Wochen werden. „Ich bin häufig woanders zu Gast, aber drei Monate lang? Du bist niemals über drei Monate irgendwo zu Besuch“, so van den Bergh, der die Gastfreundschaft der Wrights nicht überstrapazieren möchte. Nach ein paar Wochen bemüht er sich deshalb auch über sein Management, wieder nach Hause zu kommen. Aber es gibt keine Möglichkeiten, die Grenzen bleiben geschlossen. „Joanne und Peter haben mir immer gesagt: Entspann dich, wir haben dich gerne hier, du bist hier herzlich willkommen.“

Das Haus der Wrights ist allerdings auch groß genug, um sich auch mal aus dem Weg gehen zu können. Wie ein großer Bauernhof, samt riesigem Grundstück. Trainiert wird anfangs kaum. Da geht es mehr um die Frage, wer die Eier aus dem Hühnerstall holt, wer das Frühstück macht und wer abends kocht. Peter ist bekannt für seine Kochkünste, Dimitri ist laut eigener Aussage eher ungeübt am Herd. Eigentlich sollen die Menschen ihre Häuser nicht verlassen, aber die Wrights leben irgendwo in der Pampa und ob da jemand zum Bogenschießen auf ein Feld geht, so wie sie das häufiger tun, interessiert letztlich keine Menschenseele. Es gibt aber auch viel Leerlauf, viele Stunden, die van den Bergh allein in seinem Zimmer verbringt. Trotzdem ist es für ihn eine intensive Zeit. „Ich habe in der Zeit viel über mein Leben nachgedacht. Peter hat hart gearbeitet, um sich dieses Haus leisten zu können. Das hat mir die Augen geöffnet, hat mir verdeutlicht, was ich mit Darts erreichen kann.“ Eine Erkenntnis, die ihm sicherlich geholfen hat, das World Matchplay zu gewinnen.

Als irgendwann klar ist, dass in ein paar Wochen wahrscheinlich wieder Turniere stattfinden, fangen der World Champion und der World Youth Champion auch wieder an zu trainieren. „Ich dachte immer, dass ich trainieren, trainieren, trainieren muss“, erzählt van den Bergh. Aber Peter Wright schüttelt den Kopf und sagt, dass es nicht um das Training gehe, sondern darum, seinem Wurfstil zu vertrauen. Peter Wright ist ein fleißiger Arbeiter, der in den letzten 25 Jahren viel versucht hat. Inzwischen verbindet er mit einzelnen Doppelfeldern nur noch ein inneres Gefühl. Im Wettkampf versucht er, dieses Gefühl entstehen zu lassen, um damit das jeweilige Doppel zu treffen. Van den Bergh arbeitet daran – mit Erfolg, wie man sieht. Und er nimmt sich inzwischen in wichtigen Momenten eine Sekunde mehr Zeit, so wie Peter ihm das geraten hat. Das klingt bei diesen kurzen Zeiteinheiten fast albern, macht im Match aber einen gewaltigen Unterschied aus. Eine Sekunde kann manchmal lang sein. Man kennt van den Berghs Handbewegung, bei der sich beide Hände mit offener Handfläche vor dem Körper nach unten bewegen, um anzudeuten, dass jetzt Ruhe vonnöten ist.

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