Читать книгу Perfect Game - Elmar Paulke - Страница 14

Raymond van Barneveld ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es ist, den perfekten Zeitpunkt für ein Karriereende zu finden. Ein Thema, mit dem sich jeder Spitzensportler, gleichgültig in welcher Sportart, irgendwann beschäftigen muss. Die Auffassungen der Sportler und ihrer Fans liegen da meist weit auseinander, weil der Fan die Karriere ausschließlich am Erfolg festmacht. Für den Sportler selbst hat die eigene Laufbahn hingegen viel mehr Facetten: Es ist sein Leben, das plötzlich in einen neuen Abschnitt tritt.

„Barney“ hatte aus der Emotion heraus am 28. März 2019 schon einmal seinen Rücktritt erklärt, am Premier-League-Abend von Rotterdam. Damals legte er beim Walk-on seine Kette um den Hals seines Enkels. Es wirkte wie inszeniert, wie ein Plan. Doch das war es nicht. Ich erinnere mich gut, weil ich mit René Eidams, WM-Teilnehmer und DAZN-Experte, damals das Match kommentierte. Wir schauten uns in der Kommentatorenkabine irritiert an. Es war die Partie gegen Michael van Gerwen, vor 10 000 orange gekleideten Fans in der Ahoi-Arena. MVG zerlegte den großen „Barney“ mit 7:1. Und der ging von der Bühne und verkündete live im TV-Interview, aus der Emotion heraus, sein Karriereende. Ohne Absprachen mit seinem Manager, der große Augen bekam und „Barneys“ Aussage kurze Zeit später revidierte. Auch heute noch sagt van Barneveld: „Es war wahrscheinlich der richtige Zeitpunkt, meine Karriere zu beenden. Aber im Profisport spielen viele Faktoren eine Rolle.“ „Barney“ denkt dabei an Sponsoren-Deals, an laufende Verträge, aus denen man nicht so einfach aussteigen kann, ohne viel Geld zu verlieren.

Diese Situation damals in Rotterdam beschreibt gut, wie van Barneveld gestrickt ist. Er ist einer, der seinen Emotionen nicht einfach ausweichen kann. Ein offenes Buch, einer, dem man im Gesicht ablesen konnte, wie es um ihn stand.